Infineon-Anleger hadern mit dem Aktienkurs
Infineon-Anleger hadern mit Aktienkurs
Konzern baut auf "Dividendenkontinuität" – Aktionärsvertreter fordert höhere Ausschüttung
sck München
Auf der virtuell abgehaltenen ordentlichen Hauptversammlung von Infineon äußerten sich Aktionäre kritisch zur schwachen Kursentwicklung der Aktie des Chipherstellers. "Der Aktienkurs ist nicht gerade hervorragend", sagte Daniela Bergdolt, Vertreterin der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Die guten Ergebnisse des zurückliegenden Geschäftsjahres 2023 (30. September) seien "verpufft". Das Papier habe im Vergleich zum Aktionärstreffen vor einem Jahr eine "Punktlandung" erreicht. In diesem Zeitraum sei die Aktie nach zeitweiligen Zuwächsen wieder auf das Niveau vom Februar 2023 zurückgefallen.
"Gut geschlagen"
Daniel Bauer von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) bemängelte die niedrige Dividende und die geringe Ausschüttungsquote. Die gesamte Dividendensumme entspreche nur 19% des erzielten Konzerngewinns. Die Verwaltung schlug einen Zuwachs um 3 Cent auf 0,35 Euro je Aktie vor, was einer Ausschüttungssumme von 457 Mill. Euro entspricht. Der SdK-Vertreter forderte Vorstand und Aufsichtsrat auf, die Ausschüttungsquote auf "30% plus x" zu erhöhen. "Das schafft mehr Vertrauen in das Unternehmen. Ich denke, darüber sollte die Verwaltung nachdenken."
Finanzvorstand Sven Schneider räumte ein, dass auch das Management "mit dem aktuellen Kursniveau nicht zufrieden" sei. Im Vergleich zu Wettbewerbern habe sich Infineon aber "gut geschlagen". Er bezeichnete die "konsequente Umsetzung unserer Mittelfristziele" als "Kurshebel". Seinen Worten zufolge sei die vorgeschlagene Dividendenerhöhung "angemessen". Es liege im Rahmen der Dividendenpolitik des Unternehmens, nämlich eine "Dividendenkontinuität" zu erreichen.
Dax schlägt Anteilschein
Seit Anfang dieses Jahres büßte die Aktie von Infineon 10% an Wert ein. Zum Vergleich: Der Dax, in dem Deutschlands größter Halbleiterproduzent gelistet ist, gewann 4%. Der deutsche Leitindex befindet sich im Höhenflug. Zum Wochenschluss notierte das Papier von Infineon zeitweise 1,2% auf 34,02 Euro fester.
Cornelia Zimmermann vom Vermögensverwalter Deka Investment verwies in der Generaldebatte auf mögliche geschäftliche Risiken im größten Geschäftsbereich Automotive. "Der gewonnene Vorsprung gegenüber den Wettbewerbern schmilzt", warnte sie. "Infineon ist weniger eine Chip-Company, sondern mehr ein Autozulieferer", meinte der SdK-Vertreter Bauer. Er bezeichnete China als "Klumpenrisiko" fürs Unternehmen.
Erste Zeichen für Markterholung
Vorstandschef Jochen Hanebeck antwortete, dass Infineon im Bereich Automotive diversifiziert unterwegs sei. "Wir sind in allen großen Regionen der Welt ähnlich stark präsent." Er sprach dabei von Europa, Nordamerika, China und Japan. "Automotive ist ein weiterhin sehr attraktiver Wachstumsmarkt", so der CEO. Es gebe "keinerlei Anzeichen für einen Einbruch des Automarktes wie zur Corona-Pandemie". Vertriebsvorstand Andreas Urschitz berichtete von einer derzeitigen Marktschwäche vor allem im Konsumentenbereich. Es seien aber auf diesem Feld erste Zeichen einer Erholung zu bemerken. So fülle sich das Auftragsbuch für Smartphones und Computeranwendungen.
Unterdessen plädierten die beiden Aktionärsvertreter für eine Rückkehr zur Präsenzveranstaltung. Hanebeck zufolge wird über das Format des Treffens auf der nächsten Hauptversammlung 2025 neu entschieden.