Go-Ahead verschiebt erneut Geschäftszahlen
hip London
Die britische Bus- und Bahngesellschaft Go-Ahead Group hat die Veröffentlichung ihrer Ergebnisse für das im Juni abgelaufene Geschäftsjahr erneut verschoben. Im September hatte der Staat den Betrieb der englischen Bahnstrecken übernommen, die seit 2006 von einem Gemeinschaftsunternehmen mit Keolis bedient wurden, weil einbehaltene staatliche Gelder im Umfang von mehr als 25 Mill. Pfund nicht ausgewiesen wurden. CFO Elodie Brian trat daraufhin zurück. Eine unabhängige Überprüfung ergab, dass London South Eastern Railway (LSER) in der Zusammenarbeit mit dem Verkehrsministerium „schwerwiegende Fehler“ unterlaufen sind.
Wie die börsennotierte Mutter per Pflichtveröffentlichung mitteilte, sind der Board und der Wirtschaftsprüfer Deloitte der Ansicht, dass mehr Zeit benötigt wird, um die Auswirkungen der Untersuchungsergebnisse auf die Geschäftszahlen zu berücksichtigen. Man werde das Zahlenwerk vor Ende Januar 2022 vorlegen. Go-Ahead hat aber nach den Regeln der britischen Finanzaufsicht FCA (Financial Conduct Authority) nur noch bis zum 3. Januar Zeit dafür. Ab dem 4. Januar wird die Aktie so lang vom Handel ausgesetzt, bis die Zahlen vorgelegt worden sind. Die Verzögerung betrifft auch die Schulden des Unternehmens, deren Konditionen die Veröffentlichung von Geschäftszahlen innerhalb eines gewissen Zeitrahmens vorsehen.
Einbehaltene Gebühren
Wie die „Daily Mail“ berichtet, geht es um Gebühren, die LSER privaten Investoren für die Nutzung der Hochgeschwindigkeitsstrecke HS1 bezahlt, die Kent mit London verbindet. Der komplexe Betreibervertrag von LSER sah wiederum vor, dass der Bahnbetreiber von der Regierung Gebühren erhält, um sie an HS1 weiterzureichen. Übriges Geld sollte an den Staat zurückgegeben werden. Das sei nicht passiert. Die identifizierten Fehler reichten bis ins Jahr 2014 zurück. In der Pflichtveröffentlichung gibt Go-Ahead zu, vertragliche Verpflichtungen verletzt zu haben. Man habe sich dafür beim britischen Verkehrsministerium entschuldigt. Möglicherweise werde die Gruppe eine Geldstrafe erhalten, deren Höhe bislang nicht absehbar sei. Man diskutiere derzeit mit Deloitte, ob dafür Rückstellungen gebildet werden müssen.
In Norwegen habe es bislang noch keine Einigung mit der Regierung über die Finanzierung des Bahnverkehrs gegeben. Sollte keine zufriedenstellende Übereinkunft erzielt werden, sei mit einer „wesentlichen Rückstellung“ für mögliche Verluste zu rechnen. Go-Ahead ist auch in Bayern aktiv. Dort haben die Briten den Zuschlag für die Strecken des Elektronetzes Allgäu und der Augsburger Netze erhalten. Dafür wurden bereits im ersten Halbjahr 26 Mill. Pfund zurückgestellt. Für das Gesamtjahr ist nach einer weiteren Überprüfung des Ausblicks mit einer Aufstockung um 10 Mill. Pfund zu rechnen. Liberum Capital stellte ihre Anlageempfehlung unter Verweis auf die „nicht zu quantifizierenden Belastungen“ in der Bahnsparte auf den Prüfstand.