Die auf Restrukturierungen spezialisierte Beratung Haselhorst Associates ist künftig Teil der H&Z Gruppe. Die Transaktion wurde am Mittwochvormittag offiziell bekanntgegeben. Den Verkaufsprozess habe Haselhorst Associates selbst angestoßen, erklärt Gründer Arno Haselhorst im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Das 2004 gegründete Beratungshaus, das zuletzt etwa 35 Restrukturierungsprofessionals beschäftigte, sei personell an Grenzen gestoßen. „Wir sind in den zurückliegenden Monaten stark gewachsen. Deutschland wird aber auch in den kommenden Jahren einer der größten Transformationsmärkte sein, das merken wir bereits an der Zahl der Anfragen. Um dieses Wachstum zu managen, brauchen wir mehr Ressourcen.“

Der Zusammenschluss mit der H&Z Gruppe soll Synergien bringen, er soll das Beratungshaus aber auch attraktiver für Neuzugänge machen. H&Z hat im vergangenen November den Private-Equity-Investor EMZ Partners aus München an Bord genommen und in diesem Zuge ein umfassendes Mitarbeiterbeteiligungsprogramm aufgelegt. Rund 120 Beschäftigte beteiligten sich damals an der H&Z Gruppe. Haselhorst, der zuletzt 76% an dem von ihm gegründeten Beratungshaus hielt, sowie fünf weitere Partner mit Beteiligung an Haselhorst Associates halten über Rückbeteiligungen nun ebenfalls Anteile an der H&Z Gruppe. Auch weiteren Beschäftigten stehe diese Option offen.

„Das Beteiligungsmodell und der von einem Investor gestützte Wachstumskurs der H&Z Gruppe machen uns als Arbeitgeber für unternehmerisch denkende Kandidaten interessant“, findet Haselhorst. Er geht davon aus, dass sein Unternehmen in diesem Jahr im Kerngeschäft bis zu 15 Mill. Euro Umsatz machen kann, in den kommenden drei Jahren traut er sich eine Verdoppelung zu. „Dazu brauchen wir dann aber auch deutlich mehr Mitarbeiter.“

Im M&A-Prozess hatten sich Haselhorst zufolge neben Strategen auch Private-Equity-Häuser als Interessenten gemeldet. Ihn habe aber die Aussicht auf strategische Synergien überzeugt. Das Beratungshaus habe den Prozess zudem sehr konsequent verfolgt: „H&Z ist sehr entschlossen vorangegangen.“ Über finanzielle Details der Transaktion wurde Stillschweigen vereinbart. In der künftigen Aufstellung soll sich Haselhorst Associates auf Restrukturierungsberatung und die Übernahme von Chief-Restructuring-Office-Mandaten fokussieren. Das Beratungshaus berät zudem auch kommunale Akteure zur urbanen Transformation. Dieser Bereich hätte zuletzt aber weniger Management Attention bekommen, sagt Haselhorst. Künftig gebe es hier Schnittstellen zum Nachhaltigkeitsteam bei H&Z.

Die Beratungsschwerpunkte von H&Z sind Strategie und Performance, Transformation und Einkauf. Ein fachlicher Austausch ist da nicht ohne weiteres möglich, räumt Haselhorst ein, doch es gebe Schnittmengen: „Etwa 20 bis 30 Beschäftigte von H&Z könnten nach Einschätzung der Partner dort schon kurzfristig bei uns mitarbeiten“, sagt er. Zudem werde man Weiterbildung anbieten. Auf Restrukturierungsprojekten sieht er zudem Schnittstellen zu den Spezialisten für Einkauf und Lieferkettenthemen: „Es geht bei CRO-Mandaten oft auch darum, die operativen Abläufe neu aufzusetzen. Die Berater dafür haben wir künftig im eigenen Haus.“

Für die H&Z Gruppe ist es nicht die erste Expansion in diesem Jahr. Mit EMZ im Rücken will die Gruppe „einen europäischen Beratungs-Champion für Wertschöpfungsmanagement, Transformation und Nachhaltigkeit“ formen. In Branchenkreisen kursierte beim Einstieg des Investors eine Bewertung von etwa 200 Mill. Euro für H&Z. EMZ soll zunächst etwas weniger als die Hälfte der Anteile übernommen haben, mit dem Ziel, den Anteil auszubauen.

Im Januar hat H&Z bereits den Business-Intelligence-Spezialisten „Transform 8“ übernommen. Dies wurde als „ein erster Meilenstein der für die nächsten Jahre geplanten ambitionierten Wachstumsphase“ bezeichnet. Der Beratungsmarkt in Deutschland ist stark fragmentiert und steht unter Konsolidierungsdruck. Die Unternehmensberatung HKP Group hat sich kürzlich Mercer Deutschland angeschlossen, weil sich die fehlende globale Aufstellung von HKP zunehmend als Wachstumshemmnis erwiesen hatte.

Nur wenige Unternehmensberatungen erzielen Umsätze im dreistelligen Millionen-Euro-Bereich. Im aktuellen Ranking der größten deutschen Managementberatungen des Marktforschungshauses Lünendonk rangiert die Münchener H&Z auf dem neunten Rang, mit einem Gesamtumsatz von 127 Mill. Euro für 2023. „Der Zusammenschluss mit Haselhorst Associates stärkt insbesondere die strategische Beratungskompetenz“, kommentiert Michael Santo, Geschäftsführer der H&Z Gruppe.

Die Haselhorst Associates GmbH soll schrittweise in die Gruppe integriert werden, beide Unternehmen werden jedoch weiterhin unter ihren bestehenden Marken auftreten.

Haselhorst Associates wurde bei der Transaktion von Hübner Schlösser & CIE (M&A) sowie Osborne Clarke (legal) beraten. H&Z wurde vom H&Z M&A-Team (Commercial), Latham & Watkins (Legal) sowie RSM Ebner Stolz (Finance & Tax) begleitet.