Generalstreik in Stellantis-Werken

Auch in Italiens Autoindustrie stehen die Zeichen auf Sturm

Angesichts des massiven Produktionseinbruchs in Italiens Autoindustrie haben die drei großen Gewerkschaften für den 18. Oktober zu einem Generalstreik in den italienischen Stellantis-Werken aufgerufen. Sie fordern mehr Hilfen für die Branche.

Auch in Italiens Autoindustrie stehen die Zeichen auf Sturm

Italiens Autoindustrie auf Talfahrt

In Italiens Autoindustrie stehen die Zeichen auf Sturm

Gewerkschaften fürchten Verlust von 25.000 Arbeitsplätzen und rufen zu Generalstreik in den Werken von Stellantis auf

bl Mailand

Angesichts der dramatischen Lage in Italiens Autoindustrie haben die drei großen Gewerkschaften für den 18. Oktober zu einem Generalstreik in den italienischen Werken des französisch dominierten Autokonzerns Stellantis aufgerufen. Die Arbeitnehmerorganisationen fürchten kurzfristig den Verlust von 25.000 Arbeitsplätzen und fordern Hilfsprogramme.

Die Produktion in Italien ist im ersten Halbjahr um 30% gesunken. Für das Gesamtjahr erwarten die Gewerkschaften einen Rückgang der Fertigung von Pkw und leichten Nutzfahrzeugen um ein Drittel gegenüber 2023 auf knapp eine halbe Million – das Niveau der fünfziger Jahre des 20. Jahrhunderts.

Dramatischer Produktionseinbruch

Besonders dramatisch ist die Situation im Traditionswerk Turin-Mirafiori, wo die Produktion im Halbjahr um mehr als 60% auf 19.000 Einheiten einbrach. Nur unwesentlich besser sieht die Lage in Melfi (Basilicata) und Cassino aus. Die Zahl der Mitarbeiter in Italien ging seit der Fusion des früheren Fiat-Konzerns mit Peugeot Citroën 2021 von 51.000 auf knapp über 40.000 zurück. In allen Werken wird kurzgearbeitet.

Seit mehr als einem Jahr verhandelt die Regierung mit Stellantis über eine Erhöhung der Produktion in Italien auf über eine Million Einheiten pro Jahr bis 2030. Industrieminister Adolfo Urso wirft Stellantis vor, sich nicht an Vereinbarungen zu halten. Denn Stellantis-CEO Carlos Tavares hatte es zur Bedingung für eine Erhöhung gemacht, dass mehr Ladesäulen für Elektroautos errichtet werden und Kaufanreize für schadstoffarme oder schadstofffreie freie Autos eingeführt werden. Rom zahlt nun in den kommenden drei Jahren 2,75 Mrd. Euro an Hilfen in Form von Anreizen zum Kauf von Elektro- und schadstoffarmen Fahrzeugen und Unternehmenszuschüssen. Rom will sich in der EU um eine Revision des Fahrplans für das Ende des Verbrennermotors bemühen und sucht dafür Bündnispartner wie vor allem Deutschland.

Zugeständnisse reichen nicht

Tavares reichen die Zugeständnisse nicht. Denn die Energiekosten sind fast doppelt so hoch wie in Deutschland. Die Produktivität ist gering. Es kommt hinzu, dass die Branche fast nur Kleinwagen herstellt, die in Ländern wie Marokko, Polen oder Serbien kostengünstiger gefertigt werden können. In der Vergangenheit wurde zu wenig in Innovationen und alternative Antriebe investiert. Viele Zulieferer sind zu stark vom Verbrennermotor abhängig. Diese Branche fürchtet den Verlust von bis zu 70.000 Arbeitsplätzen.

Stellantis ist der einzige größere Autohersteller im Land. Rom bemüht sich um die Ansiedlung eines chinesischen Produzenten: bisher vergebens. Die Perspektiven sind düster. Das Werk in Turin-Grugliasco ist Ende 2023 geschlossen worden. Der künftige Panda, der Lancia Ypsilon, der SUV Alfa Romeo Junior oder der Fiat 600 werden nicht in Italien gebaut. Der Start anderer Modelle wie Alfa Romeo Stelvio und Giulia oder des Maserati Quattroporte ist verschoben worden. Maserati schreibt tiefrote Zahlen.

Keine Batteriefabrik

Einen schweren Rückschlag bedeutete das (vorläufige?) Aus der geplanten Batteriefabrik des Konsortiums Automotive Cells Company (ACC) in der Stellantis-Motorenfabrik im süditalienischen Termoli. Für das Vorhaben waren Investitionen von 2,3 Mrd. Euro veranschlagt worden. Dazu sollte die öffentliche Hand etwa 1 Mrd. Euro beisteuern.

Offiziell ist das Projekt nur „auf Eis“ gelegt, doch die Befürchtungen sind groß, dass es ganz beerdigt wird.

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