Hellofresh baut Bestellwert aus
hek Frankfurt
Der Kochboxenversender Hellofresh hat den durchschnittlichen Bestellwert im zweiten Quartal 2022 um ein Fünftel auf 60,40 Euro erhöht. Währungsbereinigt ergibt sich eine Zunahme um 10,8 %, geht aus dem Zwischenbericht hervor. Maßgeblich dazu beigetragen haben Preiserhöhungen, die CEO und Mitgründer Dominik Richter auf 5 bis 8 % im Vergleich zum Vorjahr veranschlagt.
Beim Ausbau der Kundenbasis kommt Hellofresh allerdings nur noch schleppend voran. Für das Analysehaus Bernstein Research hat die Zahl der aktiven Kunden zuletzt stagniert. Im zweiten Quartal zählten die Berliner 8,0 Millionen Abnehmer. Das waren zwar 4,1 % mehr als vor einem Jahr, aber 6,1 % weniger als im Startquartal 2022. Binnen drei Monaten hat Hellofresh eine halbe Million Kunden verloren. Richter führt den Rückgang in der Telefonkonferenz auf saisonale Einflüsse – das zweite Quartal ist schwächer als das erste – und die ungewöhnlich hohe Reiseaktivität zurück, die den Verkauf von Kochboxen bremst.
Das um Sondereinflüsse bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) ging im zweiten Quartal um 7,5 % auf 145,9 Mill. Euro zurück. Es liegt in der im Juli kommunizierten Spanne von 140 Mill. bis 150 Mill. Euro. Der Umsatz fällt mit 1,96 Mrd. Euro etwas höher aus als die vorab genannten 1,91 Mrd. Euro. Bei konstanten Wechselkursen ergibt sich eine Zunahme um 16 % zum Vorjahreszeitraum.
An der Börse wurde der Quartalsreport wohlwollend aufgenommen. Die im Dax vertretene Aktie legte am Montag im Handelsverlauf 8% zu.
Ungeachtet hoher Inflationsraten und drohender Rezession äußert sich Richter zuversichtlich zu den Aussichten. Hellofresh gewinne weiter Marktanteile. An den Investitionsplänen würden keine großen Abstriche gemacht. Der Firmenchef bestätigt das Ziel, den Umsatz bis 2025 auf 10 Mrd. Euro zu hieven, und hebt die gestiegene preisliche Wettbewerbsfähigkeit hervor. In den USA hätten sich die Kochboxen binnen zehn Jahren in Relation zu Lebensmitteln aus Supermärkten um ein Drittel verbilligt. Die Erschwinglichkeit der Kochboxen sei also viel besser geworden, betont Richter. Die USA sind mit 59% Umsatzanteil mit Abstand der wichtigste Markt.
Auffällig sind gegenläufige Trends beim Quartalsgewinn: Während das bereinigte Ebitda in den Vereinigten Staaten kräftig um 23 % auf 112,2 Mill. Euro zulegte, ging es in den restlichen Ländern um fast ein Viertel auf 64,8 Mill. Euro zurück. Im Herbst wollen die Berliner wie geplant in zwei weiteren europäischen Ländern an den Start gehen. Derzeit ist der 2011 gegründete Konzern in insgesamt 17 Ländern tätig. Während der Corona-Pandemie hat der Anbieter von Lebensmittelboxen, die im Abo-Modell mit abgemessenen Zutaten und Rezept an die Haustür geliefert werden, stark von Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen sowie dem Trend zum Homeoffice profitiert.
Inzwischen ist diese Sonderkonjunktur ausgelaufen, so dass Hellofresh wieder mehr für Marketing ausgibt. Gemessen am Umsatz waren es im zweiten Quartal 16 % nach 14 % im Vorjahreszeitraum. Das seien aber noch immer 5,5 Prozentpunkte weniger als im zweiten Viertel 2019, also vor Ausbruch der Pandemie, betont Richter.
Hellofresh | ||
Konzernzahlen nach IFRS | ||
6 Monate | ||
in Mill. Euro | 2022 | 2021 |
Umsatz | 3873 | 2998 |
Deckungsbeitrag (%) | 25,4 | 27,0 |
Bereinigtes Ebitda | 245 | 317 |
in % des Umsatzes | 6,3 | 10,6 |
Periodenergebnis | 90 | 185 |
Kunden (Mill.) | 8,00 | 7,68 |
Warenkorb (Euro) | 60,40 | 50,20 |
Zahlungsmittel | 642 | 933 |
Free Cashflow | −34 | 233 |
Börsen-Zeitung |