Google bremst Personalaufbau
kro Frankfurt
Google und Microsoft treten aus Sorge vor einer drohenden Rezession bei der Personalgewinnung jetzt noch deutlicher als bislang angekündigt auf die Bremse. So hat der Suchmaschinenriese nun einen zweiwöchigen Einstellungsstopp verhängt, nachdem er der Belegschaft vergangene Woche in einer internen Mail verkündet hatte, das Tempo bei den Einstellungen für den Rest des Jahres zu verlangsamen.
„Wir werden die Zeit nutzen, um unseren Personalbedarf zu überprüfen und uns an einer neuen Reihe priorisierter Personalanfragen für die kommenden drei Monate auszurichten“, schrieb Senior Vice President Prabhakar Raghavan in einer E-Mail, die dem Online-Magazin „The Information“ vorliegt. Bereits zugesagte Jobangebote seien von dem Einstellungsstopp nicht betroffen.
Google hatte die Belegschaft erst im zweiten Quartal deutlich aufgestockt und sich 10 000 neue Mitarbeiter an Bord geholt, wie Sundar Pichai, CEO des Mutterkonzerns Alphabet, vergangene Woche hatte durchblicken lassen. Im ersten Quartal waren bei Alphabet netto etwa 7400 Mitarbeiter hinzugekommen. Die zusammengerechnete Zahl an zusätzlich geschaffenen Jobs lag somit bereits zum Ende des zweiten Quartals gar nicht so weit entfernt von der Zahl neuer Stellen, die im gesamten vorherigen Geschäftsjahr hinzugekommen ist (etwa 21 200). Die wirtschaftliche Unsicherheit gehe letztlich aber auch an Google nicht vorbei, wie Pichai erklärte. „Wie alle anderen Unternehmen sind wir nicht immun gegen wirtschaftlichen Gegenwind.“
So sehen das derzeit offenbar auch viele andere Tech-Konzerne. Microsoft hatte seine Mitarbeiter bereits Ende Mai darauf aufmerksam gemacht, dass das Tempo bei den Neueinstellungen in den Windows-, Office- und Teams-Gruppen künftig gedrosselt werden würde. Zum Ende des vergangenen Geschäftsjahres beschäftigte der Konzern weltweit noch rund 181 000 Mitarbeiter. Einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg zufolge wurden davon Anfang des Monats etwas unter 1 % entlassen, wovon unter anderem die Bereiche Consulting und Customer Solutions betroffen waren.
Drosselung im Cloud-Geschäft
Darüber hinaus hat der Hard- und Softwarehersteller nun beschlossen, viele offene Stellenanzeigen zu streichen. Dies betreffe auch das wachstumsstarke Cloudgeschäft sowie den Security-Software-Bereich. Bei den Einschnitten bleibe es auf absehbare Zeit, hieß es. Bereits zugesagte Stellenangebote würden jedoch eingehalten, außerdem werde es Ausnahmen für kritische Rollen geben. „Microsoft wird die Mitarbeiterzahl auch im kommenden Geschäftsjahr erhöhen und wir werden einen zusätzlichen Fokus darauf legen, wo die neuen Ressourcen eingesetzt werden“, zitiert Bloomberg einen Unternehmenssprecher. Bei Microsoft beginnt das Geschäftsjahr im Juli. Das Unternehmen plant, die Ergebnisse zum vierten Quartal am 26. Juli vorzulegen. Am gleichen Tag gibt auch Google Einblick in die Geschäftszahlen aus dem zweiten Quartal. Zwei Tage später folgt Apple mit Veröffentlichung der Q3-Zahlen.
Wie zu Beginn der Woche bekannt geworden ist, strebt auch der iPhone-Konzern eine Verlangsamung bei den Neueinstellungen und Investitionen in einigen Abteilungen an, um mit einem möglichen konjunkturellen Abschwung fertig zu werden. Ende September zählte Apple 154 000 Mitarbeiter, das waren 7000 mehr als im vorherigen Geschäftsjahr.
In der Vergangenheit kam eine Drosselung der Neueinstellungen bei Apple eher selten vor. Anfang 2019 trat der Konzern bei der Personalgewinnung schon einmal auf die Bremse, nachdem die iPhone-Verkäufe in China die Erwartungen verfehlten. Ansonsten aber hatte Apple in den vergangenen Jahren stark in Forschung und Entwicklung investiert, aggressiv Mitarbeiter von der Konkurrenz eingestellt und mehrere neue Produkte auf den Markt gebracht. Letzteres ist auch für das kommende Geschäftsjahr geplant, zum Beispiel mit dem Verkaufsstart einer Mixed-Reality-Brille − die erste neue Produktkategorie seit der Apple Watch, die 2015 an den Start ging.
Neben Google, Microsoft und Apple hatten zuletzt auch andere Tech-Firmen wie der Facebook-Mutterkonzern Meta, Salesforce, Twitter und Spotify Neueinstellungen verlangsamt.