Forschungserfolg für Daiichi Sankyo
mf Tokio – Ein neuartiges Medikament gegen eine weit verbreitete Brustkrebsvariante hat der Aktie des japanischen Pharmaherstellers Daiichi Sankyo den größten Kurssprung seit fast zwei Jahren beschert. Die Titel gingen gegen einen negativen Börsentrend mit einem Plus von 9,6% aus dem Handel. Der Grund: Laut einer ersten Zulassungsstudie hat das Medikament Enhertu das Leben von bestimmten Brustkrebskranken verlängert. In der Studie ging es um Patientinnen mit einer speziellen Art von fortgeschrittenem Tumor, der sich entweder schon weit ausgebreitet hat oder nicht operativ entfernen lässt. Diese Gruppe macht 55% der Brustkrebskranken aus.
Geringere Nebenwirkungen
Daiichi Sankyo hatte den Wirkstoff aus der Gruppe der Chemoimmunkonjugate ursprünglich entdeckt. Diese Stoffe schädigen im Unterschied zur Chemotherapie nur die Krebszellen und verschonen das gesunde Gewebe. Vor drei Jahren vereinbarte der britische Pharmariese AstraZeneca mit den Japanern die gemeinsame Entwicklung von Enhertu und sagte dafür Zahlungen bis zu 6,9 Mrd. Dollar zu. Denn Enhertu könnte eine zielgerichtete Behandlung von bis zu drei Mal mehr Brustkrebskranken ermöglichen und ihnen die schweren Nebenwirkungen einer Chemotherapie ersparen.
Bisher lässt sich nur Brustkrebs mit dem Wachstumsprotein HER2 gezielt behandeln, unter dem rund 20% der Kranken leiden. Dafür verwendet man das Medikament Herceptin von Roche sowie Enhertu. Nun untersuchen zwei Studien von Daiichi Sankyo und AstraZeneca die Wirksamkeit von Enhertu auf Patientinnen mit einem Tumor ohne das Protein HER2. Die erste der zwei Studien zeigte nun, dass die Sterblichkeit in diesen Fällen sinkt.
Hinter Takeda und Astellas ist Daiichi Sankyo mit einem Jahresumsatz von 962,5 Mrd. Yen (7,4 Mrd. Euro) die Nummer 3 in Japans Pharmabranche. In der Vergangenheit zielte das Portfolio auf Herz-Kreislauf-Medikamente ab. Aber im vergangenen Jahrzehnt verschob das Management den Fokus auf innovative Krebsbehandlungen. Zwischen 2021 und 2026 werden 1,5 Bill. Yen (11,5 Mrd. Euro) in die Erforschung neuer Wirkstoffe gegen Krebs investiert. Ein Fünftel davon fließt in Enhertu und andere Chemoimmunkonjugate.
Umsatzsprung erwartet
Der Wirkstoff Enhertu ist seit 2020 in mehreren Ländern für die Behandlung einiger Arten von Brust- und Blasenkrebs zugelassen. Im Ende März auslaufenden Geschäftsjahr erwartet Daiichi Sankyo bereits eine Umsatzverdopplung auf 61,2 Mrd. Yen (471 Mill. Euro). Eine Ausweitung der Therapie auf weitere Krebsarten würde Enhertu zu einem Blockbuster-Medikament für den japanischen Hersteller machen.