Henkels Kosmetik-Krise verschärft sich
ak Köln
Die Henkel-Führung blickt mit Sorge auf den eskalierenden Ukraine-Konflikt, sieht aber bislang keine direkten Auswirkungen auf die Geschäfte. Die erste Analyse der bisher bekannt gewordenen Sanktionen habe gezeigt, dass der Konsumgüter- und Klebstoffproduzent nicht betroffen sei, sagte Konzernchef Carsten Knobel bei der Bilanzvorlage am Mittwoch. Die Aktivitäten des Dax-Konzerns in der Region sind nicht ganz unbedeutend: Russland steht für knapp 5% des Konzernumsatzes, dort beschäftigt das Unternehmen 2500 Mitarbeiter an elf Produktionsstandorten. In der Ukraine arbeiten 600 Menschen für Henkel, die vier Werke befinden sich aber nicht in den Separatistengebieten. Der Anteil am Konzernumsatz liegt bei unter 1%.
Henkel konzentriert sich derzeit auf den Ende Januar angekündigten Umbau der Konzernorganisation. Die Markenartikelgeschäfte sollen in dem neuen Unternehmensbereich Consumer Brands zusammengelegt werden. Anfang Mai will Henkel weitere Details zu dem Umbau nennen. Die neuen kurz- und mittelfristigen Finanzziele sowie die Eckdaten 2021 hatte der Vorstand vor gut drei Wochen schon bekannt gegeben.
Der jetzt vorgelegte Geschäftsbericht offenbart jedoch, wie stark sich die Krise in der Kosmetiksparte (Beauty Care) verschärft hat. Denn unbereinigt erreichte sie im vergangenen Jahr nur eine Ebit-Marge von 2,1 % – ein Rückgang um 4,5 Prozentpunkte. Wesentlicher Grund ist ein teures Fehlinvestment. Henkel hatte Anfang 2018 in eine neue Technologie 200 Mill. Euro investiert, die jetzt vollständig abgeschrieben werden mussten. Aus heutiger Sicht sei die künftige Nutzung unsicher, hieß es nur. Details gab Henkel nicht bekannt. In der Folge war die Wertschöpfung in der Kosmetik im vergangenen Jahr stark negativ. Der Economic Value Added betrug −208 (i.V. −47) Mill. Euro, während die beiden anderen Henkel-Sparten Wasch- und Reinigungsmittel sowie Klebstoffe diese Kennziffer jeweils in etwa verdoppeln – mit positivem Vorzeichen.
Aktienrückkauf gestartet
Die Aktionäre erhalten für das abgelaufene Jahr eine unveränderte Dividende von 1,85 Euro. Das entspreche einer Ausschüttungsquote von 40,5% des bereinigten Jahresüberschusses, leicht oberhalb der angestrebten Bandbreite von 30 bis 40%, erläuterte Knobel. Am 15. Februar habe Henkel zudem das angekündigte Aktienrückkaufprogramm gestartet, das ein Volumen von bis zu 1 Mrd. Euro hat.
Deutlich mehr als im Vorjahr erhält die Henkel-Führung. Die Vorstandsvergütung hat sich auf insgesamt 30,9 Mill. Euro in etwa verdoppelt. Darin enthalten sind gut 3 Mill. Euro Abfindung für den abgelösten Kosmetik-Vorstand Jens-Martin Schwärzler sowie 1 Mill. Euro Antrittsprämie für den künftigen Consumer-Brands-Chef Wolfgang König. Die Vergütung von Konzernchef Carsten Knobel ist um 70% auf 6,8 Mill. Euro gestiegen. Auch die Gehälter der übrigen Vorstandsmitglieder zogen zwischen 60 und 82% an. In der Gesamtbelegschaft von Henkel Deutschland erhöhten sich die Bezüge laut Vergütungsbericht um knapp 5%.
Henkel gab am Mittwoch außerdem bekannt, die Nachhaltigkeitsziele nachzuschärfen. Die Produktion soll nun schon im Jahr 2030 klimapositiv sein – zehn Jahre früher als ursprünglich geplant. Dazu will Henkel bis dahin vollständig Strom aus erneuerbaren Energiequellen beziehen. In drei Jahren sollen alle Verpackungen recycelbar oder wiederverwendbar sein. Vor allem für Konsumgüterverpackungen will der Konzern dann mehr als 30 % recycelten Kunststoff verwenden. Ebenfalls bis 2025 soll eine vollständige Transparenz bei der Beschaffung von Palmkernöl erreicht sein.
Bis 2025 plant Henkel außerdem, dass die Hälfte der weltweit 12900 Führungskräfte weiblich ist. Heute liegt die Quote bei 38%. Für den Vorstand hat der Konzern kein Ziel formuliert. Mit Personalchefin Sylvie Nicol gehört derzeit eine Frau dem aktuell sechsköpfigen Vorstand an, der Ende des Jahres auf fünf Mitglieder schrumpfen wird.
Henkel | ||
Konzernzahlen nach IFRS | ||
in Mill. Euro | 2021 | 2020 |
Umsatz | 20 066 | 19 250 |
Bereinigtes Ebit | 2686 | 2579 |
Bereinigte Ebit-Marge (%) | 13,4 | 13,4 |
Finanzergebnis | –64 | –94 |
Konzernergebnis | 1629 | 1424 |
Bereinigtes Ergebnis je Vz.-Aktie (Euro) | 4,56 | 4,26 |
Free Cashflow | 1478 | 2340 |
Roce (%) | 11,0 | 9,6 |
Nettofinanzschulden | 292 | 888 |
Eigenkapitalquote (%) | 60,6 | 59,1 |
Investitionen | 640 | 715 |
*) am 23.2.2022Börsen-Zeitung |