Kochboxen

Hellofresh-Vergütungssystem fällt durch

Die Aktionäre des Kochbox-Anbieters Hellofresh haben dem vorgeschlagenen Vergütungssystem für Vorstandsmitglieder auf der virtuellen Hauptversammlung ihre Zustimmung verwehrt. Der Anteil der Neinstimmen habe bei 55% gelegen, teilt eine...

Hellofresh-Vergütungssystem fällt durch

hek Frankfurt

Die Aktionäre des Kochbox-Anbieters Hellofresh haben dem vorgeschlagenen Vergütungssystem für Vorstandsmitglieder auf der virtuellen Hauptversammlung ihre Zustimmung verwehrt. Der Anteil der Neinstimmen habe bei 55% gelegen, teilt eine Unternehmenssprecherin mit. Es seien keine Begründungen für die Ablehnung vorgebracht worden. In der Fragerunde spielten die Vorstandsentgelte keine Rolle. Die Regelungen sehen eine CEO-Maximalvergütung von 14 Mill. Euro und von 11 Mill. Euro für die übrigen Vorstände vor. Aufgrund von Ausgleichszahlungen kann sich der Cap um bis zu 2 Mill. Euro erhöhen. Bei dem Aktionärstreffen waren einschließlich Briefwahlstimmen 80,2% der Aktien vertreten.

Das profitable Unternehmen ist auf mittlere bis lange Sicht prinzipiell offen für permanente Dividendenzahlungen, gab Finanzvorstand Christian Gärtner zu erkennen. Kurzfristig, also für die nächsten ein bis drei Jahre, seien potenzielle Aktienrückkäufe eher ein Instrument, um Cash an die Anteilseigner zurückzugeben, vor allem falls der Börsenkurs länger auf günstigem Niveau liege. Voraussetzung sei, dass die geplanten Wachstumsinvestitionen dafür Spielraum ließen.

Zumindest im nächsten Jahr ist den Angaben zufolge keine Dividende geplant. Wichtigste Verwendung für die Liquidität sei die Umsetzung der Wachstumsstrategie. So will Hellofresh die Produktionskapazitäten bis 2022 verdoppeln. Dafür sind laut CEO und Mitgründer Dominik Richter im laufenden Jahr 185 Mill. Euro budgetiert. Im Vorjahr seien 74 Mill. Euro in die Infrastruktur investiert worden. In den USA sollen drei Standorte vergrößert sowie in Kanada, Australien und den Niederlanden insgesamt fünf Standorte aufgebaut oder erweitert werden. Im vergangenen Jahr hatte Hellofresh infolge der rasant gestiegenen Nachfrage zum Teil mit Kapazitätsengpässen zu kämpfen.

Der Onlineverkauf von Lebensmitteln hänge den bereits etablierten Onlinemärkten wie Elektronik oder Mode Jahre oder gar Jahrzehnte hinterher, sagt Richter: „Weniger als 4% des Lebensmittelhandels passieren derzeit online.“ Experten gingen davon aus, dass sich der Anteil binnen fünf Jahren in den USA und anderen Märkten verdoppeln werde. Die jährlichen Wachstumsziele würden bereits erreicht, wenn Hellofresh genauso schnell wachse wie der Gesamtmarkt. Der CEO ist aber überzeugt, dass der Konzern weiter überproportional vom Trend, Lebensmittel online einzukaufen, profitieren wird. Die Kochboxen mit Zutaten und Rezept werden im Abo-Modell direkt an die Haustür geliefert.

Seit Frühjahr 2020 profitiert Hellofresh massiv von Restaurantschließungen, Ausgangsbeschränkungen und dem Trend zum Homeoffice. Im ersten Quartal verdoppelte sich der Umsatz auf 1,44 Mrd. Euro, während das operative Ergebnis vor Abschreibungen um 152% auf 159 Mill. Euro zulegte. Auf Befürchtungen, dass mit dem Abflauen der Coronakrise der Wachstumsschwung verloren gehen könnte, entgegnet Richter, dass die Supermärkte während der Pandemie offen geblieben seien. Auch nach der Pandemie werde es viele Kunden geben, die den Großteil ihrer Abendessen zu Hause kochen und nicht jeden Abend ins Restaurant gehen.

Die CO2-Emissionen in der Produktion will Hellofresh laut Mitgründer und Vorstand Thomas Griesel bis 2022 um 60% im Vergleich zu 2019 reduzieren, bezogen auf 1 Euro Umsatz. Außerdem soll die Menge der Lebensmittelabfälle je Umsatz-Euro halbiert werden.

Personen Seite 12