Henkel setzt Jahresziele hoch
Dank eines wiedererstarkten Klebstoffgeschäfts haben sich die Aussichten für Henkel aufgehellt. Der Vorstand des Klebstoffweltmarktführers und Markenartikelproduzenten hob am Donnerstag die Finanzziele für 2021 an. Er geht von einem stärkeren Umsatzplus sowie höheren Ergebnissen aus. „Die industrielle Nachfrage hat sich stärker als ursprünglich erwartet erholt“, sagte Konzernchef Carsten Knobel in einer Telefonkonferenz. Konkret will Henkel im Gesamtjahr zwischen 4 und 6% organisch wachsen. Bisher hatte die Führung nur 2 bis 5% für realistisch gehalten. Der Korridor für die angepeilte Ebit-Marge wurde um einen halben Prozentpunkt auf 14 bis 15% angehoben. Und beim bereinigten Ergebnis will Henkel einen Anstieg im hohen einstelligen bis mittleren 10-Prozent-Bereich (bislang: +5 bis 15%) schaffen.
Motor für die Zielsteigerungen ist allein Adhesive Technologies. Die Sparte, die fast die Hälfte des Konzernumsatzes ausmacht, soll organisch im Gesamtjahr um 7 bis 9% zulegen. Die Produktionsstillstände durch fehlende Halbleiter in der wichtigen Kundengruppe Automobilindustrie machen Henkel kaum Sorgen. „Wir sind in der Lage, generell bestimmte Effekte in einzelnen Bereichen zu kompensieren“, betonte Knobel.
In den Markenartikelgeschäften bleiben die Prognosen unverändert, den Ausblick für die operative Marge im Waschmittelgeschäft (Laundry & Home Care) hat Henkel gar um einen halben Prozentpunkt zurückgenommen. Hier schlagen laut Knobel höhere Rohstoff- und Logistikkosten durch. Der Wintereinbruch im Februar, der zu Stillständen in der US-Chemieindustrie am Golf von Mexiko geführt hatte, beeinträchtigt auch Henkel. Die Effekte wirkten auch im zweiten Quartal noch nach, die Situation sollte sich nach Angaben von Finanzvorstand Marco Swoboda aber im Laufe der kommenden Wochen normalisieren. Insgesamt rechnet Henkel jedoch für das Gesamtjahr mit höheren Rohstoffkosten als bislang. Sie werden jetzt voraussichtlich im hohen mittleren einstelligen Prozentbereich zulegen. Das begrenzt auch den erwarteten Ergebnisanstieg, wie Knobel ausführte.
Im Kosmetikgeschäft (Beauty Care) berichtete Henkel von einem „sehr starken“ organischen Wachstum des Friseurgeschäfts, das unter den pandemiebedingten Salon-Schließungen sehr gelitten hatte. Die gesamte Sparte verzeichnete ein organisches Plus von 2,3% im ersten Quartal.
Auf den guten Jahresstart hatte Henkel seine Investoren in einer Ad-hoc-Meldung schon Ende März vorbereitet. Mit einer organischen Umsatzsteigerung von 7,7% im Konzern und 13% bei den Klebstoffen fielen die Zahlen des ersten Quartals jetzt noch einen Tick besser aus als vor fünf Wochen erwartet.
Zwei Faktoren trübten jedoch den dynamischen Jahresauftakt des Düsseldorfer Dax-Konzerns: Zum einen hatten Wechselkurse einen erheblich dämpfenden Effekt auf den nominalen Umsatz. Der US-Dollar, aber vor allem auch wichtige Währungen in Schwellenländern haben im Vergleich zum Euro verloren. Im Volumen machte das rechnerisch rund 350 Mill. Euro aus. Nominal stiegen die Erlöse deshalb nur um 0,8% auf knapp 5 Mrd. Euro. Zum anderen hat Henkel die Wachstumsprobleme im wichtigen US-Markt immer noch nicht im Griff. Dort stagnierten die Erlöse des Persil-Herstellers organisch, was Nordamerika im ersten Quartal zur schwächsten Henkel-Region machte. Das größte Comeback lieferte Asien mit einem organischen Umsatzplus von 24% zwischen Januar und März auf 837 Mill. Euro.
Fortschritte macht Henkel bei der angestrebten Portfoliobereinigung, deren Ziel es ist, bis Ende des Jahres Marken und Geschäfte mit einem Umsatzvolumen von rund 500 Mill. Euro zu verkaufen. Bis dato sei es in diesem Jahr gelungen, vier kleinere Marken und Geschäfte mit einem Umsatzvolumen von zusammen 60 Mill. Euro zu veräußern. Im vergangenen Jahr hatte Henkel bereits 100 Mill. Euro Umsatzvolumen abgegeben. Weitere Verkaufsprozesse seien eingeleitet, ließ Finanzchef Swoboda wissen.