Sonderverwaltungszone

Hongkongs IPO-Markt bekommt Leben in die Bude

Nach einer mehr als einjährigen Dürrephase mit verschwindend geringem Zulauf für den Hongkonger Primärmarkt schwingt sich der staatskontrollierte chinesische Retail- und Tourismuskonzern China Tourism Group Duty Free Corp. (CTG) zum ersten größeren IPO auf.

Hongkongs IPO-Markt bekommt Leben in die Bude

nh Schanghai –

An der Hongkonger Börse freuen sich Marktteilnehmer auf das mit Abstand größte Initial Public Offering (IPO) in der chinesischen Sonderverwaltungszone in diesem Jahr. Nach mehr als einem Jahr mit nur sehr wenig Zulauf für den Primärmarkt steht der Retail- und Tourismuskonzern China Tourism Group Duty Free Corp. (CTG) in den Startlöchern. Wie am Freitag bekannt wurde, wird CTG die neuen Titel in einer Emissionspreisspanne zwischen 143,5 und 165,5 HK-Dollar vermarkten. Am oberen Rand dieser Spanne würde sich die Kapitalaufnahme auf 2,2 Mrd. Dollar belaufen. Bei Ausnutzung der sogenannten Mehrzuteilungsoption (Greenshoe) könnte die Emission bis auf 2,5 Mrd. Dollar anschwellen. Auch am unteren Rand der Preisspanne wäre es das größte IPO an der Hongkonger Börse seit dem dualen Primärlisting des chinesischen Elektroautobauers Xpeng vom Juni 2021. Dabei wurden insgesamt 2,1 Mrd. Dollar eingesammelt. Seit Jahresmitte 2021 war der Hongkonger Primärmarkt allerdings fast völlig ausgetrocknet. In diesem Jahr kam es nur zu einer Handvoll kleiner IPOs sowie dem 1,7 Mrd. Dollar schweren Zweitlisting des Batteriematerialherstellers Tianqi Lithium (siehe Grafik).

CTG ist der führende Betreiber von Duty-Free-Shops an chinesischen Flug- und Seehäfen sowie von Einkaufszentren mit steuerbefreiten Luxusgütern und anderen Waren in dafür vorgesehenen chinesischen Freihandels- und Sonderentwicklungszonen. Dazu zählt insbesondere die chinesische Provinz und Ferieninsel Hainan. Dort befindet sich im Touristenort Sanya der zum CTG-Portfolio gehörende weltgrößte Duty-Free-Shopping-Komplex. CTG hatte den seit längerem geplanten Gang an die Hongkonger Börse wegen der Störfeuer durch chinesische Corona-Restriktionen und Lockdown-Maßnahmen, die den heimischen Reise- und Duty-Free-Markt schwer zurückgeworfen haben, aber auch wegen der schwierigen Marktbedingungen an der Hongkonger Börse immer wieder zurückgestellt.

Auch diesmal scheint das Timing nicht optimal, nachdem die Insel Hainan samt der Tourismushochburg Sanya von einer Corona-Ansteckungswelle betroffen ist und sich mittlerweile in einem harten Lockdown befindet. Wie der stellvertretende General Manager von CTG, Chang Zhujun, am Freitag auf einer Pressekonferenz erklärte, geht er aber nicht davon aus, dass der Hainan-Lockdown dem chinesischen Reise- und Duty-Free-Markt längere Schäden zufügen wird. Es handele sich um einen kurzfristigen Rückschlag. Auf mittel- und längerfristige Sicht weise Chinas Tourismussektor weiterhin enormes Wachstumspotenzial auf.

CTG Duty Free will den endgültigen Emissionspreis am 18. August bekannt geben. Der Handelsstart für die neuen Titel erfolgt dann eine Woche später am 25. August. Als führende Emissionsbegleiter in der Rolle des Joint Sponsor fungieren die heimische Investmentbank China International Capital Corp. und die Schweizerische UBS Group. Wie bei Hongkonger Börsengängen üblich, wird CTG ihre Emission mit der Vorplatzierung von Titeln bei einer Reihe von sogenannten Cornerstone Investors absichern. Diese gelten als strategische Investoren und verpflichten sich zu einer Halteperiode für die neuen Aktien von mindestens sechs Monaten.

Dem Vernehmen nach hat CTG knapp 40% der Emission auf diesem Wege in trockene Tücher gebracht. Dabei sind insgesamt neun Ankeri­nvestoren auf den Plan getreten, wobei das Staatsvehikel China State-owned Enterprise Mixed Ownership Reform Fund die größte Tranche gezeichnet hat. Hinzu treten als Anteilszeichner auch China Structural Reform Fund, Hainan Free Trade Port Construction Investment Fund, die staatlichen chinesischen Schifffahrtskonzerne Cosco Shipping und Rongshi International und der Flughafenbetreiber Shanghai Airport Group. Von ausländischer Seite sind der koreanische Kosmetikaproduzent Amorepacific Group und die kalifornische Private-Equity-Firma Oaktree Capital Management ver­treten.

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