Sanierung

Gläubiger von Leoni für Teil­ent­schuldung

Die Banken und die Mehrheit der Schuldscheingläubiger stimmen dem Sanierungskonzept des Autozulieferers zu. Der österreichische Investor Stefan Pierer nimmt damit eine Hürde zum Alleingesellschafter.

Gläubiger von Leoni für Teil­ent­schuldung

jh München

Der Autozulieferer Leoni ist auf dem Weg zur Sanierung seiner Finanzen einen entscheidenden Schritt vorangekommen. Die Konsortialbanken und eine Mehrheit der Schuldscheingläubiger einigten sich mit dem österreichischen Investor Stefan Pierer auf ein Konzept. Im Rahmen eines sogenannten vorinsolvenzlichen Sanierungsverfahrens (StaRUG) soll das Nürnberger Unternehmen „wesentlich entschuldet, mit frischer Liquidität ausgestattet und die Finanzierung für die kommenden Jahre sichergestellt“ werden, wie Leoni ankündigt. Mit diesem Verfahren können Mehrheitsentscheidungen gegen den Widerstand von Gläubigern durchgesetzt werden. Leoni erwartet, dass die Sanierung der Finanzen im Sommer abgeschlossen werden kann.

Auch die Zustimmung der Bürger sei mittlerweile gesichert, berichtet Leoni. Der Bund sowie die Bundesländer Bayern, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen gingen während der Coronakrise 2020 für 90% eines Betriebsmittelkredits in Höhe von 330 Mill. Euro ins Risiko. Noch offen ist für das Konzept nach Angaben des Unternehmens die Freigabe nach dem Fusionskontrollrecht. Zudem wird auf andere „übliche Vorbehalte“ hingewiesen.

In der vergangenen Woche hatte das Unternehmen von fortgeschrittenen Verhandlungen über ein Sanierungskonzept berichtet. Seitdem war der Aktienkurs von etwa 2,80 Euro auf einen Tiefstand von 17 Cent abgestürzt. Denn die Aktionäre erleiden einen Totalverlust. Nach der Einigung auf das Sanierungskonzept am Montag schoss der Wert der Aktie dennoch in die Höhe – in der Spitze um das Vierfache auf 99 Cent.

Das Konzept öffnet dem Investor Stefan Pierer, der zuletzt etwas mehr als 20% der Leoni-Aktien besaß, den Weg zum Alleingesellschafter. Wie vor knapp einer Woche angekündigt, soll eine neue Gesellschaft Pierers nach einem Kapitalschnitt mit einer Herabsetzung des Grundkapitals auf null Euro neue Aktien für eine Barkapitalerhöhung von 150 Mill. Euro zeichnen. Den Gläubigern gewährt Pierer eine spätere Wertaufholung.

Vorstandsvorsitzender von Leoni wird der Pierer-Manager Klaus Rinnerberger, der seit Mai 2022 Aufsichtsratschef von Leoni ist. Bis dahin ist der Sanierungsexperte Hans-Joachim Ziems Vorstandssprecher. Ziems bezeichnet das Sanierungskonzept als „Befreiungsschlag, um Leoni wieder auf ein stabiles Fundament zu stellen“. Die Verbindlichkeiten gegenüber Banken und Schuldscheingläubigern sollen sich um 708 Mill. Euro und damit um knapp die Hälfte reduzieren.

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