Insolvenzantrag

Hausbauer Helma ist zahlungsunfähig

Über Monate haben sich die Rettungsbemühungen hingezogen. Nun sind sie gescheitert: Der Eigenheimbauer Helma ist insolvent. Die Aktionäre stehen vor dem Totalverlust.

Hausbauer Helma ist zahlungsunfähig

Hausbauer Helma ist zahlungsunfähig

Aufsichtsrat stellt Insolvenzantrag und widerruft Bestellung der Vorstandschefin

hek Frankfurt

Der hoch verschuldete Eigenheimbauer Helma steht vor dem Zusammenbruch, die Sanierungsbemühungen sind gescheitert. Das Unternehmen aus Lehrte bei Hannover hat nach eigenen Angaben beim Amtsgericht Gifhorn ein Insolvenzverfahren beantragt. Als Grund nennt Helma Zahlungsunfähigkeit.

Des Weiteren hat der Aufsichtsrat die Vorstandsvorsitzende Andrea Sander abberufen. Ihre Bestellung sei aus wichtigem Grund und mit sofortiger Wirkung widerrufen worden, teilt Helma mit. Neuer Alleinvorstand ist Felix J. Krekel, bisher Mitglied des Aufsichtsrats. Sander leitete Helma seit November 2022. Kommissarisch war die Managerin, die zu Beginn ihrer Berufslaufbahn einige Jahre für PwC in der Wirtschaftsprüfung arbeitete, auch für Finanzen und Controlling verantwortlich.

Aufsichtsrat stellt den Insolvenzantrag

Ungewöhnlich ist, dass der Aufsichtsrat den Insolvenzantrag gestellt hat. Im Regelfalle machen das Geschäftsleitung bzw. Vorstand oder ein Gläubiger, meist ein Sozialversicherungsträger oder das Finanzamt. Formaler Hintergrund könnte sein, dass die Vorständin bereits nicht mehr im Amt war, so dass der Aufsichtsrat die Antragstellung übernahm. Unklar bleibt auch, warum die angekündigte vorinsolvenzliche Sanierung nach dem Unternehmensstabilisierungs- und Restrukturierungsgesetz (StaRUG) gescheitert ist.

Helma macht zu diesen Fragen keine Angaben. Die unter der Ad-hoc-Meldung angegebene Telefonnummer für den Investor-Relations-Kontakt läuft ins Leere: Es kommt eine Ansage, dass die gewählte Nummer nicht vergeben ist. Als vorläufiger Insolvenzverwalter fungiert Manuel Sack von der Rechtsanwaltskanzlei Brinkmann & Partner in Hannover.

Aktienkurs kollabiert

Derweil ist die im Entry Standard vertretene Aktie, die Anfang 2022 noch fast 70 Euro wert war, förmlich kollabiert. Der jüngste Kursverfall setzte bereits im Laufe des Montags ein, nachdem die "Wirtschaftswoche" über den Insolvenzantrag berichtet hatte. Erst am Dienstagvormittag gab Helma die Ad-hoc-Meldung über die Insolvenz in den Markt. Das setzte den Kurs weiter unter Druck, so dass im Vergleich zum vorangegangenen Freitag zwischenzeitlich rund 90% Minus auf 0,30 Euro zu Buche standen.

Helma ist, wie andere Bauträger, durch die Zins- und Materialkostensteigerungen in die Bredouille geraten. Das Neugeschäft ist eingebrochen. Zudem gibt es hausgemachte Probleme. Laut einem Bericht der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung" sollen Millionenschäden durch Baumängel und Schadenersatzforderungen drohen. Hinzu kämen Ermittlungen der Staatsanwaltschaft wegen Betrugsverdacht. Die auf serielles Bauen spezialisierte Traumhaus aus Wiesbaden ist ebenfalls insolvent. Dort wurde Stephan Laubereau der Pluta Rechtsanwalts GmbH als Insolvenzverwalter benannt.

Berg kurzlaufender Schulden

Nach monatelangen Verhandlungen hatte Helma im Dezember 2023 eine Sanierungsvereinbarung unter Dach und Fach gebracht. Geplant waren eine Anpassung von Schuldscheinen und Betriebsmittelkrediten, Zinsstundungsoptionen, die Verlängerung von Projektfinanzierungen sowie eine kleine Kapitalerhöhung von 3,2 Mill. Euro. Zum Verhängnis wurde Helma vor allem der Berg kurzlaufender Schulden. Das Fremdkapital mit Restlaufzeit unter einem Jahr türmte sich per 30. Juni 2023 auf 177 Mill. Euro oder 40% der Bilanzsumme. Es überstieg das Eigenkapital (107,7 Mill. Euro) bei weitem.

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