Fraport profitiert von Reiselust
Fraport setzt Investoren auf Diät
Keine Dividende für 2023 und 2024 – Ausbauprojekte sorgen für negativen freien Cashflow
Das Geschäft des Flughafenbetreibers Fraport im In- und Ausland brummt, aber der Ausbau in Frankfurt und Lima kostet das Unternehmen Milliarden. Weil deshalb der freie Cashflow negativ bleibt und die Verschuldung hoch ist, gehen Aktionäre weiter leer aus. An der Börse geriet der Aktienkurs unter Druck.
lis Frankfurt
Der Flughafenbetreiber Fraport stimmt seine Aktionäre auf eine längere Durststrecke ein. Eine Ausschüttung soll es erst wieder geben, wenn sich das Verhältnis von Nettoverschuldung zu Ebitda (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) auf einen Wert unter 5 reduziert hat. Finanzvorstand Matthias Zieschang geht davon aus, dass das im Jahr 2026 der Fall sein wird, wenn die beiden großen Bauprojekte in Frankfurt und in Lima abgeschlossen sind. Für das Geschäftsjahr 2023 wird keine Dividende bezahlt und für 2024 vermutlich auch nicht, ergänzt Konzernchef Stefan Schulte. „Alles andere ist noch nicht entschieden“, betont der Fraport-Chef. Größte Anteilseigner von Fraport sind das Land Hessen und die Stadt Frankfurt, auch der größte Kunde Lufthansa ist mit 8,4% an Bord.
Im vergangenen Jahr lag das Verhältnis von Nettoverschuldung zum Ebitda bei 6,4, der Vorstand geht für das laufende Geschäftsjahr von einem ähnlichen Wert aus. Weil 2024 erneut Investitionen von 1,4 bis 1.5 Mrd. Euro vorgesehen sind, werde der freie Cashflow bei einem erwarteten Ebitda von 1,26 bis 1,36 Mrd. Euro wieder negativ sein – in einer Bandbreite von −490 bis −690 Mill. Euro. Allein rund 600 Mill. Euro sollen in das Frankfurter Terminal 3 fließen, das seinen Betrieb Anfang 2026 aufnehmen soll. Die Nettoverschuldung wird laut Zieschang Ende des Jahres bei 8,2 bis 8,4 Mrd. Euro liegen, nach 7,7 Mrd. Euro Ende 2023. Die Ausbauinvestitionen herausgerechnet, hätte der freie Cashflow 2023 bei rund 400 Mill. Euro statt der ausgewiesenen −656 Mill. Euro gelegen, rechnet der CFO vor. Zielgröße für 2030 ist rund 1 Mrd. Euro bei einem Ebitda von 2 Mrd. Euro.
Aktie verliert
Für das laufende Jahr hat sich das Management ein Ebitda von 1,26 bis 1,36 Mrd. Euro vorgenommen. Das wurde an der Börse nach 1,2 Mrd. Euro 2023 als zu wenig ehrgeizig wahrgenommen, der Kurs verlor mehr als 4%. Auch bei den Fluggastzahlen in Frankfurt ist das Management weniger zuversichtlich als noch vor einigen Monaten. Erwartet werden 61 bis 65 Millionen, das Vorkrisenniveau lag 2019 bei fast 71 Millionen. Die Probleme bei den Flugzeugherstellern Airbus und Boeing haben die Airlines gezwungen, die Flugpläne für den Sommer zu kürzen, erklärt der Fraport-Chef.
Grundsätzlich hinkt die Erholung an deutschen Flughäfen der in anderen europäischen Ländern hinterher, was Schulte mit den hohen Standortkosten erklärt, etwa der Luftverkehrsteuer, die dieses Jahr erneut steigen soll. In der Folge machen beispielsweise Low-Cost-Carrier derzeit „einen Bogen um Deutschland“. Auch die Streiks bei Lufthansa und bei den Sicherheitsdienstleistern belasten das Geschäft. Von Erlösausfällen von 10 Mill. Euro bisher in diesem Jahr spricht der Fraport-Chef.
Da hilft es, wenn man wie Fraport ein starkes Standbein im internationalen Geschäft hat. Dessen Entwicklung war auch 2023 „ein echtes Highlight“, so Zieschang. Ergebnisbringer war Fraport Greece, die dort gebündelten Flughäfen liegen bei den Fluggastzahlen deutlich über Vorkrisenniveau. 47% des Konzern-Ebitda erwirtschaftet das internationale Geschäft bei einem Umsatzanteil von 42,5%.
Die Pandemie abgeschüttelt hat auch das Konzern-Segment Aviation mit Erlösen von knapp 1,1 Mrd. Euro und einem Ebitda von 308 Mill. Euro. Weil im neuen Jahr die Entgelte in Frankfurt um 9,5% gestiegen sind, erwartet Fraport weitere Zuwächse. Allerdings, so betont Zieschang, sind auch die Ausgaben für Personal deutlich gestiegen – ein Plus von 9,3% wird hier für 2024 erwartet.