Startup-Monitor

Junge Firmen stellen sich breiter auf

Die Krisenstimmung in der deutschen Wirtschaft geht derzeit zwar an Start-ups nicht vorbei. Noch plant die Szene jedoch, die Herausforderungen künftig mit einer größeren Mannstärke zu bewältigen.

Junge Firmen stellen sich breiter auf

kro Frankfurt

Start-ups in Deutschland lassen sich trotz des abkühlenden Geschäftsklimas offenbar nicht so schnell von ihren Wachstumsambitionen abbringen. Laut dem „Start­up Monitor“, einer vom Start­up-Verband und PwC in Zusammenarbeit mit der Universität Duisburg-Essen erstellten Umfrage unter 1 976 innovativen und wachstumsorientierten Unternehmen, die jünger als zehn Jahre alt sind, ist die durchschnittliche Zahl der geplanten Neueinstellungen gegenüber dem Vorjahr von 8,7 auf 9,2 gestiegen. Insgesamt sind damit derzeit 16 583 Neueinstellungen innerhalb eines Jahres geplant.

„Das bedeutet, dass der Stellenwert der Start-up-Szene für den deutschen Arbeitsmarkt weiter zunimmt, und das schon kontinuierlich über die letzten Jahre, und dass das hoffentlich auch in der Zukunft so sein wird“, sagte Tobias Kollmann von der Universität Duisburg-Essen bei der Vorstellung der Umfrageergebnisse vor Journalisten.

In Anbetracht der aktuellen Krisen seien die Zahlen allerdings mit Vorsicht zu genießen, wie es in dem Report heißt: „Das sinkende Geschäftsklima und die rückläufigen Neugründungen könnten Vorboten einer Stagnation oder sogar des Rückgangs der Beschäftigungszahlen im Start-up-Ökosystem sein.“

Auch deshalb appellierte Kollmann an die Politik, „bei allen konjunkturellen Maßnahmen die Start-ups von Anfang an nicht aus dem Blick zu lassen, weil sie eben dieser Jobmotor sind, den wir dringend benötigen für die Zukunft“. So seien Start-ups zu Beginn der Coronakrise auf der Empfängerliste von wirtschaftlichen Hilfsmaßnahmen unterrepräsentiert gewesen. „Das darf nicht passieren“, mahnte Kollmann.

Zu wenig weibliche Angels

Ein weiterer kritischer Punkt, der der Szene seit jeher unter den Nägeln brennt, ist die geschlechtliche Zusammensetzung unter den Gründenden. Hier hat sich zwar im vergangenen Jahr durchaus etwas getan. So ist der Frauenanteil unter den Gründenden von 17,7 % im Vorjahr auf 20,3 % gestiegen − für Kollmann „das erfreulichste Ergebnis überhaupt“, wie er sagt. Ausreichend sei das aber noch lange nicht.

Tatsächlich zeigt hier auch der Blick ins europäische Ausland, dass eine stärkere Beteiligung von Frauen am Gründungsgeschehen durchaus möglich ist. In Polen etwa, dem Spitzenreiter-Land, lag die Gründerinnen-Quote zuletzt bei 23,9 %. Deutschland liegt mit 20,3 % derzeit ungefähr im Mittelfeld der Top-Ten-Länder, wie aus dem „Female Start-ups and Investing“-Report der Wirtschaftsuniversität Wien hervorgeht. Schlusslicht war zuletzt Portugal mit 5,1 %.

Das, was Frauen häufig noch von einer Gründung abhält, ist Umfragen zufolge die schwierige Vereinbarkeit von Gründung und Familie, aber auch der schlechtere Zugang zu Kapital und Netzwerken. Denn Wagniskapitalgeber und Business Angels seien bislang überwiegend noch männlich und würden vornehmlich auch in männliche Gründer investieren, wie PwC-Partner Florian Nöll sagt: „Da ist einfach ein Bias drin. Christian und Alexander investieren einfach immer noch in ihre Buddies.“

Hinzu kommt, dass neben den Wirtschaftswissenschaften vor allem MINT-Fächer derzeit zu den relevantesten Studiengängen für Gründende gehören. „In der BWL haben wir durchaus ein gutes Verhältnis zwischen Männern und Frauen“, sagt Kollmann. „In den technischen Studiengängen aber eben nicht. Das bedeutet, wir müssen uns noch viel mehr darüber Gedanken machen, wie wir Mädchen und junge Frauen über die Fächerwahl in Schulen, aber auch dann in den Studiengängen mehr für diese technisch orientierten Bereiche begeistern können.“

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