Türkisch-italienische Drohnenallianz

Italienisch-türkisches Rüstungsbündnis

Der italienische Rüstungskonzern Leonardo und der türkische Drohnenproduzent Baykar wollen in einem Joint Venture gemeinsam Kampf- und Überwachungsdrohnen für den Weltmarkt bauen.

Italienisch-türkisches Rüstungsbündnis

Leonardo baut mit Baykar Drohnen

Italienischer Rüstungskonzern und türkisches Familienunternehmen sehen riesiges Marktvolumen – Leonardo-Aktie zieht an

Mit der gemeinsamen Entwicklung und dem Bau von unbemannten Drohnen zielen der italienische Rüstungskonzern Leonardo und die türkische Baykar auf den Weltmarkt. Sie wollen damit ihre Kräfte bündeln und von den gigantischen neuen Rüstungsprogrammen vor allem in Europa profitieren.

bl Mailand

Der italienische Rüstungskonzern Leonardo und der weltweit führende türkische Drohnenhersteller Baykar wollen gemeinsam unbemannte Fluggeräte entwickeln und produzieren. Eine entsprechende Absichtserklärung unterzeichneten Leonardo-CEO Roberto Cingolani und Baykar-Präsident Selçuk Bayraktar jetzt in Rom. Ein erster Prototyp des 50:50-Joint-Ventures, das seinen Sitz in Italien haben soll, soll in etwa zwölf bis 18 Monaten vorgestellt werden. Die beiden Partner schätzen das Marktvolumen allein für Europa in den nächsten zehn Jahren auf 100 Mrd. Dollar.

Angesichts der gewaltigen Erhöhung der Rüstungsausgaben in Europa sehen die beiden Partner gute Chancen für ihr Projekt, das auf die Entwicklung von bewaffneten Kampfdrohnen, Drohnen für die Überwachung und für Angriffe zielt. Laut Cingolani und Bayraktar ergänzen sich die beiden Unternehmen perfekt. Das 1986 gegründete Familienunternehmen Baykar unter Führung von Selçuk Bayraktar, Schwiegersohn des türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan, und seines Bruders Haluk bringt seine riesige Plattform für unbemannte Flugsysteme ein. Von Leonardo sollen die Kompetenz in den Bereichen Elektronik, künstliche Intelligenz, Radarsysteme und bei der Entwicklung von Missions- und Nutzlastsystemen kommen. Leonardo ist mit Airbus und Dassault auch an der Entwicklung der europäischen Drohne Eurodrone beteiligt. Dies ist laut Cingolani aber ein anderes Segment.

Weltweit führender Exporteur

Für das türkische Unternehmen, das mit einem Umsatz von 2 Mrd. Dollar nach eigenen Angaben der weltweit führende Drohnen-Exporteur ist, bedeutet die Vereinbarung den Zugang zum immer attraktiver werdenden EU-Rüstungsmarkt. Baykar exportiert in weltweit 36 Länder, darunter sechs Nato- und vier EU-Staaten wie Polen. Die Exportquote beziffert Bayraktar auf mehr als 90%.

Baykar-Kampf- und Aufklärungsdrohnen wie die Bayraktar TB2 wurden von der Ukraine vor allem zu Beginn des Krieges gegen Russland erfolgreich eingesetzt. Dem Unternehmen zufolge wird ein Werk für die Drohnenproduktion in Kiew gebaut. Die Systeme des türkischen Unternehmens decken eine riesige Bandbreite von Drohnensystemen ab – mit Lasten von einigen Kilogramm bis zu mehreren Tonnen.

Baykar und Leonardo arbeiten schon seit etwa sechs Jahren zusammen. Die Italiener liefern beispielsweise Radarsysteme. CEO Roberto Cingolani setzt auf Partnerschaften etwa mit Rheinmetall (Panzerbau) oder BAE Systems/Airbus (MBDA). Damit ließen sich Kräfte bündeln. Der Leonardo-CEO plädiert für mehr europäische Kooperationen.

Für den Weltmarkt

Die Zusammenarbeit von Leonardo und Baykar zielt auf den Weltmarkt ab. Noch nicht entschieden sei, ob die Drohnen im Verbund mit dem Kampfflugzeugprojekt GCAP von Leonardo, BAE Systems und Mitsubishi zum Einsatz kommen sollen. Das bemannte System GCAP steht in Konkurrenz zum deutsch-französisch-spanischen Future Combat Air System.

Die Leonardo-Aktie zog auch am Donnerstag stark an. Der Wert hat binnen zwölf Monaten um 123% zugelegt. Leonardo kommt auf eine Marktkapitalisierung von 26,7 Mrd. Euro.

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