Der Windkraftanlagenbauer Nordex hat am Sonntagabend eine Kapitalerhöhung um 10% des Grundkapitals angekündigt. Das in Hamburg ansässige Unternehmen teilte mit, bei der Maßnahme würden gut 16 Millionen Aktien mit Bezugsrechtsausschluss im Wege einer Privatplatzierung an die spanische Ankeraktionärin Acciona zu 8,70 Euro je Aktie ausgegeben. Der Preis entspricht dem Schlusskurs der Nordex-Aktie vom vorigen Freitag. Den Brutto-Emissionserlös aus der Kapitalerhöhung bezifferte Nordex mit 139,2 Mill. Euro.

Die Kapitalerhöhung ist den Angaben zufolge Teil der Strategie, die Liquidität der Gesellschaft zu erhöhen und die Bilanz zu stärken, um diese gegen die kurzfristigen Risiken, denen der Sektor ausgesetzt sei, abzusichern. Das Unternehmen, das in den vergangenen vier Geschäftsjahren rote Zahlen geschrieben und seit 2019 im Rahmen von vier Kapitalerhöhungen über mehr als 1 Mrd. Euro aufgenommen hat, hatte erst vor einer Woche über einen im ersten Quartal auf −150,5 (i.V. −54,7) Mill. Euro erhöhten Konzernverlust, eine per Ende März 20,5% von 25,9% am Jahresende 2021 gesunkene Eigenkapitalquote sowie eine Nettoliquidität von 314,6 (Ende 2021: 423,7) Mill. Euro berichtet.

Als Grund für den Umsatzrückgang im ersten Quartal verglichen mit der Vorjahreszeit um gut 25% wurden eine geplante Produktionsumstellung auf andere Blätter und eine witterungsbedingt geringere Installationsleistung angegeben. Das operative Ergebnis (Ebitda) fiel einschließlich Neuausrichtungskosten von 36,9 Mill. Euro mit −88,9 (10,4) Mill. Euro negativ aus. Infolge eines Cyber-Vorfalls Ende März hatte Nordex die Publikation der Erstquartalszahlen vom 12. Mai auf den 21. Juni verschoben. Wegen nicht rechtzeitiger Zahlenvorlage schied die Aktie des Windturbinenbauers aus den Indizes SDax und TecDax aus.

Nordex betonte bei Bekanntgabe der Kapitalerhöhung, man bleibe weiter gut positioniert, mittelfristig eine verbesserte Profitabilität mit dem strategischen Ziel einer Konzern-Ebitda-Marge von 8% zu erreichen, sobald sich das Marktumfeld stabilisiert habe und sich Preiserhöhungen bei neuen Aufträgen auswirkten. Das Unternehmen hofft infolge der Ausrichtung vieler Länder auf strenge Emissionsziele auf einen Windenergie-Boom mit einer langfristig deutlich steigenden Nachfrage in der Branche.

Nordex-Vorstandschef José Luis Blanco erklärte, das erneut verstärkte Engagement von Acciona, Nordex mit zusätzlichem Eigenkapital zu unterstützen, sei eine wichtige Säule der künftigen Geschäftsentwicklung. Zudem sei die Kapitalerhöhung, mit der sich der Acciona-Anteil an Nordex um 6 Prozentpunkte auf rund 39,6% erhöht, ein „klarer Vertrauensbeweis in das enorme Potenzial der Onshore-Industrie und in unser Unternehmen“. Das Bekenntnis von Acciona ließ die Nordex-Aktie am Montag in der Spitze um bis zu 11,8% haussieren. Der Schlusskurs auf Xetra war 9,16 Euro (+5,3%).