Henkel erhöht erstmals seit Jahren die Dividende
Henkel erhöht erstmals seit Jahren die Dividende
Zahlen für 2024 und Prognosen nah an Konsensschätzungen – Verhaltener Ausblick auf erstes Halbjahr – Kurs bricht in der Spitze um 11 Prozent ein
md Frankfurt
Der Konsumgüter- und Industrieklebstoff-Hersteller Henkel erwartet nach einem Umsatz- und Gewinnanstieg im vergangenen Jahr für die laufende Berichtsperiode erneut organisches Wachstum und eine höhere Marge. Der in Düsseldorf ansässige Konzern räumt allerdings ein, dass man „von einem insgesamt langsameren Start ins Jahr und einer Wachstumsbeschleunigung im Jahresverlauf“ ausgehe. Die zweite Jahreshälfte dürfte daher ein stärkeres organisches Wachstum ausweisen als das erste Semester. Dies gelte für beide Bereiche: Consumer Brands (hier wurden die Bereiche Wasch- bzw. Reinigungsmittel und Kosmetik – insbesondere Haarpflegeprodukte – zusammengelegt) und Adhesive Technologies (Klebstoff-Technologien).
Hintergrund für die verhaltenen Erwartungen an das erste Halbjahr seien das „aktuell herausfordernde industrielle Umfeld sowie eine gedämpfte Marktstimmung bei Konsumenten in einigen unserer Märkte, insbesondere in Nordamerika“, heißt es in der Mitteilung. Im Bereich Consumer Brands seien zudem beim Umsatzwachstum im ersten Quartal hohe Vergleichszahlen des Vorjahres zu berücksichtigen, die vor allem auf zahlreiche Produktinnovationen, die in der ersten Hälfte von 2024 auf den Markt gebracht wurden, zurückzuführen sind. Dieses Jahr würden diese vorrangig für die zweite Jahreshälfte erwartet.
Umsatzrückgang im ersten Quartal
Darüber hinaus tragen im ersten Quartal laut der Mitteilung „nicht wiederkehrende operationale Herausforderungen in unseren Lieferketten“ und die Verschiebung von verkaufsfördernden Maßnahmen dazu bei, dass der Umsatz und auch die verkauften Mengen deutlich unter den Vergleichswerten von 2024 bleiben werden. Für das erste Quartal geht Henkel von einem Umsatzrückgang in der Bandbreite von 2 bis 4% aus. Die Preisentwicklung sollte dabei im positiven Bereich verbleiben, heißt es weiter.
Henkel geht für 2025 von einem moderaten Wachstum der globalen Wirtschaftsleistung sowie einer im Vergleich zu den Vorjahren nachlassenden weltweiten Inflation und einem sinkenden Zinsniveau aus. Es wird zudem mit einem moderaten Anstieg der industriellen Nachfrage als auch der Konsumentennachfrage in für Henkel wesentlichen Bereichen des Konsumgütergeschäfts gerechnet.
Für das Gesamtjahr 2025 wird von einem insgesamt positiven organischen Konzernwachstum zwischen 1,5 und 3,5 (i.V. 2,6)% ausgegangen, das sowohl von der Preis- als auch von der Volumenentwicklung getragen werden soll. Zudem erwarte das Management eine weitere Verbesserung der Ebit-Marge – hier liegt die prognostizierte Spanne bei 14,0 bis 15,5 (14,3)% – und damit der Profitabilität in den zwei Bereichen und auf Gruppenebene. „Die Entwicklung in den ersten zwei Monaten des laufenden Geschäftsjahres zeigt, dass Henkel und beide Unternehmensbereiche hier auf einem guten Weg sind.“ Gleichwohl wies Vorstandschef Carsten Knobel darauf hin, dass die relativ weiten Zielspannen Resultat der insgesamt anhaltend hohen Volatilität und Unsicherheit mit Blick auf das makroökonomische und geopolitische Umfeld sind.
Für den Unternehmensbereich Adhesive Technologies erwartet Henkel ein organisches Wachstum zwischen 2 und 4% und für Consumer Brands zwischen 1 und 3%. Bei der bereinigten Umsatzrendite (bereinigte Ebit-Marge) wird für Adhesive Technologies von 16,0 bis 17,5% und für Consumer Brands von 13,5 bis 15,0% ausgegangen.
