Foodtech

Großbritannien erlaubt Laborfleisch in Heimtierfutter

Das Londoner Start-up Meatly will künstlich gezüchtetes Hähnchenfleisch in die Fressnäpfe von Hund und Katze bringen. In der Heimat hat es dafür nun die behördlichen Freigaben erhalten – als weltweit erstes Unternehmen, wie es mitteilt.

Großbritannien erlaubt Laborfleisch in Heimtierfutter

Laborfleisch nimmt weitere Hürde

Britisches Start-up erhält grünes Licht für Verkauf von kultiviertem Fleisch in Heimtierfutter – Firmen feilen an Skalierung

Das Londoner Start-up Meatly will künstlich gezüchtetes Hähnchenfleisch in die Fressnäpfe von Hund und Katze bringen. In der Heimat hat es dafür nun – nach eigenen Angaben als weltweit erste Firma – die behördliche Freigabe erhalten. Trotz andauernder Diskussionen über die Technologie wächst die Zahl der Wettbewerber.

kro Frankfurt

Über das Für und Wider von im Labor gezüchteten Fleisch wird immer wieder heftig diskutiert, und bislang sind solche Erzeugnisse nur in wenigen Ländern und nur für bestimmte Hersteller zugelassen. In Europa wird die Technologie nun allerdings erstmals für ein Start-up zum veritablen Geschäftsmodell: Das britische Unternehmen Meatly hat von in dem Land zuständigen Behörden eine Freigabe für den dortigen Verkauf von Heimtierfutter mit kultiviertem Hähnchenfleisch erhalten, wie die Firma mitteilte. Man sei damit das erste Unternehmen der Welt, dem eine solche Zulassung erteilt wurde, so das 2022 gegründete Start-up. Der Verkauf erster Kostproben soll noch in diesem Jahr beginnen. Den Start der Produktion im industriellen Maßstab peilt Meatly in den kommenden drei Jahren an.

„Signifikanter Meilenstein“

CEO Owen Ensor zeigte sich stolz über die Genehmigung, die ein „signifikanter Meilenstein für die europäische Laborfleischindustrie“ sei. „Wir beweisen damit, dass es einen sicheren und kapitalschonenden Weg gibt, um kultiviertes Fleisch schnell auf den Markt zu bringen.“

Kultiviertes Fleisch wird nicht aus der Schlachtung eines Tieres gewonnen, sondern durch künstliche Vermehrung tierischer Zellen im Stahltank. Das daraus entstehende Fleisch ist in seiner Beschaffenheit identisch zu konventionell erzeugtem Fleisch. Befürworter der Technologie sehen vor allem die Chance, von der Massentierhaltung wegzukommen und den Proteinbedarf der wachsenden Weltbevölkerung auf klimaschonende Art zu decken. Kritiker weisen unter anderem auf den hohen Stromverbrauch und auf den bislang geringen Output hin. Darüber, wie groß der ökologische Fußabdruck durch Laborfleisch in Zukunft sein wird, ist sich die Wissenschaft noch uneinig.

Am Markt hoffen dennoch immer mehr Hersteller auf einen Durchbruch. Wurden vor zehn Jahren weltweit genau zwei Unternehmen gezählt, die sich mit der Züchtung von synthetischem Fleisch befasst hatten, sind es laut der Nichtregierungsorganisation Good Food Institute mittlerweile 174. Die meisten davon sind den USA, in Israel sowie in Großbritannien angesiedelt. In Deutschland zählte die NGO zuletzt acht Firmen.

Eine von ihnen, das Hamburger Start-up Bluu Seafood, das zellbasierte Fischprodukte wie Fischstäbchen herstellt, hatte vor einem Jahr in einer Series-A-Finanzierungsrunde 16 Mill. Euro eingesammelt – unter anderem von LBBW Venture Capital und Delivery Hero. Im April dieses Jahres eröffnete die Firma ihre erste Pilotanlage in der Hansestadt. Wie viele andere Wettbewerber treibt Gründer und CEO Sebastian Rakers derzeit unter anderem das Ziel der Preisparität um. „Wenn die Skalierbarkeit und die Marktbedingungen günstig sind, werden wir in drei Jahren in der Lage sein, kultivierten Fisch zu Großhandelspreisen anzubieten“, ließ sich der Unternehmer damals zitieren. Das Start-up rechnet damit, seine erste Zulassung Anfang 2025 in Singapur zu bekommen.

Der Stadtstaat hatte Ende 2020 als erstes Land der Welt kultiviertes Fleisch – genauer gesagt kultiviertes Hähnchenfleisch des US-Herstellers Eat Just – für den menschlichen Verzehr zum Verkauf freigegeben. Die Tochterfirma von Eat Just, Good Meat, erhielt zudem im Juni vergangenen Jahres zusammen mit dem kalifornischen Laborfleischhersteller Upside Foods eine Verkaufsgenehmigung in den USA. In Israel erhielt das Start-up Aleph Farms Anfang des Jahres grünes Licht für den Verkauf von künstlich gezüchteten Rindersteaks. Die Regierung in Italien sprach hingegen im November vergangenen Jahres ein Verbot bezüglich Herstellung und Verkauf von Laborfleisch aus.

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