Hohe Kosten belasten deutschen Luftverkehr
lis Frankfurt
Der Luftverkehr in Deutschland wird sich im laufenden Jahr weiter dem Niveau vor der Corona-Pandemie annähern, wächst aber nach Prognose des Bundesverbands der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) langsamer als in anderen europäischen Ländern. Das Angebot an Sitzplätzen werde im Sommer in Deutschland auf 85% des Vorkrisenniveaus von 2019 steigen, nach 75 % im vergangenen Sommer. Im übrigen Europa sei ein Angebot von 98 % nach 87 % geplant. Grund dafür ist, dass einige europäische Airlines ihr Flugprogramm von und nach Deutschland ausgedünnt haben, was sie mit hohen Standortkosten begründen.
Als Kostentreiber hat der Verband den Staat ausgemacht: Luftverkehrsteuer und Sicherheitsgebühren seien deutlich höher als an vielen anderen europäischen Standorten, betonte BDL-Geschäftsführer Matthias von Randow. Bei ihren eigenen Kosten seien die deutschen Standorte dagegen etwa auf gleichem Niveau wie andere europäische Anbieter. Angesichts der insgesamt hohen Kosten sei es für die deutschen Flughäfen schwer, im europäischen Wettbewerb zu bestehen, ergänzt Jost Lammers, BDL-Präsident und im Hauptberuf Chef des Flughafens München. Die Fluggesellschaften wägen bei ihren Entscheidungen ab, an welchem Standort die höchsten Renditen zu erzielen sind, „und das ist oft nicht Deutschland“.
Die beiden größten deutschen Airports, die Drehkreuze Frankfurt und München, erholen sich dank des wachsenden Langstreckenverkehrs schneller als die kleineren Konkurrenten. Flughäfen wie Dortmund und Nürnberg profitieren davon, dass Fluglinien dort ihr Angebot ausgebaut haben. Dagegen werde sich das Angebot an den mittelgroßen Standorten Berlin, Düsseldorf, Hamburg, Hannover und Stuttgart 2023 unterdurchschnittlich erholen, fürchtet der Verband. 2022 war die Passagierzahl an deutschen Flughäfen dank der Aufhebung von Corona-Reisebeschränkungen mit knapp 165 Millionen mehr als doppelt so hoch wie im Vorjahr. 2019 waren 248 Millionen Reisende registriert worden.
Nach dem Chaos im vergangenen Sommer stehen die Luftverkehrsunternehmen auch aktuell angesichts einer hohen Nachfrage nach Reisen vor großen Herausforderungen. Allerdings „bereitet sich die Branche seit Monaten intensiv auf die bevorstehende Reisesaison vor, um die sich für dieses Jahr abzeichnende weiter zunehmende Nachfrage bedienen und den Passagieren ein möglichst reibungsloses Reiseerlebnis bieten zu können“, erklärte BDL-Präsident Lammers. Es sei daher mehr Systemstabilität zu erwarten. „Wenn alle an einem Strang ziehen, wird es in diesem Sommer für uns machbar sein.“
Es mangelt allerdings weiter an Arbeitskräften. Der Verband sprach sich angesichts eines „strukturell schwierigen Arbeitsmarkts“ für eine erleichterte Anwerbung in Staaten außerhalb der EU aus. Das geplante Arbeitskräftezuwanderungsgesetz gehe zwar in die richtige Richtung, brauche aber Zeit. Bis dahin benötige man kurzfristig wirkende Genehmigungen mit geringeren bürokratischen Hürden, sagte Lammers.
Engpässe im Luftraum
Im deutschen Luftraum könnte es 2023 erneut eng werden. Neben dem Ukraine-Krieg nannte der BDL am Mittwoch als möglichen Grund für Kapazitätsengpässe das geplante Nato-Manöver „Air Defender 2023“ im Juni. Erschwerend komme hinzu, dass die Deutsche Flugsicherung technische Neuerungen plane, die sich erst einspielen müssten.