Strategieplan

Habeck eilt Start-ups zur Hilfe

Deutsche Start-ups sehen sich gegenüber ausländischen Wettbewerben häufig im Nachteil. Gerade in Finanzierungsfragen oder bei der Mitarbeitersuche klagen die Jungfirmen über viele Hürden. Wirtschaftsminister Robert Habeck will das nun ändern.

Habeck eilt Start-ups zur Hilfe

dpa-afx/kro Frankfurt

Deutsche Start-ups sollen nach den Plänen von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck mit einem umfassenden Maßnahmenpaket in ihrem Wachstumsprozess unterstützt werden. Die Bundesregierung wolle „bestmöglichen Rahmenbedingungen schaffen – und auch selbst neue Wege beschreiten, wo dies erforderlich ist“, heißt es im Entwurf des Strategieplans, der am Freitag in die Ressortabstimmung gegangen ist und im Sommer beschlossen werden soll.

An oberster Stelle der anvisierten Themen steht die für Start-ups oft noch schwierige Frage der Finanzierung. Gerade in der Spätphase gestaltet sich die Mittelbeschaffung für Jungfirmen hierzulande häufig schwierig. „Der deutsche Wagniskapitalmarkt hat sich in den letzten Jahren erheblich weiterentwickelt. Im internationalen Vergleich ist er allerdings noch ausbaufähig“, heißt es in dem Entwurf. So war das durchschnittliche Deal-Volumen in Late-Stage-Finanzierungsrunden in den USA 2020 um 83 % höher als in Europa, wie der Start-up-Verband, die Unternehmensberatung Roland Berger, die Internet Economy Foundation und die Deutsche Börse in einer gemeinsamen Studie ermittelt hatten. Gleichzeitig waren die 20 größten europäischen Scale-ups zuletzt zu 63 % von US-Investoren finanziert, heißt es in dem Strategieplan. „Dies ist auch mit Blick auf die technologische Souveränität, die Innovationskraft und die Sicherung von Arbeitsplätzen in Deutschland und Europa bedenklich.“

Um daran etwas zu ändern, sollen hierzulande künftig auch Versicherungen und Pensionskassen ihr Geld als Wagniskapital investieren dürfen. Regulatorische Vorgaben verhindern das bislang weitgehend. In den USA, den Golfstaaten, Skandinavien, Großbritannien und anderen Ländern ist es hingegen schon seit Jahren möglich. „Die Bundesregierung strebt den Aufbau eines Kapitalstocks bei der gesetzlichen und privaten Altersvorsorge an und wird diesen mit einer Mindestinvestitionsquote in VC-Fonds versehen, um die Verfügbarkeit von Risikokapital strukturell und dauerhaft zu stärken“, heißt es in dem Papier. Daneben ist eine „weitreichende und europarechtssichere Ausgestaltung der Umsatzsteuerbefreiung von Wagniskapitalfonds“ geplant.

Neben der Finanzierung brennt der hiesigen Start-up-Szene auch das Thema der Mitarbeitergewinnung immer wieder unter den Nägeln. Da Start-ups mit den hohen Gehältern großer Konzerne häufig nicht mithalten können, versuchen sie oft, Talente über Kapitalbeteiligungen am Unternehmen für sich zu gewinnen. Die Ausgestaltung der rechtlichen und steuerlichen Regeln in Deutschland hält viele Firmen bislang allerdings davon ab. Der Steuerfreibetrag liegt hierzulande beispielsweise bei 1440 Euro. In Österreich sind es etwa 4500 Euro, in Großbritannien umgerechnet sogar mehr als 14000 Euro.

Nun aber soll der Freibetrag angehoben werden. Dazu ist eine Weiterentwicklung des Einwanderungsrechts vorgesehen und damit auch eine Absenkung der Hürden bei der Anerkennung von Berufs- und Hochschulabschlüssen ausländischer Fachkräfte. Die weiteren Maßnahmen beziehen sich unter anderem auf einen generell vereinfachten Gründungsprozess, auf die Erhöhung der Diversität in Start-ups und auf die stärkere Berücksichtigung von Start-ups bei öffentlichen Aufträgen.

Wertberichtigt Seite 6

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