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Halozyme nimmt Milliardenofferte für Evotec zurück

Der Vorstand von Evotec hat mit Desinteresse auf das milliardenschwere Übernahmeangebot des Biopharmaziekonzerns Halozyme reagiert. Jetzt ziehen die Kalifornier ihre Offerte wieder zurück – nur wenige Tage, nachdem sie das Angebot angekündigt haben. Die Evotec-Aktie bricht ein.

Halozyme nimmt Milliardenofferte für Evotec zurück

Halozyme cancelt Offerte für Evotec

„Aufgrund fehlender Gesprächsbereitschaft“ – Milliardendeal platzt nach Desinteresse bei Hamburger Wirkstoffentwickler

Von Christoph Ruhkamp, Frankfurt

Die Milliardenübernahme von Evotec ist geplatzt. Der US-Biopharmaziekonzern Halozyme zieht seine erst vor wenigen Tagen angekündigte und 2 Mrd. Euro schwere Offerte für den deutschen Wirkstoffentwickler zurück. Das teilte das US-Unternehmen am Freitagnachmittag mit. Als Begründung nennen die Kalifornier die „mangelnde Gesprächsbereitschaft“ des Unternehmens aus Hamburg. Evotec-CEO Christian Wojczewski hatte eine Strategie der Eigenständigkeit bevorzugt und die Investmentbank Morgan Stanley mit einer Abwehrstrategie beauftragt.

In den Monaten vor der Abgabe des Angebots hat Halozyme nach eigenen Angaben „eine umfassende externe Unternehmensprüfung durchgeführt und frühzeitig informelle Gespräche mit dem Unternehmen geführt“. „Leider hat sich gezeigt, dass seitens des Aufsichtsrats und Vorstands von Evotec derzeit kein Interesse besteht, konstruktiv mit Halozyme zusammenzuarbeiten und eine mögliche Transaktion zu prüfen“, teilte Halozyme-CEO Helen Torley mit.

Aktienkurs bricht ein

Der Kurs der Evotec-Aktie reagierte am Freitag auf das Platzen der Milliardenübernahme mit einem Minus von zeitweise 15,3% auf 8,47 Euro, Halozyme legten 10% zu. Die Marktkapitalisierung von Evotec hat sich seit Anfang des Jahres halbiert auf 1,5 Mrd. Euro. Haupteigentümer sind der erst kürzlich eingestiegene Finanzinvestor Triton mit 9,9% sowie die dänische Pharmagruppe Novo Holdings mit 7% und der Staatsfonds Mubadala aus Abu Dhabi mit 7%.

Bei Investoren kam das Desinteresse der Evotec-Führung an der Offerte von Halozyme nicht gut an. „Der Vorstand muss im Interesse der Aktionäre handeln“, sagte Marc Liebscher, Rechtsanwalt und Mitglied des Vorstands bei der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) in einem Gespräch mit der Börsen-Zeitung, das vor der Halozyme-Absage stattfand. „Generell halten wir es nicht für die Aufgabe des Vorstands, Übernahmeangebote abzuwehren. Er muss eine Stellungnahme zur Angemessenheit des Angebots abgeben, und die Aktionäre können dann selbst anhand der Informationen entscheiden, ob sie das jeweilige Angebot annehmen wollen oder nicht“, forderte Liebscher.

Triton als zweiter Interessent

Ohne Insiderinformationen sei es schwierig, den Fall zu beurteilen, räumte Liebscher ein. Vor dem Übernahmeangebot sei aber bereits der Finanzinvestor Triton eingestiegen. Die Private-Equity-Firma hatte sich mit 9,9% beteiligt. Für eine weitere Aufstockung bräuchte es das grüne Licht des Bundeswirtschaftsministeriums, da Wirkstoffentwickler seit der Pandemie zu den kritischen Bereichen zählen. Es könnte laut SdK-Anwalt Liebscher sein, „dass hier auch von dieser Seite bereits Übernahmegespräche geführt wurden, und nun das Angebot von Halozyme Therapeutics in die Quere kommt“.

Auch Markus Manns, Portfoliomanager bei Union Investment, hielt eine Auseinandersetzung des Evotec-Vorstands mit der Halozyme-Offerte für unabdingbar. „Jedes Management hat die Verpflichtung, sich so ein Angebot näher anzuschauen. Auch wenn Halozyme kein idealer Käufer wäre, da es keine überlappenden Geschäfte und somit keine Synergien gibt. Besser geeignet wäre vielleicht der Konkurrent Charles River Laboratories“, sagte Manns der Börsen-Zeitung.

Kursschwäche löste Fantasie aus

Ausgelöst worden sei die Übernahmefantasie durch die Kursschwäche. Evotec sei in einem temporären Tief wegen der Cyber-Attacke im Jahr 2023 sowie des Abgangs des langjährigen CEOs Werner Lanthaler nach dubiosen Aktiendeals. Beim neuen CEO herrsche Unsicherheit bezüglich des zukünftigen Geschäftsmodells. Außerdem drücke der teure Hochlauf der zwei neuen Fabriken für Antikörper in Frankreich und den USA auf den Gewinn. Hinzu komme das umfangreiche Engagement von Shortsellern in der Aktie, die sich rund 10% des Volumens geliehen und am Markt verkauft haben, in der Hoffnung, sie später zu einem niedrigeren Kurs wieder zurückzukaufen. Zudem gebe es ein schwieriges Umfeld in der Auftragsforschung. Für eine positive Entwicklung von Evotec spreche jedoch der geplante „Biosecure Act“ in den USA, der die Vormachtstellung von China in der Antikörper-Produktion brechen soll. Davon werde Evotec mit der Fabrik in den USA profitieren. Außerdem erhalte das Unternehmen erste Meilensteinzahlungen von Bristol Myers Squibb und Sandoz aus der Partnerschaft in der Proteinherstellung.

Der Vorstand von Evotec hat mit Desinteresse auf das milliardenschwere Übernahmeangebot des Biopharmaziekonzerns Halozyme reagiert. Jetzt ziehen die Kalifornier ihre Offerte wieder zurück – nur wenige Tage, nachdem sie das Angebot angekündigt haben. Die Evotec-Aktie bricht ein.

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