Autozulieferer

Hella: Chipmangel dauert länger

Der Mangel an elektronischen Bauteilen wird die Automobilindustrie noch lange begleiten. Das dämpft die Wachstumsaussichten spürbar, wie auch die Prognose des Zulieferers Hella belegt.

Hella: Chipmangel dauert länger

ab Köln

Die vor der Übernahme durch Faurecia stehende Hella be­fürch­tet einen lang andauernden Chipmangel. „Die Engpässe betreffen das gesamte Geschäftsjahr 2022. Erst Mitte 2023 dürften wir rauskommen“, sagte Hella-Chef Rolf Breidenbach bei der Präsentation der Geschäftszahlen für den abgelaufenen Turnus. Entsprechend verhalten fällt der Ausblick auf das im Juni angelaufene Geschäftsjahr aus. Bei einem Umsatz zwischen 6,6 und 6,9 Mrd. Euro soll die Umsatzrendite bezogen auf das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) auf dem Vorjahresniveau von 8 % gehalten werden. Darin spiegele sich die hohe Unsicherheit zum einen, was die Materialknappheiten betrifft, zum anderen, was die weitere Pandemieentwicklung betrifft.

Diese hatte Hella im abgelaufenen Geschäftsjahr vor allem im Auftaktquartal stark belastet. Doch auch die Gegenbewegung ab September stellte das Unternehmen vor Herausforderungen, die mit der Chipkrise verschärft wurden, schilderte Breidenbach. Vom globalen Halbleitermangel ist Hella indirekt über die Kunden aus der Automobilindustrie, aber auch direkt betroffen. Seit Herbst sei eine Task Force nur damit beschäftigt, die Beschaffung und Verteilung der Mangelware im Konzern sicherzustellen, veranschaulichte Breidenbach. Das habe Hella ganz grob geschätzt 5 % im Umsatz gekostet.

Unter Vorkrisenniveau

Dass dieses Problem die Automobilindustrie noch länger beschäftigt lasse sich auch an den Schätzungen für die weltweite Fahrzeugproduktion ablesen. IHS rechnet für das Hella-Geschäftsjahr, das von Juni 2021 bis Mai 2022 reicht, mit einem schmalen Wachstum von 3,7 %. Damit läge das Marktvolumen weiterhin unter dem Vorkrisenniveau.

Im abgelaufenen Turnus war der weltweite Automobilmarkt nach den Angaben noch um 10 % gewachsen. Mit einem Umsatzplus von 11,6 % übertraf Hella dieses Wachstum. Konzernweit gelang dem auf Licht und Elektronik spezialisierten Zulieferer ein währungs- und portfoliobereinigtes Umsatzplus von 13,3% auf 6,5 Mrd. Euro. Dank der eingeleiteten Kostensenkungsmaßnahmen – Hella hatte 2020 ein Kostensenkungsprogramm angestoßen – konnte das bereinigte operative Ergebnis sogar auf 510 (i.V. 227) Mill. Euro mehr als verdoppelt werden.

Im berichteten Ebit gab es gar einen Swing um 797 Mill. auf 454 Mill. Euro. Grund dafür war nicht nur der Wegfall von Wertminderungen, die im Vorjahr belastet hatten, sondern auch Erträge, die aus dem Verkauf des Kamerasoftwaregeschäfts an VW und des Joint-Venture-Anteils in Südkorea vereinnahmt wurden. Die Bilanz schmückt eine Nettocashposition von 103 Mill. Euro. Der freie Cash-flow behauptete sich mit 217 (222) Mill. Euro weitgehend auf Vorjahresniveau. Der berichtete Cash-flow brach dagegen um mehr als 60 % auf 74 Mill. Euro ein. Dahinter standen nicht zuletzt Abfindungszahlungen im Zusammenhang mit dem Stellenabbau.

Geplant ist, 900 Stellen am Firmensitz in Lippstadt bis Ende 2023 zu streichen. Vereinbarungen gebe es schon für 70 % der Arbeitsplätze. Die übrigen Jobs am Standort Deutschland seien jedoch sicher. Zudem werde sich die Arbeitsplatzsicherheit mit der Übernahme durch Faurecia noch erhöhen, beteuert der Hella-Chef. „Wir brauchen mehr und nicht weniger Hände“, waren sich Breidenbach und Faurecia-Chef Patrick Koller bei der Präsentation des Zusammenschlussvorhabens einig gewesen.

Zukunftsfonds willkommen

Zusammen hoffen die beiden Firmen, den Schwenk zur E-Mobilität schneller schaffen zu können. In diesem Zusammenhang setzt Breidenbach auch auf den am Vortag von der Bundesregierung angekündigten Zukunftsfonds, mit dem insbesondere der Zulieferindustrie bei der Transformation unter die Arme gegriffen werden soll. Gerade in der Elektrifizierung könne sich Hella womöglich ein Stück vom Kuchen abschneiden, hofft Breidenbach.

Hella GmbH & Co. KGaA
Konzernzahlen* nach IFRS
in Mill. Euro2020/20212019/2020
Umsatz6 3805 829
Bereinigtes Ebit510227
 in % vom Umsatz8,04,0
Ebit454– 343
Nettoergebnis360– 432
Ergebnis je Aktie (Euro)3,22– 3,88
Dividende je Aktie (Euro)0,96
Freier Cash-flow74205
Nettofinanzposition103– 140
*) Geschäftsjahr zum 31.5.Börsen-Zeitung
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