Automobilindustrie

Ford emanzipiert E-Auto-Geschäft

Der US-Autobauer Ford hat sich entschieden, sein Elektroautogeschäft in eine eigene Sparte auszugliedern, nicht aber abzuspalten, wie es einige Investoren gefordert hatten.

Ford emanzipiert E-Auto-Geschäft

scd Frankfurt

Der US-Autobauer Ford wird die Entwicklung im Verbrenner- (ICE) und Elektroautogeschäft (EV) künftig separat vorantreiben und für die unabhängigen Geschäftsbereiche eigene Gewinn-und-Verlust-Rechnungen aufstellen. „Das ist kein Spin-off. Das ist besser als ein Spin-Off“, stellte CEO Jim Farley am Mittwoch in einer Pressekonferenz klar. Gerüchte über eine Abspaltung der EV-Aktivitäten hatte der Konzernchef erst wenige Tage zuvor mit Nachdruck dementiert.

Während die Investitionen in die von Farley selbst geführte EV-Sparte namens „Ford Model e“ kräftig steigen sollen, verspricht Finanzvorstand John Lawler für die Verbrenner-Einheit „Ford Blue“ eine Minderung der strukturellen Kosten um bis zu 3 Mrd. Dollar in den kommenden zwei bis drei Jahren. Wie genau die milliardenschweren Einsparungen erzielt werden sollen, steht offenbar noch nicht fest. „Nichts ist vom Tisch“, sagte der künftige Ford Blue President Kumar Galhotra allerdings. In bestimmten Bereichen nehme der Know-how-Bedarf ab. Dort werde Ford Blue reduzieren. Das soll helfen, die konzernweite operative Marge von zuletzt 7,3% bis 2026 auf 10% auszubauen (siehe Grafik).

CFO Lawler erklärte, das Elektroautogeschäft werde zwar zunächst keine schwarzen Zahlen schreiben. Dies dürfte sich mit der zweiten Fahrzeuggeneration aber ändern. Allein 2022 sollen 5 Mrd. Dollar in die Elektrifizierung investiert werden – eine Verdopplung früherer Pläne. Für die Jahre 2022 bis 2026 kalkuliert der US-Autobauer nun mit Investitionen von 50 Mrd. Dollar – 20 Mrd. Dollar mehr als bislang avisiert. Am Ende dieser Periode will Ford mindestens 2 Millionen E-Autos jährlich produzieren können. Das entspreche einem Drittel der gesamten Fertigung. Bis 2030 soll bereits die Hälfte aller Fords elektrifiziert sein. Bislang lag das Ziel zum Ende des Jahrzehnts bei 40%.

Die neu fokussierte Aufstellung, die noch den dritten Bereich Ford Pro beinhaltet, in dem im vergangenen Mai das Geschäft mit kommerziellen und regierungsnahen Kunden ge­bündelt wurde, soll es Ford erleichtern, die verschiedenen Herausforderungen von Verbrennern und Elektroautos besser adressieren zu können. Auch für das eigene Händlernetz hat Farley eine klare Botschaft: „Seid bereit, euch zu spezialisieren.“

Blue-Chef Galhotra will sich derweil nicht nur auf die Kosten fokussieren, sondern auch in die Weiterentwicklung traditionsreicher Sub-Marken wie Mustang, Bronco, F-Series und Maverick investieren. Eine komplette Trennung vom Verbrenner-Geschäft hat Farley ohnehin nicht im Sinn. Im Wettbewerb mit den auf Elektroautos spezialisierten Newcomern sei Blue Fords „Geheimwaffe“ und bringe Skaleneffekte sowie industrielle Erfahrung mit, die den Neulingen fehlten. „Wir werden Kostenvorteile bei Teilen haben, die nicht EV-spezifisch sind“, sagte Lisa Drake, die für die Industrialisierung der E-Autos zuständig sein wird.

Der Vorteil von Tesla und Co. der größeren Agilität und Innovationskraft will Ford durch die neue Struktur wettmachen. Die traditionelle Firmenstruktur sei in vielen Feldern, die für die Elektromobilität Bedeutung hätten, ungeeignet. Das habe Ford bei erfolgreichen EV-Projekten wie F-150 Lightning oder Mustang Mach-E festgestellt. „Mir ist egal, ob Sie Häschenpantoffeln tragen, aber wir brauchen die besten Leute“, so der EV- und Digital-Chef Doug Field.

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