Frankreichs Reaktoren bereiten Sorgen
wü Paris
Der französische Stromversorger EDF muss sich immer mehr Sorgen um den von ihm in seiner Heimat betriebenen Atomkraftwerkspark machen. Denn inzwischen gibt es Anzeichen, dass alle der 56 Reaktoren von Korrosionsanomalien am Kreislauf des Notkühlsystems sowie einem anderen Kühlkreislauf betroffen sein könnten. Deshalb waren Mitte der Woche gerade einmal knapp 30 der Reaktoren normal in Betrieb.
EDF hatte zwischen Mitte 2021 bis Anfang 2022 durch die Korrosionsprobleme verursachte Risse an fünf Reaktoren in Civaux bei Poitiers, Chooz in den Ardennen und Penly bei Dieppe festgestellt und anschließend die Kontrollen ausgedehnt. Dabei ergaben Ultraschalluntersuchungen Hinweise, dass das Problem auch Reaktoren in Flamanville in der Normandie, im südwestfranzösischen Golfech, in Cattenom unweit der deutschen Grenze und Chinon an der Loire betreffen könnte. Dies wiederum bedeutet, dass das Problem bei allen Reaktorkategorien auftreten könnte.
Der Versorger muss die Reaktoren nun weiteren Prüfungen unterziehen. Dennoch hält er bisher an der bereits zweimal gesenkten Produktionsprognose für 2022 fest. Statt ursprünglich 330 bis 360 TWh erwartet er nur noch 295 bis 315 TWh. Sollte Emmanuel Macron nun wiedergewählt werden, will er zumindest einen Teil der Aktivitäten des hoch verschuldeten Versorgers wieder komplett verstaatlichen, allen voran die Atomaktivitäten, die Frankreich seine energiepolitische Unabhängigkeit sichern. Engie hat bereits Interesse an den erneuerbaren Energien von EDF bekundet.