Der Hauptversammlung am 28. April wird eine im Vergleich zum Vorjahr um gut 10% erhöhte Dividende von 2,04 (1,85) Euro je Vorzugsaktie und 2,02 (1,83) Euro je Stammaktie vorgeschlagen. Dies entspreche einer Ausschüttungsquote von 38%; das liegt innerhalb der von Henkel angestrebten Bandbreite von 30 bis 40%. Es ist die erste Erhöhung der Dividende seit mehreren Jahren; sie sei „dank der sehr guten finanziellen Performance im abgelaufenen Geschäftsjahr sowie der starken Finanzbasis des Henkel-Konzerns möglich“. Außerdem wurde ein neues Aktienrückkaufprogramm von bis zu 1 Mrd. Euro beschlossen. Beim bereinigten Ergebnis je Vorzugsaktie bei konstanten Wechselkursen wird nach 5,36 Euro im Vorjahr für 2025 ein Anstieg im niedrigen bis hohen einstelligen Prozentbereich erwartet.
Höchster Tagesverlust seit 3 Jahren
Den Kurs der im Dax enthaltenen Henkel-Vorzüge stützten diese Mitteilungen jedoch nicht. Im Gegenteil: Investoren schienen sich auf den mauen Ausblick auf das erste Halbjahr zu konzentrieren. Die Vorzugsaktie brach schon zu Handelsbeginn ein und erreichte im Verlauf ein Tagestief von 77,52 Euro; das Minus von 10,6% war der größte Tagesverlust für die Vorzugsaktie seit drei Jahren.

„Das Geschäftsjahr 2024 war erneut von großen Herausforderungen und zahlreichen wirtschaftlichen Unsicherheiten geprägt", sagte Knobel. Dennoch habe der Konzern „ein gutes organisches Umsatzwachstum erzielt" und die Profitabilität sei „sehr deutlich verbessert" worden – mit einer Margensteigerung von 2,4 Prozentpunkten, gestützt durch eine „exzellente Entwicklung der Bruttomarge – der höchsten seit mehr als 30 Jahren“, wie Knobel in der Pressekonferenz ausführte.
Zur Ergebnisverbesserung hätten u.a. die Einsparungen aus der Integration von Kosmetik in den Unternehmensbereich Consumer Brands mit Wasch- bzw. Reinigungsmitteln sowie die Umsetzung der
angekündigten Portfoliomaßnahmen beigetragen. Der Anfang Februar bekannt gegebene Verkauf des Geschäfts mit Handelsmarken in Nordamerika stelle den Abschluss dieser strategischen Portfoliomaßnahmen im Unternehmensbereich Consumer Brands dar, so Knobel. Insgesamt hat Henkel seit Anfang 2022 Marken und Aktivitäten mit einem Gesamtumsatz von etwas mehr als 1 Mrd. Euro veräußert oder eingestellt.
Aufschlüsselung der Umsatzentwicklung
2024 lag der Konzernumsatz den Angaben zufolge bei 21,6 Mrd. Euro und damit nominal um 0,3% über dem Vorjahresniveau. Wechselkurseffekte wirkten sich mit minus 1,8% auf den Umsatz aus. Bereinigt um Wechselkurseffekte lag das Umsatzwachstum bei 2,1%. Akquisitionen/Divestments wirkten sich – insbesondere bedingt durch die Veräußerung unserer Geschäftsaktivitäten in Russland – mit 0,4% leicht negativ auf den Umsatz aus.
Der Unternehmensbereich Adhesive Technologies habe eine Umsatzsteigerung von 2,4% verzeichnet, die insbesondere durch das Geschäftsfeld Mobilität & Elektronik getragen war. Der Unternehmensbereich Consumer Brands erreichte ein organisches Wachstum von 3%, besonders dank dem Geschäftsfeld Hair.
Das bereinigte betriebliche Ergebnis (bereinigtes Ebit) erhöhte sich deutlich um 21% auf 3,09 (2,56) Mrd. Euro. Die bereinigte Umsatzrendite (bereinigte Ebit-Marge) lag im Berichtsjahr mit 14,3 (11,9)% deutlich über dem Niveau des Vorjahres.
Der Freie Cashflow erreichte 2,36 Mrd. Euro. Damit lag dieser unter dem Vorjahreswert von 2,6 Mrd. Euro, der durch eine Normalisierung des Nettoumlaufvermögens positiv beeinflusst gewesen war. Die Nettofinanzposition lag – insbesondere aufgrund von Auszahlungen für Akquisitionen – mit minus 93 Mill. Euro leicht unterhalb des Vorjahresniveaus (31. Dezember 2023: 12 Mill. Euro).
Der Kurs der im Dax enthaltenen Henkel-Vorzugsaktie hat am Dienstag um bis zu 10,6% nachgegeben. Dabei hatten die Zahlen für 2024 und die Prognosen des Konsumgüter- und Industrieklebstoff-Herstellers weitgehend den Markterwartungen entsprochen. Zudem wird erstmals seit Jahren die Dividende erhöht, und es wird ein Aktienrückkaufprogramm über 1 Mrd. Euro gestartet.