Einzelhandelsverband

Handel fordert nach Ausfall Tausender Kartenterminals Konsequenzen

Der Handelsverband Deutschland (HDE) weist darauf hin, dass die immer weiter sinkende Zahl von Bankfilialen Probleme für Handelsunternehmen mit sich bringt. Insbesondere kleine und mittlere Einzelhändler seien auf die gute Erreichbarkeit der Hausbank angewiesen, etwa um die Beschaffung von Wechselgeld und die Abgabe von Tageseinnahmen sicherzustellen.

Handel fordert nach Ausfall Tausender Kartenterminals Konsequenzen

md Frankfurt

Dem Einzelhandel machen nicht nur die Folgen des Ukraine-Krieges – stark steigende Energiepreise, Lieferkettenstörungen oder sinkende Konsumbereitschaft – zu schaffen, sondern auch Entwicklungen im Inland. So weist der Handelsverband Deutschland (HDE) darauf hin, dass die immer weiter sinkende Zahl von Bankfilialen Probleme für Handelsunternehmen mit sich bringt. Insbesondere kleine und mittlere Einzelhändler seien auf die gute Erreichbarkeit der Hausbank angewiesen, um die Beschaffung von Wechselgeld und die Abgabe von Tageseinnahmen sicherzustellen, heißt es.

„Auslaufmodell“

Der am vergangenen Montag von der Bundesbank vorgestellte Bericht zur Bankstellenentwicklung mache deutlich, „dass die Filiale vor Ort zum Auslaufmodell wird“, so HDE-Zahlungsexperte Ulrich Binnebößel.

Dem Bericht zufolge waren zum Jahresende 2021 noch 21 712 Filialen geöffnet, was einem Rückgang von mehr als 18 % im Vergleich zum Ultimo 2019 und einem Minus von über 32 % in den letzten fünf Jahren entspricht (siehe Grafik).

„Bei weitem nicht in allen Fällen wurden als Ersatz (für geschlossene Bankfilialen; die Red.) SB-Geräte für die Ausgabe von Münzrollen und zur Einzahlung der Tageseinnahmen der Händler installiert, was besonders kleine Unternehmen vor Herausforderungen stellt“, kritisiert Binnebößel. Insgesamt sei zu beobachten, dass sich die Kreditwirtschaft zunehmend von der Bereitstellung von Bargelddienstleistungen verabschiedet.

Die Möglichkeit der Bargeldauszahlung an Kunden helfe nicht wirklich, so Binnebößel, da diese im Gegenzug durch entsprechende Kartengebühren belegt würden. Auch die Beauftragung von Wertdienstleistern stelle einen zusätzlichen Kostenblock dar.

Der Handelsverband setzt sich daher für die Schaffung einer nationalen Payment-Strategie der Bundesregierung ein, um Klarheit über die Gestaltung des künftigen Zahlungsmixes zu erhalten. Gemäß dem HDE sollte geklärt werden, „wie viel Bargeld in Zukunft gewünscht ist und wer die Lasten hierfür trägt“, so der Zahlungsexperte. Dabei sei die Aufrechterhaltung eines effizienten Bargeld-Handlings auch mit Blick auf mögliche Ausfälle der unbaren Zahlungssysteme dringend erforderlich.

22 Prozent betroffen

Zu solch einem Ausfall war es vor rund einem Monat gekommen, als großflächig viele Zahlungsterminals im deutschen Einzelhandel tagelang nicht zu gebrauchen waren. Nun wird das genaue Ausmaß der damaligen Probleme deutlich. Nach einer Umfrage des HDE unter 800 Handelsunternehmen, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt, waren 22% der befragten Händler von den Ausfällen betroffen. Drei Viertel von ihnen klagen über Umsatzeinbußen.

Wegen des Ausfalls der Zahlungsterminals hatten viele Kunden Ende Mai beim Einkauf nicht mehr mit Giro- oder Kreditkarten zahlen können. Betroffen waren unter anderem Filialen von Aldi Nord, Edeka und der Edeka-Tochter Netto. Hintergrund war eine Störung im weit verbreiteten Verifone-Gerät H5000.

Die Störungen bei den Zahlungsterminals hatten laut HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth „eine nie zuvor gesehene Dimension“. Das sei für viele der betroffenen Handelsunternehmen mehr als nur ein Ärgernis gewesen. „Hier gingen Umsätze verloren, Kunden waren zeitweise extrem verunsichert.“ Genth verlangt laut dpa-afx, dass die Terminalbetreiber jetzt die Ursachen transparent aufarbeiten und für die Zukunft sicherstellen, dass ein solch kompletter Ausfall durch Notfallsysteme oder bessere interne Sicherungsmaßnahmen nicht erneut passieren könne.

Notfallsysteme gefordert

Bei 83% der Betroffenen dauerten die Störungen der Umfrage zufolge mindestens vier Tage, berichtet dpa-afx. 70% der Befragten gaben demnach an, dass sie länger als sieben Tage auf das Terminal verzichten mussten. Immerhin konnten Kunden teils über alternative Verfahren bezahlen, etwa Rechnungskauf, Lastschrift, Terminals anderer Hersteller und Paypal.

Bargeldlose Zahlungen haben in Deutschland in der Pandemie einen Schub bekommen. Der Umsatzanteil der Kartenzahlungen im stationären Handel stieg von 50,5% im Vor-Corona-Jahr 2019 auf 58,8% im vorigen Jahr, wie eine Anfang Mai veröffentlichte Untersuchung des Kölner Handelsforschungsinstitutes EHI ergab.

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