Infineon kauft für 2,5 Mrd. Dollar Autosparte von Marvell
Infineon berappt 2,5 Mrd. Dollar
Deutscher Chipkonzern kauft Auto-Aktivitäten von US-Wettbewerber Marvell
Infineon erweitert ihre Aktivitäten im Bereich Automobile mit einem Zukauf in den USA. Deutschlands größter Chiphersteller erwirbt für 2,5 Mrd. Dollar die Auto-Aktivitäten vom Konkurrenten Marvell. Obwohl die Akquisition bei Analysten auf Anklang stieß, setzte die Aktie von Infineon zunächst ihre Talfahrt fort.
sck München
Infineon baut ihre Kernaktivitäten im Bereich Auto-Anwendungen mit einer Übernahme in den USA aus. Der Halbleiterkonzern aus Neubiberg bei München teilte ad hoc mit, für 2,5 Mrd. Dollar in bar das Automotive-Geschäft von Marvell Technology zu erwerben. Die Finanzierung erfolgt über Eigenmittel und Bankkredite. Infineon will mit diesem Schritt ihre Aktivitäten für softwaregesteuerte Fahrzeuge stärken. Der Konzern ergänzt damit seine marktführende Position im Mikrocontroller-Geschäft. „Der Zukauf ist eine hervorragende strategische Ergänzung für Infineon“, sagte Vorstandschef Jochen Hanebeck in einer Telefonkonferenz mit Analysten.
Das Dax-Mitglied steht im Automotive-Chipsegment mit einem Anteil von 13,5 % auf Platz 1. An zweiter Stelle befindet sich der niederländische Anbieter NXP mit gut 10 %, gefolgt vom französisch-italienischen Wettbewerber STMicroelectronics (8,8 %). Marvell zählt nach Unternehmensangaben über 50 Kunden in der Autoindustrie, darunter befinden sich viele Hersteller.
Hochprofitabler Bereich
Infineon rechnet damit, dass das Automotive-Geschäft des amerikanischen Anbieters im laufenden Jahr zwischen 225 Mill. und 250 Mill. Dollar erzielt und dabei eine Bruttomarge von 60 % erwirtschaftet. Bis 2030 sollen die Erlöse jährlich um ein Viertel steigen. Die Sparte umfasst „mehrere Hundert“ Mitarbeiter. Kostensynergien erwartet Infineon durch gebündelte Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten.

Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr erreichte der Auto-Bereich von Infineon einen Umsatz von 2,1 Mrd. Euro. Die operative Marge lag bei über 25 %. Die Bruttomarge des Konzerns betrug etwas mehr als 40 %.
Aktie verliert 3 Prozent
Die Anleger reagierten auf die Nachricht verhalten. Die Aktie büßte im Xetra-Handel zunächst 3 % ein, drehte im weiteren Tagesverlauf ins Plus und notierte zeitweise 0,8 % fester auf 25,30 Euro. Im Zuge der Furcht vor einer weltweiten Rezession infolge der drastisch erhöhten Zölle von US-Präsident Donald Trump musste auch der Infineon-Titel zuletzt deutlich Federn lassen. Im Februar notierte die Aktie bei etwas über 38 Euro. Seinerzeit profitierte der Anteilschein noch von einem zuversichtlichen Jahresausblick des CEO nach guten Quartalszahlen.
Infineon rechnet damit, dass der Neuerwerb bis Ende 2025 in trockenen Tüchern ist. Die zuständigen Behörden müssen die Transaktion genehmigen. Dazu gehört auch der wichtige Ausschuss für ausländische Investitionen in Washington.
Mehrere Zukäufe
Die USA machen 10 % der Konzernerlöse von Infineon aus. Größter Einzelmarkt des Unternehmens ist China mit einem Umsatzanteil von nahezu 40 %.
Infineon erweitert seit zehn Jahren ihre Aktivitäten auch mit Neuerwerbungen in den USA. 2015 kauften die Bayern den Leistungshalbleiterspezialisten International Rectifier aus Kalifornien für 3 Mrd. Dollar. Diese Akquisition war für das Unternehmen ein großer Schub in Nordamerika nach der eigenen Neuaufstellung und einer überwundenen Krise. Fünf Jahre danach schluckte Infineon den US-Chipspezialisten Cypress Semiconductor für umgerechnet 9 Mrd. Euro.
Hoher Kaufpreis
Seinerzeit entsprach dieser Kaufpreis dem Vierfachen des Jahresumsatzes von Rectifier. Zum Vergleich: der Preis für die Marvell-Sparte beträgt das 10-Fache der Jahreserlöse der Sparte. Mancher bewertet die Transaktion mit Marvell daher als sehr teuer für Infineon. Die Konzernspitze verweist auf den strategischen Mehrwert des Neuerwerbs.