Fulminanter Kursanstieg von Renk nach zweitem Anlauf an die Börse
Corporate Finance Award: Die Preisträger (4) IPO
Fulminanter Kursanstieg nach dem zweiten Anlauf
Der Börsengang von Renk gelang vor 14 Monaten in rasantem Tempo im zweiten Versuch – Vorstandschef Sagel: Es war ein Katalysator
Von Joachim Herr, München
Es hätte kaum eine bessere Phase für den Börsengang von Renk geben können als den Februar 2024. Zwei Jahre nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine erschienen Rüstungswerte an der Börse längst in einem ganz anderen Licht, einem besseren. Das gilt bis heute. Die Erkenntnis ist bitter, dass sich die Demokratie und die Freiheit der westlichen Welt nur mit ertüchtigten Armeen und moderner Technik gegen Autokraten und Aggressoren verteidigen lassen – an erster Stelle gegen den russischen Präsidenten Wladimir Putin. „Wir müssen aufrüsten, um Krieg zu vermeiden“, sagt Alexander Sagel, der Vorstandsvorsitzende von Renk, im Gespräch mit Blick auf Deutschland und die anderen Nato-Staaten.
Die von Politikern wie Bundeskanzler Olaf Scholz ausgerufene Zeitenwende hat ihren Preis. Der ist für Deutschland und die anderen europäischen Staaten neuerdings noch weiter gestiegen. Der Grund ist der Beginn der zweiten Präsidentschaft von Donald Trump in den USA. Schnell wurde in den vergangenen Monaten und Wochen klar, dass die Nato-Großmacht für die anderen Mitglieder des Verteidigungsbündnisses kein verlässlicher Partner mehr ist. Die Ukraine hat berechtigte Zweifel an einer fortgesetzten Unterstützung der USA.
Trump kann triumphieren
Trump dürfte das Bemühen um mehr Sicherheit der EU-Länder mit Genugtuung beobachten: Um die Forderung aus seiner ersten Amtszeit, die Militärausgaben auf mindestens 2% des Bruttoinlandsprodukts zu steigern, geht es überhaupt nicht mehr. 3, 4 und sogar 5% sind nun die Größenordnungen, die die europäischen Staaten anpeilen. Trump kann triumphieren; er hat sein Ziel erreicht und ist auf bestem Weg, es sogar zu übertreffen.
Trumps Vision bis Wahn, die Vereinigten Staaten wieder ganz groß zu machen, hat den deutschen Rüstungswerten an der Börse – Rheinmetall, Hensoldt, und Renk – zu Kurssprüngen ihrer Aktien verholfen. Seit Jahresbeginn ist der Wert von Renk auf mehr als das Zweieinhalbfache gestiegen. Der Auftragsbestand des Augsburger Unternehmens liegt auf einem rekordhohen Niveau, der Umsatz stieg im vergangenen Jahr um mehr als 23% und auch für die nächsten Jahre rechnet der Vorstand mit einem jeweils zweistelligen Wachstum.
Seit knapp einem Monat im MDax
Seit dem 24. März in diesem Jahr ist Renk, Hersteller von Antrieben für militärische und zivile Anwendungen – etwa Getriebe für Panzer –, Mitglied im MDax. Die Marktkapitalisierung macht inzwischen rund 5 Mrd. Euro aus. „Wir freuen uns sehr über den Aufstieg in den zweitwichtigsten deutschen Börsenindex in der noch jungen Börsenhistorie von Renk“, kommentierte Vorstandschef Sagel die Aufnahme in den MDax. Er ist seit April 2024 im Vorstand und seit Februar 2025 der Vorsitzende. Zum IPO hatte Susanne Wiegand an der Spitze von Renk gestanden.
Absage am Vorabend
Anfangs hatte sich der Finanzinvestor Triton mit einem Börsengang von Renk noch recht schwer getan. Erst im zweiten Anlauf gelang am 7. Februar 2024 das Initial Public Offering (IPO), für das das Unternehmen den Corporate Finance Award in dieser Kategorie erhält. Im Oktober 2023 hatte Triton den Börsengang kurzfristig abgesagt – am Vorabend der geplanten Erstnotiz. Begründet wurde die Entscheidung damit, dass sich das Marktumfeld spürbar eingetrübt habe. Die Nachfrage nach den Aktien war zu gering. Die Befürchtung, die Zinsen könnten länger auf einem hohen Niveau bleiben, hatte die Stimmung an den Börsen vermiest.
Anja Mänz-Siebje, die damals die Finanzabteilung der Renk GmbH leitete, erinnert sich im Gespräch: „Wir waren alle super enttäuscht, weil wir haben uns so angestrengt.“ Doch die Niedergeschlagenheit dauerte nicht lange: „Wir haben gesagt, okay, das kann es nicht gewesen sein. Das machen wir jetzt nochmal, weil wir sind einfach gut, und das schaffen wir."
„Massiver Rückenwind“
Der zweite Versuch gelang tatsächlich via Privatplatzierung und in rasantem Tempo zum Emissionspreis von 15 Euro je Aktie – ohne Roadshow und Bookbuilding. Privatanleger waren für diese Form ausgeschlossen. Deshalb musste das Orderbuch für die Aktien von Renk nicht – wie sonst vorgeschrieben – für mindestens sechs Tage geöffnet sein.
„Dieser ganze IPO-Prozess hat das Team extrem zusammengeschweißt“, sagt Mänz-Siebje. Im Oktober des vergangenen Jahres wurde sie Nachfolgerin von Finanzvorstand Christian Schulz, der das Unternehmen verließ, um eine Auszeit zu nehmen.
„Jedes Quartal im Schaufenster“
Vorstandschef Sagel bezeichnet den Börsengang als Professionalisierung und als Motivation, um das Unternehmen für höhere Wachstumsraten fit zu machen: „Es war ein Katalysator." Jedes Quartal werde Renk nun ins Schaufenster gestellt und müsse Geschäftszahlen präsentieren.
Die geopolitische Entwicklung gebe der Verteidigungsindustrie „für eine ziemlich lange Zeit einen massiven Rückenwind“. Renk müsse liefern. Sagel erinnert daran, dass 2024 erstmals die Umsatzmilliarde erreicht wurde und fügt hinzu: „In den nächsten zwei, drei Jahren werden wir unseren Umsatz verdoppeln.“
Zwei Cornerstone-Investoren
Als Cornerstone-Investor, der vor dem eigentlichen IPO investieren darf, stieg der deutsch-französische Panzerhersteller KNDS ein, einer der wichtigsten Kunden von Renk. In diesem Frühjahr stockte das 2015 als Joint Venture von Krauss-Maffei Wegmann und Nexter Systems seinen Anteil auf: Die Zustimmung von Behörden vorausgesetzt, wird KNDS bald größter Aktionär von Renk sein mit einem Anteil von 25,1%. Mit der im Februar ausgeübten Option erwirbt der Panzerkonzern Aktien von Triton. Der Anteil des Finanzinvestors, der seit 2020 nach dem Kauf der Mehrheitsanteile von Volkswagen dabei ist, verringert sich dann auf gut 15%. Als zweiter Cornerstone-Investor engagiert sich seit der Erstnotiz von Renk die US-amerikanische Fondsgesellschaft Wellington Management. Wellington ist auch an Rheinmetall und Hensoldt beteiligt.
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