Flughafenbetreiber

Fraport stimmt auf weitere Dividenden-Nullrunde ein

Der Flughafenbetreiber rechnet für den kommenden Sommer mit 15 bis 25 % Wachstum. Die Frankfurter hoffen, durch mehr Personal und moderne Technik ein Chaos wie im Sommer 2022 vermeiden zu können.

Fraport stimmt auf weitere Dividenden-Nullrunde ein

hek Frankfurt – Der Flughafenbetreiber Fraport hat den Gewinn im vergangenen Jahr stärker gesteigert als erwartet. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) nahm 2022 nach Firmenangaben im Vergleich zum Vorjahr um 36 % auf 1,03 Mrd. Euro zu. Analysten hatten mit 1 Mrd. Euro gerechnet, Fraport hatte zuletzt zwischen 850 Mill. und 970 Mill. Euro angekündigt. Unter dem Strich stehen 166,6 Mill. Euro Überschuss, ein Anstieg um gut 80 % trotz Abschreibung des Engagements in Sankt Petersburg.

Jahreszahlen und Ausblick zeugen von einer kräftigen Erholung nach den verheerenden Geschäftseinbußen durch die coronabedingten Reiseeinschränkungen. Im abgelaufenen Jahr zählte der Konzern 48,9 Millionen Fluggäste in Frankfurt, nahezu eine Verdoppelung zu 2021. Für 2023 erwartet Fraport zwischen 57 Millionen und 63 Millionen Passagiere in Frankfurt – gut 80 bis etwa 90 % des Aufkommens im Vorkrisenjahr 2019. Im vergangenen Jahr verfehlte Deutschlands größter Flughafen das 2019er Niveau noch um 30,7 %.

Die internationalen Flughäfen, an denen Fraport beteiligt ist, erholten sich teils schneller als das Drehkreuz Frankfurt. Dabei stachen die griechischen Airports heraus: Sie begrüßten 2022 rund 4 % mehr Fluggäste als 2019 – ein Allzeithoch. Andere Hubs wie London und Paris hätten sich ebenfalls stärker erholt als Frankfurt, berichtet Vorstandschef Stefan Schulte in der Pressekonferenz.

Auf eine Ausschüttung müssen die Aktionäre angesichts der hohen Verschuldung weiter verzichten. Für das Jahr 2022 gehen die Anteilseigner leer aus, und auch für 2023 ist nach Firmenangaben keine Dividende zu erwarten. „Wir sind aber nah dran, dann positivere Botschaften geben zu können“, nährt Schulte Hoffnungen auf eine mittelfristige Rückkehr zu Dividendenzahlungen.

Weitere CT-Scanner

Die auf 7,06 Mrd. Euro gestiegenen Nettofinanzschulden (+10,8 %) entsprechen dem 6,9-fachen Ebitda – ein hoher Wert, aber weniger als 2021 mit dem 8,4-Fachen. Die Zielgröße liegt bei fünf. Für 2023 erwartet Fraport keinen weiteren Rückgang, was mit „anhaltenden Ausbauinvestitionen“ begründet wird.

Das Ebitda des laufenden Jahres siedelt Fraport bei 1,04 Mrd. bis 1,2 Mrd. Euro an. Bezogen auf die Mitte der Spanne ist das ein Anstieg um 9 % zu 2022. Der Anspruch sei, in der oberen Hälfte des Korridors zu landen, sagt CFO Matthias Zieschang. Damit entspreche der Ausblick den Analystenschätzungen, die im Schnitt bei 1,15 Mrd. Euro liegen. Das Nettoergebnis siedelt Fraport bei 300 Mill. bis 420 Mill. Euro an.

Nach verhaltenem Start sei das Aufkommen in Frankfurt ab April 2022 um bis zu 300 % geklettert, berichtet Schulte. Mangels Personal führte der Hochlauf zu teils chaotischen Zuständen. „Die Qualität war nicht in Ordnung“, räumt der CEO ein. „Das darf nicht wieder passieren.“ Für den kommenden Sommer stellt sich Fraport auf mehr als 15 bis 25 % Wachstum in Frankfurt ein.

Dafür wappnet sich Fraport mit mehr Personal und moderner Technik. Im laufenden Jahr will der Konzern 1 500 Mitarbeiter für die Bodenabfertigung von Flugzeugen anwerben. An den Sicherheitschecks werden weitere CT-Scanner eingesetzt. Das beschleunige die Kontrolle.

Mit Airlines, Flugsicherung und anderen Partnern arbeite man mit Hochdruck am Ressourcenaufbau für die Reisesaison 2023, sagt Schulte. Ziel sei ein stabiler Betrieb, „der auch für Sondersituationen robuster aufgestellt ist“. Das Personal bleibe aber ein Engpass, der deutsche Arbeitsmarkt sei angespannt: „Wir erwarten ein forderndes Jahr.“

Rückläufig war 2022 das Cargo-Aufkommen. Es schrumpfte um gut 13 % auf 2,0 Mill. Tonnen – Folge der Lockdowns in China, der Konjunkturabkühlung und auch der Einstellung des Russland-Flugverkehrs. Der Luftfracht-Boom der Coronazeit lief damit aus. Gleichwohl habe sich Frankfurt als führendes Fracht-Drehkreuz Europas behauptet, so Schulte.

Im Februar zählte Fraport 3,4 Millionen Fluggäste in Frankfurt, 60,9 % mehr als im Vorjahresmonat und noch 25 % weniger als 2019. Ohne den Streiktag im Tarifkonflikt des öffentlichen Dienstes und die IT-Systemstörung der Lufthansa wären es 167 000 Passagiere mehr gewesen.