Französische Iliad nimmt Telecom Italia ins Visier
TIM im Zentrum des Interesses
Nach Iliad und CVC offenbar auch mehrheitlich staatliche Post im Rennen um Telecom Italia
Telecom Italia (TIM) weckt Begehrlichkeiten. Angeblich sind sowohl die französische Iliad, zusammen mit CVC, als auch die mehrheitlich staatliche Poste Italiane an einem Einstieg bzw. einer Übernahme interessiert. Bestätigungen dazu waren nicht zu erhalten, aber der TIM-Aktienkurs legte am Montag zu.
bl/wü Mailand/Paris
Die Restrukturierung in Italiens Telekom-Branche scheint sich fortzusetzen. Angeblich plant die mehrheitlich staatliche und börsennotierte Post (Poste Italiane) einen Einstieg beim früheren Monopolisten Telecom Italia (TIM). Außerdem soll die französische Iliad – zusammen mit dem britischen Investor CVC – eine Übernahme von TIM sondieren. Womöglich drängt der italienische Staat, der über die mehrheitlich staatliche Cassa Depositi e Prestiti (CDP) knapp 10% der TIM-Anteile hält, darauf, dass das Unternehmen italienisch bleibt. Rom könnte über eine Golden-Power-Regelung eine unliebsame ausländische Übernahme verhindern.
Die anhaltenden Spekulationen haben den TIM-Aktienkurs innerhalb weniger Tage von etwa 26,5 Cent auf um die 30 Cent nach oben getrieben. Die Poste Italiane wollte gegenüber dieser Zeitung nicht zu den Gerüchten Stellung nehmen. Das Unternehmen ist über Poste Mobile unter Nutzung des Wind-Tre-Netzes als virtueller Anbieter präsent. Auch Iliad wollte die Gerüchte auf Anfrage der Börsen-Zeitung nicht kommentieren. TIM-Großaktionär Vivendi, der 23,75% der Anteile hält und gerichtlich gegen den Verkauf der TIM-Festnetzsparte vorgeht, ließ eine schriftliche Anfrage, ob der Konzern von Iliad kontaktiert worden sei und ob die TIM-Beteiligung zum Verkauf stehe, zunächst unbeantwortet.
Sehr wettbewerbsintensiv
Italiens Telekommunikationsmarkt ist sehr wettbewerbsintensiv – vor allem im Mobilfunksektor. Seit dem Einstieg von Iliad 2018 gibt es vier Netzbetreiber im Mobilfunknetz: Marktführer TIM, Vodafone, Wind Tre (CK Hutchinson) und Iliad. Ende September 2024 lagen im Festnetzsektor TIM mit 38% vor Vodafone (15,5%), Wind Tre (14,4%) und der Swisscom-Tochter Fastweb (13,1%). Die Abstände im Mobilfunksektor sind geringer: Hier lag TIM mit 27,1% knapp vor Vodafone (26,4%), Wind Tre (23,7%) und Iliad (10,5%).
Kampfpreise
Die Franzosen machen der Konkurrenz das Leben mit Kampfpreisen schwer und haben die Konsolidierung vorangetrieben. Iliad war im vergangenen Jahr an einer Übernahme von Vodafone Italia interessiert. Doch stattdessen übernahm die Swisscom, die schon vorher über die Internet-Tochter Fastweb präsent war, für 8 Mrd. Euro Vodafone Italia.
Nun soll Iliad zusammen mit CVC Vertreter der italienischen Regierung getroffen haben, um über eine TIM-Übernahme zu sprechen. Der Ex-Monopolist ist in einer Umbruchphase und hat die Festnetzsparte an KKR und den italienischen Staat verkauft. Verblieben sind die Sparten TIM Consumer, TIM Enterprise und das hoch rentable Brasilien-Geschäft, das etwa ein Drittel zum Umsatz und 45% zum Betriebsgewinn von TIM beiträgt. Der Verkauf erlaubte es TIM, sich von einem großen Teil der Belegschaft zu trennen und die Verschuldung auf zunächst 8 Mrd. Euro zu reduzieren.
Geschäft stabilisiert
Mit noch etwa 27.000 Mitarbeitern soll die Verschuldung inzwischen auf unter 7,5 Mrd. Euro reduziert worden sein. CEO Pietro Labriola, der an diesem Donnerstag die Jahreszahlen präsentieren will, dürfte 2024 nach Auffassung von Analysten das Brutto-Betriebsergebnis (Ebitda) um 10,1% auf 3,7 Mrd. Euro verbessert haben. Die Erlöse steigen wieder. Er hat das Geschäft stabilisiert. Aus dem Verkauf der Unterwasserkabel-Gesellschaft Sparkle und einer gerade gerichtlich verfügten Rückzahlung für den Erwerb einer Konzession durch den Staat fließen TIM insgesamt um die 2 Mrd. Euro zu.