Hoffnung für Italiens Autoindustrie
bl Mailand
Italiens Autoindustrie schaut wieder etwas zuversichtlicher in die Zukunft. Zwar sind die Zulassungszahlen im Heimatmarkt in den beiden ersten Monaten um 21% zurückgegangen und die Branche fürchtet den Verlust von 63 000 Arbeitsplätzen aufgrund der Umstellung auf alternative Antriebe. Doch gab es zuletzt auch viele positive Meldungen.
Mit einem Hilfsprogramm von 8,7 Mrd. Euro will die Regierung in Rom der Branche bei der Umstellung helfen. Geplant sind Hilfen für Unternehmen und Kaufanreize. Der Autokonzern Stellantis hat ferner gerade bekanntgegeben, zusammen mit Mercedes-Benz und Total Energies/Saft den Stellantis-Standort Termoli in Süditalien für 2,3 Mrd. Euro in eine Batteriefabrik umzurüsten. Der Staat gibt 370 Mill. Euro dazu. Mit großer Freude wurde zudem registriert, dass Audi-Chef Markus Duesmann den Bau einer Batteriefabrik zumindest nicht ausgeschlossen hat.
Gute Zahlen vermeldeten viele Unternehmen. Der Absatz der Audi-Tochter Lamborghini stieg 2021 um 13% auf 8405 Einheiten. Die operative Marge erreichte 20,2 %. Vor allem der SUV Urus, der 60 % zu den Verkäufen beiträgt, ist ein Erfolgsschlager. CEO Stephan Winkelmann will in den nächsten fünf Jahren 1,8 Mrd. Euro investieren – vor allem auch in die Elektrifizierung.
Ferrari kündigte gerade Investitionen von 500 Mill. Euro in Innovationen und Digitalisierung an. Der Staat gibt 106 Mill. Euro dazu. Die Verkäufe sind 2021 um 22 % auf 11 155 Einheiten gestiegen, der Gewinn um 56 % auf 833 Mill. Euro. Nun soll endlich der lang erwartete SUV kommen. Der neue CEO Benedetto Vigna hat eine Vielzahl von IT-Experten geholt, um bei dem Unternehmen, das auch in der Formel 1 in die Erfolgsspur zurückgefunden hat, Innovationen sowie die Elektrifizierung voranzutreiben. Am Stellantis-Standort Turin-Mirafiori ist die Produktion 2021 gegenüber 2020 auf 77 267 Einheiten mehr als verdoppelt worden. Dazu trug die Fiat-500-Elektroversion 54 000 Einheiten bei. Zwar sind erstmals seit Jahren auch die Produktionszahlen bei Maserati gestiegen – auf mehr als 23 000 Einheiten. Doch damit liegt die Oberklassemarke des Konzerns noch etwa 50 % unter den Zahlen von 2017. Der neue Mittelklasse-SUV Grecale, der 2023 auch als reines Elektroauto-Version kommt, soll den Aufwärtstrend verstetigen. Alfa Romeo hofft auf den neuen SUV Tonale, der jedoch in Polen gefertigt wird, sowie den Kompakt-SUV, der vermutlich Brennero heißen wird und 2024 als Verbrenner kommt. 2025 soll eine Elektroversion dazu kommen. Die arg gebeutelte Marke hofft, unter dem Stellantis-Dach ebenso auf mehr Mittel und einen Neustart wie Lancia, das 2024 mit einem neuen Ypsilon an den Start geht. 2026 soll es auch einen Kompakt-SUV geben. Stellantis-CEO Carlos Tavares will den Umsatz der Oberklasse-Marken des Konzerns bis 2030 vervierfachen und von 2030 an nur noch Elektrofahrzeuge anbieten.
Auch der Bremsenhersteller Brembo, der Zulieferer Adler und der Reifenhersteller Pirelli haben Rekordzahlen vorgelegt. Die Design-Schmiede Pininfarina schreibt endlich wieder schwarze Zahlen.
Es gibt auch Wermutstropfen: Die Produktionskapazitäten in Italien liegen bei jährlich 1,5 Millionen Einheiten, produziert wurden in den letzten Jahren aber nur 500 000 bis 700 000 Einheiten. Und bei den Zulassungszahlen für Elektroautos hinkt Italien mit einem Anteil von 10% anderen Ländern weit hinterher.