Immobilienkonzern Adler einigt sich mit Gläubigern
Immobilienkonzern Adler
einigt sich mit Gläubigern
Komplexe Umschuldung im Volumen von 5 Mrd. Euro
hek Frankfurt
Mit einer umfassenden Umschuldung samt Kontrollübernahme durch Gläubiger will sich der schlingernde Wohnungskonzern Adler Group mehr Zeit verschaffen für die bisher stockenden Immobilienverkäufe und Veräußerungen deutlich unter Marktwert vermeiden. Kernpunkte sind die Verlängerung von Fälligkeiten um bis zu viereinhalb Jahre sowie die Umwandlung eines großen Bondpakets in nachrangige Anleihen ohne Fälligkeit. Solche Hybridpapiere oder Perpetuals gelten laut dem Bilanzstandard IFRS als Eigenkapital. Auf diesem Wege kommen 2,3 Mrd. Euro frisches Eigenkapital in die Bilanz des außerordentlich hoch verschuldeten Konzerns. Mit 97,6% absorbierten die Verbindlichkeiten Ende 2023 nahezu das gesamte Immobilienvermögen.
Gesamtvolumen 5 Mrd. Euro
Das Gesamtpaket hat ein Volumen von 5 Mrd. Euro. Im nächsten Schritt muss eine Gläubigerversammlung der finanziellen Restrukturierung zustimmen. Betroffen sind die im zweiten Rang besicherten Anleihen der Tochter AGPS. Auf diese Gesellschaft hatte Adler Group die Bonds für die vor einem Jahr umgesetzte erste Umschuldung übertragen. Mehr als 60% dieser Gläubiger hätten die Lock-up-Vereinbarung unterzeichnet, teilte Adler mit. Benötigt wird allerdings eine Zustimmung von 75%.
Warten auf weitere Bondholder
Um auf Nummer sicher zu gehen, will Adler parallel einen Restrukturierungsplan (vorinsolvenzliches Sanierungsverfahren) nach englischem Recht auf den Weg bringen. Außerdem müssen die Aktionäre zustimmen. Der Zeitplan sieht vor, die Rekapitalisierung bis Ende September 2024 „oder kurz danach“ abzuschließen.
Im Adler-Umfeld geht man davon aus, dass weitere Bondholder der Lock-up-Vereinbarung beitreten werden. Anders als bei der ersten Restrukturierung, als Gläubiger der am längsten (bis 2029) laufenden Anleihe die Umschuldung blockiert hatten, sei diesmal nicht mit größerem Widerstand zu rechnen, heißt es.
Perpetuals stellen ein Drittel
Die Perpetuals machen künftig ein Drittel des Gesamtkapitals (ohne Aktien) aus, geht aus den Unterlagen hervor. Sie erhalten 75% der Stimmrechte, so dass die Gläubiger der ewigen Anleihen die Firmenkontrolle erlangen, und bekommen unter bestimmten Umständen eine Dividende. Die Stammaktionäre stellen künftig nur noch 25% der Stimmen. Es verbleiben 700 Mill. Euro Anleihen im zweiten Rang. Diese sind nun endfällig mit 6,25% im Jahr zu verzinsen und im Januar 2030 fällig.
350 Mill. Euro mehr Liquidität
Die im ersten Rang besicherte Fremdfinanzierung von ursprünglich 937,5 Mill. Euro, bisher fällig im Juni 2025, wird bis Dezember 2028 verlängert, wobei es den Vorbehalt gibt, dass 400 Mill. Euro bis Dezember 2027 getilgt werden. Adler hatte diesen neuen Kredit bei der ersten Umschuldung erhalten, weil ansonsten die Zahlungsunfähigkeit gedroht hätte. Nun wird das Volumen um 100 Mill. Euro aufgestockt. Der Zinssatz bleibt bei 12,5%, wobei die Zinsen mit dem Kreditbetrag auflaufen. Das Darlehn kann, falls notwendig, nochmals aufgestockt werden, um die im April 2026 fällige 300-Mill.-Euro-Anleihe der Tochtergesellschaft Adler Real Estate zurückzuzahlen, die kein Bestandteil der Restrukturierung ist.
Die beiden Anleihen im Rang 1,5 im Gesamtvolumen von ursprünglich 591 Mill. Euro werden refinanziert und bis Dezember 2029 verlängert. Neben den 100 Mill. Euro neues Geld kann das Unternehmen nun bis zu 250 Mill. Euro Einnahmen aus Veräußerungserlösen einbehalten, die seit April 2024 erzielt wurden und ansonsten an die Kreditgeber geflossen wären. In Summe hat Adler also 350 Mill. Euro mehr Liquidität zur Verfügung als vor der Vereinbarung.