Immobilienkonzern Branicks zieht vorerst Kopf aus der Schlinge
Branicks zieht vorerst Kopf aus der Schlinge
Immobilienkonzern erhält mehr Zeit für Rückzahlung von Schuldscheinen und Brückenfinanzierung
hek Frankfurt
Der angeschlagene Gewerbeimmobilienkonzern Branicks hat sich für die nächsten Monate Luft verschafft. Denn Gläubiger haben einer Laufzeitverlängerung ihrer Forderungen zugestimmt. Wie die frühere DIC Asset mitteilt, müssen die im laufenden Jahr fälligen Schuldscheine erst zum 30. Juni 2025 zurückgezahlt werden. Es geht um 225 Mill. Euro. Die Darlehensgeber der Brückenfinanzierung geben Branicks nun Zeit bis Ende 2024, fünf Monate mehr als bisher. Dann müssen die restlichen 160 Mill. Euro getilgt werden. Weitere 40 Mill. Euro sind sofort fällig.
Grundlage der finanziellen Restrukturierung sei die Unternehmensplanung bis Ende 2026, deren Plausibilität der Turnaround-Berater FTI-Andersch im „Independent Business Review“ bestätigt habe. Zum genauen Inhalt dieser Planung macht Branicks auf Nachfrage keine Angaben. Stattdessen vertröstet eine Firmensprecherin auf den 30. April. Dann würden mit dem Geschäftsbericht Details zur Unternehmensplanung bzw. zur Prognose veröffentlicht. Auch zum Umfang der erforderlichen Immobilienverkäufe gibt die Sprecherin keine weiter gehenden Informationen. Es liegt aber auf der Hand, dass Branicks in größerem Stil Assets veräußern muss, um Liquidität für künftige Fälligkeiten zu beschaffen.
Immobilien an Tochter übertragen
Anteile an acht Immobilien hat das Frankfurter Unternehmen nach eigenen Angaben am Dienstag auf die zum Konzern gehörende VIB Vermögen für 99 Mill. Euro übertragen. Dadurch werden rund 60 Mill. Euro Cash von der Ebene der Tochter auf die Muttergesellschaft hochgezogen. Branicks hält 69% an VIB. Auch in den Vorwochen hatte Branicks einige Transaktionen sowie Neu- und Anschlussvermietungen gemeldet. Zusätzlich zu den verlängerten Schuldscheindarlehen sind 2025 weitere Schuldscheine in Höhe von 68 Mill. Euro fällig. Ein großer Batzen kommt 2026: Dann läuft die 400 Mill. Euro schwere Unternehmensanleihe aus.
Kostspieliger Aufschub
Für die Restrukturierung der Schuldscheine hat sich Branicks in ein Verfahren nach dem Unternehmensstabilisierungs- und Restrukturierungsgesetz (StaRUG) begeben. Auf einem Gerichtstermin haben diese Darlehensgeber die Umschuldung laut Branicks mit 96% akzeptiert. Das Amtsgericht Frankfurt habe den Plan bestätigt. Wie aus den eingereichten Unterlagen hervorgeht, erhalten 2024er-Schuldscheingläubiger sogenannte Rückführungsgebühren von 1% bzw. 4% und Verlängerungsgebühren von 8,3 Basispunkten pro Monat. Der Zinssatz beträgt Euribor plus 2,75%, das wären aktuell grob 6,6%. Nach Rückführung des Brückenkredits stehen verpflichtende Sondertilgungen an. Demnach fließen 90% der Nettoeinnahmen aus Immobilienverkäufen und Platzierungen an die Schuldscheininhaber.
Die Verlängerung der Brückenfinanzierung sei zu „nahezu unveränderten Konditionen“ erfolgt, teilt Branicks weiter mit. Sie diente dem Erwerb des Logistikimmobilienspezialisten VIB Vermögen.
„Mit überwiegender Wahrscheinlichkeit aussichtslos“
„Ohne Umsetzung des Restrukturierungsplans wird die Schuldnerin zahlungsunfähig und damit insolvenzantragspflichtig“, heißt es in den Unterlagen unmissverständlich. Eine Fortführung des Unternehmens in seiner bisherigen Form sei „mit überwiegender Wahrscheinlichkeit aussichtslos“. Lediglich die Fortführung einzelner Geschäftsbereiche erscheine nach entsprechenden Veräußerungen möglich. Bei einer Abwicklung im Insolvenzverfahren sei eine Quote zwischen 68,6% und 73,7% für unbesicherte Gläubiger zu erwarten.
In der Presseerklärung versichert Branicks, dass eine stabile Finanzierung und die Bedienung aller finanziellen Verpflichtungen „nachhaltig gesichert“ seien. „Die Stabilisierung des Transaktionsmarkts stimmt uns zusätzlich zuversichtlich“, sagt Vorstandschefin Sonja Wärntges. Nun wolle man sich wieder auf Wertgenerierung und Effizienzverbesserung konzentrieren. Wobei aus Aktionärssicht der Wert weitgehend vernichtet ist, denn der Aktienkurs, der vor zwei Jahren noch bei 15 Euro lag, ist auf zeitweise weniger als 1 Euro abgestürzt.
Aufsichtsratschef Schmidt tritt ab
An der Spitze des Aufsichtsrats steht ein Wechsel ins Haus: Der Vorsitzende Gerhard Schmidt gebe das Amt ab an einen Nachfolger, der bis Mitte April aus dem Kreis der Gremiumsmitglieder gewählt werde. Schmidt werde dem Kontrollgremium aber weiter angehören. Der Partner der Anwaltssozietät Weil, Gotshal & Manges steht hinter dem Großaktionär Deutsche Immobilien Chancen, der 34,3% an Branicks hält.
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