Rüstungs- und Raumfahrtindustrie

Hohe Nachfrage beschert Thales Rekordjahr

Rüstungselektronik-Spezialist Thales hofft, dass sich die geplante Erhöhung der Verteidigungsausgaben in Europa bald in Aufträgen niederschlägt.

Hohe Nachfrage beschert Thales Rekordjahr

Hohe Nachfrage beschert Thales Rekordjahr

Geplante Erhöhung der Verteidigungsausgaben in Europa sorgt für gute Perspektiven

wü Paris

Thales profitiert von steigenden Verteidigungsausgaben und einer starken Nachfrage der Luftfahrtindustrie. Trotz anhaltender Schwierigkeiten im Satellitengeschäft hat der französische Rüstungselektronik- und Avionik-Konzern mit der Bilanz des vergangenen Jahres und dem Ausblick für 2025 die Erwartungen übertroffen. Die Thales-Aktie setzte deshalb am Dienstag an der Börse von Paris ihren Höhenflug fort. Mit einem Plus von über 65% hat sie innerhalb des CAC 40 den größten Kursgewinn seit Jahresbeginn verbucht.

„2024 war mit Rekordauftragseingängen ein außerordentliches Jahr“, sagte Konzernchef Patrice Caine bei der Präsentation der Ergebnisse in Paris. So legten die Auftragseingänge im Vergleich zum Vorjahr um 9% auf 25,29 Mrd. Euro zu, der Umsatz um 11,7% auf 20,58 Mrd. Euro. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) verbesserte sich um 13,4% und das Nettoergebnis fiel mit 1,42 Mrd. Euro 39% besser aus. Für das laufende Jahr peilt Thales erneut eine Book-to-Bill-Rate von mehr als 1, ein organisches Umsatzwachstum von 5% bis 6% sowie eine bereinigte Ebit-Marge von 12,2% bis 12,4% an. Zum Vergleich: 2024 betrug die bereinigte Ebit-Marge 11,8%, das organische Umsatzwachstum 8,3%.

Bisher nur Ankündigungen

Die Umsatzperspektiven seien noch konservativer als erwartet, findet Analyst Yan Derocles von Oddo BHF. Er hat gerade das Kursziel für Thales von 193 auf 250 Euro angehoben. Der Weckruf durch die Münchner Sicherheitskonferenz zwinge die Europäer, Eigenverantwortung für ihre Verteidigung zu übernehmen, urteilt Derocles in einer Neubewertung der Branche. Eine „neue Ära“ sei zwar grundsätzlich eingepreist, aber nicht das volle Ausmaß dieses kraftvollen Wachstumszyklus.

Die jetzt von europäischen Staaten angekündigte Erhöhung ihrer Verteidigungsbudgets dürfte sich zumindest im laufenden Jahr nicht auf den Umsatz auswirken, da sich in ihm vor allem bereits gebuchte Aufträge widerspiegeln, meint Thales-Chef Caine. Mittel- und langfristig könnte sich das Umsatzwachstum jedoch beschleunigen, wenn die Ankündigungen der Regierungschefs tatsächlich in neue Aufträge umgewandelt werden. Der im November vorgestellte Strategieplan sieht für den Zeitraum 2024 bis 2028 ein organisches Umsatzwachstum von 5% bis 7% jährlich vor. Die Verteidigungssparte macht mit 10,97 Mrd. Euro gut die Hälfte des Gesamtumsatzes von Thales aus, die Luftfahrt- und Raumfahrtsparte und der Bereich Cyber & Digital mit 5,47 Mrd. Euro und 4,02 Mrd. Euro je ein Viertel.

Starlink lässt Nachfrage für Telekomsatelliten einbrechen

Europa habe alle notwendigen Technologien, um das gesamte Spektrum der Verteidigungs-Ausrüstungen oder Systeme herzustellen, die es benötige, sagte Caine. Die Produktionskapazität werde sich an den Auftragsbestand anpassen. Vielleicht müsse auch das Omnibus-Paket überarbeitet werden, denn bisher sei die Taxonomie hinsichtlich von Rüstungsunternehmen nicht verändert worden. „Das müsste vielleicht an den politischen Diskurs angepasst werden, dass europäische Verteidigung gebraucht wird.“

Caine bestätigte, dass Thales mit Airbus und Leonardo eine Kooperation im Satellitengeschäft auslotet. Zwei Drittel der Raumfahrtaktivitäten des Konzerns mit Erdbeobachtung, Erkundung und Navigation gehe es gut, betonte er. Jedoch sei die Nachfrage nach Telekom-Satelliten eingebrochen, da Elon Musk mit Starlink die Telekombranche beeinträchtige. Wolle Europa bei Satellitenkonstellationen unabhängig bleiben, müsse es investieren.

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