Insolvenzen bedrohen mehr Jobs
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Creditreform sieht deutlichen Anstieg bei Firmenpleiten – Keine Trendwende in Sicht
sar Frankfurt
Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen wird 2024 auf etwa 22.400 Fälle zulegen, besagt eine neue Analyse der Auskunftei Creditreform. In die Statistik fließen die bis Anfang November erfassten Daten ein, für den Rest des Jahres rechnet Creditreform die Zahlen hoch. Bei den Unternehmensinsolvenzen erwartet die Auskunftei den höchsten Stand seit dem Jahr 2015, im Vergleich zum Vorjahr steht ein Plus von mehr als 24%.
Eine Trendwende zeichnet sich so schnell nicht ab: „Wir erwarten, dass dieses dynamische Insolvenzgeschehen zumindest 2025 weiter anhält“, sagte Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der Creditreform Wirtschaftsforschung, am Montag bei der Präsentation der Zahlen vor Journalisten in Frankfurt. Bald könnten sogar wieder die Höchstwerte der Jahre 2009 und 2010 in Sichtweite kommen. Damals gab es mehr als 32.000 Unternehmensinsolvenzen pro Jahr.
Mehr große Betriebe in Insolvenz
Der Großteil der Insolvenzfälle betrifft mittelständische Unternehmen mit höchstens zehn Beschäftigten. Sie stehen in der Creditreform-Statistik für gut 81% der Unternehmensinsolvenzen. Allerdings ist der Anteil der Insolvenzen in Betrieben mit mehr als 250 Beschäftigten überdurchschnittlich gestiegen. Fälle wie die Insolvenzen des Reiseanbieters FTI oder des Modehändlers Esprit zählten dazu. „Ihr Anteil am Insolvenzaufkommen bleibt zwar gering, doch die Folgen von Großinsolvenzen sind erheblich: hohe Forderungsausfälle und Arbeitsplatzverluste“, erklärt Creditreform-Geschäftsführer Bernd Bütow.
Die Auskunftei erwartet, dass 2024 etwa 320.000 Arbeitsplätze durch Insolvenzen akut bedroht sind oder sogar verlorengehen. Im Vorjahr waren es 205.000 Stellen. Die Gläubiger insolventer Unternehmen werden im laufenden Jahr mit Schäden von insgesamt 56 Mrd. Euro kalkulieren müssen, so die Prognose, ein deutlicher Anstieg zu 2023 (31,2 Mrd. Euro) und der höchste Wert der zurückliegenden fünf Jahre.
Alle Wirtschaftsbereiche betroffen
Der Anstieg der Insolvenzzahlen beschränkt sich nicht auf einzelne Sektoren, geht aus der Creditreform-Analyse hervor. Im verarbeitenden Gewerbe, im Baugewerbe, im Handel sowie im Dienstleistungsbereich liegen die für 2024 prognostizierten Insolvenzzahlen über denen des Vorjahres. „Die Insolvenzzahlen stiegen in allen Wirtschaftsbereichen und übertrafen das Vor-Corona-Niveau“, bilanziert die Auskunftei. Besonders deutlich war der Anstieg im Dienstleistungsgewerbe mit einem Plus von 27% bei den Insolvenzzahlen. Die höchste Insolvenzquote entfiel auf das Baugewerbe.
Besonders stark haben zudem 2024 junge Unternehmen mit weniger als zwei Jahren am Markt gelitten. Bei diesen Start-ups verzeichnet Creditreform einen Anstieg der Insolvenzfälle um fast 40% im Vergleich zum Vorjahr.
Energiekosten belasten Unternehmen
Doch auch ältere Unternehmen, die seit mehr als zehn Jahren bestehen, verzeichneten ein Plus von mehr als 20% der Insolvenzfälle. „Neben der schwachen Konjunktur erschweren auch strukturelle Probleme die Lage“, sagt Hantzsch. Hohe Kosten, etwa für Energie und Arbeitskräfte, seien eine Belastung. Kritisch sieht er, dass Unternehmen sich aufgrund der unsicheren Lage mit Investitionen zurückhalten.
Mit etwas Verzögerung wird die schwierige Situation in der Unternehmenslandschaft auch auf die Verbraucher durchschlagen, erwartet Hantzsch. Die Zahl der Verbraucherinsolvenzen ist 2024 um gut 8% gestiegen, 72.100 neue Verfahren wurden registriert. Der nun zunehmende Abbau von Arbeitsplätzen werde die Lage in den kommenden Jahren weiter verschärfen, erwartet die Auskunftei.