Französische Startup-Szene

French Tech stabilisiert Finanzierungen

Nach einem starken Einbruch 2023 haben sich die Finanzierungen französischer Start-ups 2024 dank großer Runden stabilisiert.

French Tech stabilisiert Finanzierungen

Französische Start-ups

French Tech stabilisiert Finanzierungen

Französische Start-ups dank KI bei auf Platz 2 in Europa

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Gesche Wüpper, Paris

Trotz des unsicheren Umfeldes schlägt sich die französische Start-up-Szene wacker. Nach einem starken Rückgang im vergangenen Jahr haben sich die Finanzierungen in den ersten sechs Monaten 2024 wieder stabilisiert. Laut einer von EY zusammen mit dem Start-up-Verband La France Digitale veröffentlichten Studie haben 413 französische Jungunternehmen im ersten Halbjahr 4,26 Mrd. Euro eingesammelt, ähnlich viel wie im Vorjahreszeitraum.

2023 waren die Finanzierungen französischer Start-ups um 38% auf 8,3 Mrd. Euro eingebrochen, nachdem sie 2022 mit 13,5 Mrd. Euro einen Höhepunkt erreicht hatten. „Ende 2022 ist eine Ära zu Ende gegangen“, sagte EY-Partner Franck Sebag am Mittwoch auf dem jährlich von France Digitale veranstalteten FDDay. Denn die Covid-Zeit sei eine Phase des schnellen Geldes gewesen. Dennoch konnte Frankreich bei Finanzierungen von Start-ups im ersten Halbjahr seinen zweiten Platz in Europa verteidigen.

Dynamik dank KI

Allerdings bleibt der Abstand zu Großbritannien groß. So sammelten britische Jungunternehmen im ersten Halbjahr 8,5 Mrd. Euro ein, 1,5 Mrd. Euro mehr als im Vorjahreszeitraum; deutsche Start-ups dagegen nur 3,65 Mrd. Euro. Vier der fünf größten Finanzierungsrunden in Europa hätten in der ersten Jahreshälfte in Großbritannien stattgefunden, so die neueste Tech-Insights-Studie von KPMG. Dagegen sei die Dynamik in Deutschland und Skandinavien weniger ermutigend. Dort seien die Finanzierungen in den ersten sechs Monaten um 25% und 30% eingebrochen.

Auch wenn sich die French Tech wacker schlägt, offenbart ein Blick auf die Details große Kontraste. Denn die Dynamik in diesem Jahr hat sie vor allem ein paar großen Finanzierungsrunden zu verdanken, allen voran denen von Start-ups aus dem Bereich künstliche Intelligenz (KI). So sammelten die KI-Perlen Mistral AI, Electra und H Company 600 Mill. Euro, 304 Mill. Euro und 200 Mill. Euro ein, Hysetco (Wasserstoff-Mobilität) ebenfalls 200 Mill. Euro und Pigment (Planungssoftware) 135 Mill. Euro.

Kleinere Finanzierungsrunden nehmen ab

Poolside AI will jetzt dem Vernehmen nach fast 500 Mill. Dollar einsammeln. Sollte das gelingen, käme das Start-up, das wie Mistral KI-Sprachmodelle baut, auf eine Bewertung von 3 Mrd. Dollar, noch bevor es sein erstes Produkt lanciert hat. Bain Capital Ventures und der französische Milliardär Xavier Niel haben bereits in das Start-up investiert.

Kleinere Finanzierungsrunden von weniger als 100 Mill. Euro haben zuletzt nach Angaben von EY abgenommen. Die Risikokapital-Gesellschaften seien selber auf der Suche nach Liquidität, sowohl für die Rückerstattung von Investoren als auch für neue Fonds, heißt es in der Studie von EY und France Digitale.

„Wir haben dafür jetzt zum ersten Mal auch Venture-Capital-Fonds befragt“, erklärt Marianne Tordeux von France Digitale. Das sogenannte Dry Powder, die Summe der einsetzbaren verwalteten Vermögen, nähme ab, da mehr Gelder für die Refinanzierung von bereits im Portfolio enthaltener Start-ups genutzt würden.

Der Verband ist beunruhigt von der anhaltenden politischen Unsicherheit in Frankreich, das noch immer auf eine neue Regierung wartet. Man müsse wachsam sein, was Firmenpleiten angehe, meinen die Autoren der Studie. Bisher halten sie sich in Grenzen. 2023 ist die Zahl der Start-ups in Frankreich um 3.500 auf 15.000 gestiegen, ihr Umsatz um 27%.

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