Halbleiterindustrie

Japan stemmt sich gegen neue Chip-Exportbremsen nach China

Die japanische Regierung fürchtet Rohstoffboykotte und Preiserhöhungen als Reaktion auf neue von den USA geforderte Ausfuhrkontrollen.

Japan stemmt sich gegen neue Chip-Exportbremsen nach China

Japan gegen verschärfte Chip-Exportbremsen

Halbleiterindustrie fürchtet chinesischen Rohstoffboykott

mf Tokio

Seit Monaten verhandeln die USA mit Japan, den Niederlanden und Südkorea über verschärfte Exportkontrollen nach China im Halbleitersektor. Laut einem Bericht der Financial Times will Washington die neuen Beschränkungen noch vor den Präsidentschaftswahlen im November durchsetzen, eine Einigung sei in greifbarer Nähe. Doch insbesondere Japan spielt wegen der möglichen Beeinträchtigung seiner Ambitionen für die eigene Halbleiterindustrie auf Zeit.

Furcht vor Rohstoffboykott

Die Regierung in Tokio und die Unternehmen fürchten chinesische Boykotte und Preissprünge bei kritischen Mineralien wie Gallium und Graphit. Vor 14 Jahren hatte Peking schon einmal aus politischen Gründen Lieferungen von seltenen Erden an Japan gestoppt. Außerdem droht der Verlust von wichtigen Großkunden in China. Besonders betroffen wäre der Branchenriese Tokyo Electron, in den Niederlanden ist es ASML, beides Spezialisten für Maschinen und Instrumente zur Wafer-Bearbeitung.

Konkret will Washington den Zugang von chinesischen Konzernen wie Huawei zu wichtigen Instrumenten und Werkzeugen bei der Chipherstellung, deren Wartung und Updates von Software einschränken, um die technische Entwicklung in China zu verlangsamen. Bisher gelten diese Beschränkungen nur für US-amerikanische Zulieferer. Falls sich die japanischen Firmen den Wünschen vom Weißen Haus nicht beugen, dann könnten die USA deren Geschäfte mit der „Foreign Direct Product Rule“ blockieren. Das bedeutet: Falls ihre Produkte auch US-Patente verwenden, können sie gar nicht mehr verkauft werden.

Beschränkung von Wartung

Auf Wunsch der USA hatten Japan und die Niederlande den Export von Fertigungsanlagen für fortschrittliche Chips schon im Vorjahr eingeschränkt. Trotzdem brachte Huawei ein Smartphone mit 7-Nanometer-Prozessoren auf den Markt, weil man sich schon vorher mit Ausrüstung und Komponenten eingedeckt hatte. Über die Hälfte der japanischen Exporte von Chipmaschinen ging im Zeitraum zwischen September 2023 und März 2024 nach China. Daher wollen die USA nun auch Wartungs- und Inspektionsdienste für die vorhandenen Hightech-Maschinen beschränken.

Abgesehen davon, dass diese Dienstleistungen nicht direkt exportiert werden, sondern oft schon in China eingerichtet sind, hat Japan auch sonst wenig Interesse an neuen Exporthürden. Das Industrieministerium METI hat in den vergangenen drei Jahren Beihilfen von 4 Bill. Yen (25 Mrd. Euro) für neue Fabriken und Forschungszentren im Halbleiterbereich vergeben, damit seine Halbleiterindustrie den Rückstand auf Taiwan aufholen kann.

Fusionsblockade verärgert

„Wir lehnen eine Ausweitung der Vorschriften ab, die die Entwicklung der Branche blockieren würde“, sagte ein hochrangiger MEIT-Beamter der Zeitung Nikkei. Die japanische Bereitschaft zu einem Kompromiss hat auch abgenommen, weil US-Präsident Joe Biden die 14 Mrd. Dollar schwere Übernahme von US Steel durch Nippon Steel aus Wahlkampfgründen bisher blockiert.

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