Porsche-IPO

In schwierigem Interessen­umfeld

Die Hoffnung auf ein Ende der Flaute bei Börsengängen nach den Sommerferien hat sich angesichts einer Woche mit starken Schwankungen an den Aktienmärkten zum Start in den September zunächst nicht erfüllt.

In schwierigem Interessen­umfeld

Von Christoph Ruhkamp,

Frankfurt

Die Hoffnung auf ein Ende der Flaute bei Börsengängen nach den Sommerferien hat sich angesichts einer Woche mit starken Schwankungen an den Aktienmärkten zum Start in den September zunächst nicht er­füllt. Doch nun will VW das mit bis zu 10 Mrd. Euro Emissionserlös megagroße Porsche-IPO in den kommenden vier Wochen durchziehen. Dabei spricht derzeit wenig dafür, das Wagnis einzugehen: Der Volatilitätsindex Vix – das „Angstbarometer“ – steht bei 26 Punkten. Als förderlich für einen Börsengang gelten jedoch Werte unterhalb von 20.

Der jüngste Rückgang am Aktienmarkt kehrt die starke Performance des Sommers um, die den Stoxx 50 am 16. August auf 3 686 und am 2. September auf 3 509 klettern ließ, bevor die Kurse wieder nachgaben. Die Anleger sind nach dem Sommer wieder auf dem Rückzug, die Stimmung ist immer noch recht fragil.

Die Welt befindet sich entgegen der Erwartung weitgehend in der gleichen Situation wie vor dem Sommer. Obwohl der Vix im August unter die 20er Marke gesunken war, nähert er sich nun wieder der 30er Marke und hat in dieser Woche die 25er Marke deutlich überschritten.

Die daraus resultierende Vorsicht unter den Anlegern übt auch Druck auf die Preisbildung aus – nach unten. Das Marktumfeld ist das schwierigste seit Jahren angesichts der Energiemarktkrise, galoppierender Inflation und einer drohenden Rezession. Dabei erscheinen europäische Aktien im Bewertungsvergleich mit den USA oder China bereits überverkauft.

Umso mehr Beachtung findet der Porsche-Börsengang. Porsche-Finanz­chef Lutz Meschke erklärte, eine Absage des Teilbörsengangs sei nur bei einer sehr ernsten geopolitischen Lage vorstellbar. Das IPO wird von einigen Bankern als „zu groß zum Scheitern“ bezeichnet.

Jeder müsse dabei sein, und es sei aufgrund der Größe kaum zu stoppen: „Dieses IPO kann nicht scheitern. Man wird sich auf einen Preis einigen müssen. Koste es, was es wolle“, sagte Bastian Schiedat von der Bank Berenberg der Börsen-Zeitung.

Der Hintergrund: Die VW-Eignerfamilie Porsche/Piëch will 25 % plus 1 Aktie von Porsche an Stammaktien kaufen – und das wäre für sie umso günstiger, je niedriger der Aktienkurs wäre. Da hilft die Doppelfunktion von VW- und Porsche-Chef Oliver Blume. Und Porsche-Finanzchef Lutz Meschke ist zugleich für die Finanzen der Holding der Eignerfamilien Porsche SE verantwortlich.

Käufer mit tiefen Taschen

Als Kaufinteressenten für die Porsche-Aktien im Gesamtwert von bis zu 85 Mrd. Euro gelten neben Ankeraktionär Qatar Investment Authority auch T Rowe Price sowie der Red-Bull-Milliardär Dietrich Mateschitz und LVMH-Milliardär Bernard Arnault. Während ein erfolgreiches Porsche-Debüt Hoffnung für andere Börsengänge geben könnte, dürfte das Timing vor dem Eintritt in die ruhigere Zeit im November und Dezember sehr knapp werden. Vor Beginn des Krieges und der Zinserhöhungen zählten zu den größten Börsenkandidaten in Deutschland der Ölkonzern Wintershall Dea, der Medikamentenhersteller Cheplapharm und die Smartphonebank N26.

Im September bestimmen makroökonomische Faktoren die Volatilität, da am morgigen Donnerstag (8. September) die EZB und am 15. September die Bank of England über die Zinsen entscheiden. Außerdem wurde – weil der Kreml Nord Stream 1 zugedreht hat – für den 9. September eine Dringlichkeitssitzung der EU-Energieminister einberufen.

Vor diesem Hintergrund wird für den Erfolg des Porsche-Börsengangs das Timing als entscheidend angesehen. Die mandatierten Banken werden von Tag zu Tag schauen, was vor sich geht. Als Joint Global Coordinators fungieren: Bank of America, Citigroup, Goldman Sachs und J.P. Morgan. Joint Bookrunners sind BNP Paribas, Deutsche Bank, Morgan Stanley, Santander, Barclays, Société Générale und Unicredit.

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