Galderma will mit IPO mehr als 2 Mrd. Dollar für Schuldenabbau einspielen
Galderma-IPO soll Milliarden einspielen
Finanzinvestor EQT bringt Hautpflegeunternehmen an die Schweizer Börse – Signalwirkung für weitere Börsenkandidaten
cru Frankfurt
Das Hautpflegeunternehmen Galderma will an die Schweizer Börse gehen. Noch ist nicht klar, wann genau der Eigentümer des Unternehmens, der schwedische Finanzinvestor EQT, das IPO über die Bühne bringen will. Laut Mitteilung vom Mittwoch indes soll der Schritt der früheren Nestlé-Tochter aus Lausanne insgesamt 2,3 Mrd. Dollar in die Kassen spülen. Auch EQT will einen kleineren Betrag mit dem Verkauf bestehender Aktien einspielen.
Damit handelt es sich voraussichtlich um den bisher größten Börsengang in diesem Jahr in Europa und das größte Debüt in der Schweiz seit 2017. Der Startschuss für das Galderma-IPO folgt unmittelbar auf die „Intention to Float“ der Parfümeriekette Douglas aus dem Portfolio der Private-Equity-Firma CVC am Montag. Nach einer solchen Ankündigung dauert es meist rund vier Wochen, bis die Titel zum ersten Mal gehandelt werden.
Federführend mit der Transaktion betraut sind Goldman Sachs, Morgan Stanley und UBS. Ein Börsengang von Galderma war schon seit mehr als zwei Jahren ein Thema. EQT hatte bereits Anfang 2022 einen zweigleisigen Verkaufsprozess aufgegeben, um sich auf ein IPO zu konzentrieren. Das IPO stand kurz vor dem Start im Jahr 2023. Doch dann zögerten die Banker. Denn man hätte beim Börsengang eine umfangreiche Kapitalerhöhung von 3 Mrd. Dollar gebraucht, um Schulden zu reduzieren. Ein Teil dieses Geldes wurde zwischenzeitlich per Privatplatzierung von 1 Mrd. Dollar besorgt.
Noch gibt Galderma nicht allzu viel preis zum neuen Anlauf. Zuvor hieß es in Finanzkreisen, Galderma solle beim Börsengang mit bis zu 20 Mrd. Euro inklusive Schulden bewertet werden. Klar ist nur, dass die Firma über eine Kapitalerhöhung 2,3 Mrd. Dollar einnehmen will. Denn das Unternehmen ist hoch verschuldet. Das Geld werde zur Stärkung der Bilanz und Rückzahlung sowie Refinanzierungen von Schulden eingesetzt, teilte Galderma mit.
Hoch verschuldet
Die Ratingagentur Fitch beziffert den Verschuldungsgrad auf das 6,4-Fache des operativen Gewinns (Ebitda). Galderma ist ein großer Spieler im Dermatologiemarkt und hat 2023 einen Umsatz von 4,1 Mrd. Dollar erzielt. Währungsbereinigt war das ein Anstieg um 8,5%. Die Firma ist im Besitz eines Konsortiums um die schwedische Private-Equity-Gruppe EQT, die das Unternehmen im Jahr 2019 für über 10 Mrd. Dollar von Nestlé gekauft hatte. Dem EQT-Konsortium gehören auch die Staatsfonds GIC aus Singapur und die Abu Dhabi Investment Authority an.
Vor Galderma und Douglas waren in diesem Jahr bereits der Panzergetriebehersteller Renk in Frankfurt, der Nachtsichtgerätespezialist Theon International in Amsterdam und der Airport Athen an die Börse gegangen und hatten danach erhebliche Kursgewinne verzeichnet. Insofern hoffen Investmentbanker auf eine Wiederbelebung des IPO-Markts nach zwei Jahren Flaute. Sie gehen davon aus, dass ein erfolgreicher Börsengang von Galderma eine Signalwirkung auf weitere Kandidaten in Europa haben könnte, die meisten davon ebenfalls aus Private-Equity-Besitz. Nächste größere IPO-Kandidaten sind der Generikahersteller Stada aus dem Portfolio von Bain und Cinven sowie der familiengeführte spanische Modekonzern Puig und der Wissenschaftsverlag Springer Nature aus dem Besitz von BC Partners.
Das bereinigte Ebitda von Galderma kletterte 2023 um 21,4% auf 942 Mill. Dollar. Die Firma bietet neben Sonnenschutzmitteln und Produkten gegen Hautalterung auch Arzneimittel gegen Akne, Schuppenflechte oder Hautkrebs an. Für 2023 wird ein Umsatzwachstum von 7 bis 10% angepeilt - bei gleicher Marge.
Galderma hat diverse Konkurrenten aus verschiedenen Branchen. Je nach Geschäftsbereich gehören der Botox-Hersteller Allergan, der Kosmetikkonzern L'Oreal und das Pharmaunternehmen Sanofi zu den Wettbewerbern. Als Konsumgüter- und Gesundheitskonzern ist Galderma vergleichsweise wenig von der Gesamtkonjunktur abhängig und ist damit leichter an die Börse zu bringen als eine Firma mit einem schwankungsanfälligen oder riskanten Geschäft. Das letzte größere IPO an der Six war 2017 der Stromzähler Landis+Gyr.
Der Finanzinvestor EQT hatte Galderma 2019 für 10 Mrd. sfr erworben. Jetzt soll der Schweizer Hautpflegekonzern beim Börsengang mit bis zu 20 Mrd. Euro bewertet werden. Mit dem geplanten Emissionserlös von 2,3 Mrd. Dollar soll die hohe Verschuldung mit dem Sechsfachen des Gewinns abgebaut werden.