Kapitalerhöhung könnte Boeing bis zu 21 Mrd. Dollar bringen
Boeing lanciert Kapitalerhöhung über fast 19 Mrd. Dollar
Weiterer Bargeldmittelabfluss 2025 erwartet – Konzern könnte weitere Stellen streichen und Unternehmensteile verkaufen
wü Paris
Der amerikanische Flugzeugbauer Boeing hat den Startschuss für eine umfangreiche Kapitalerhöhung gegeben, mit der er 18 bis 21 Mrd. Dollar einnehmen könnte. Der Airbus-Rivale kündigte am Montag an, 90 Millionen Aktien ausgeben und zusätzlich dazu 100 Millionen Wandelvorzugsaktien platzieren zu wollen, was basierend auf dem Schlusskurs von Freitag rund 18,5 Mrd. Dollar einbringen könnte. Er hatte sich Mitte Oktober bei der amerikanischen Börsenaufsicht die Möglichkeit gesichert, durch die Ausgabe von Aktien und Schulden bis zu 25 Mrd. Dollar heben zu können.
Im Rahmen einer Mehrzuteilungsoption könnte Boeing bei der Kapitalerhöhung weitere 13,5 Millionen Aktien sowie zusätzliche Wandelvorzugsaktien für 750 Mill. Dollar anbieten, so dass der Konzern insgesamt bis zu 21,3 Mrd. Dollar einnehmen könnte. Allerdings werden neue Aktien in der Regel mit einem Abschlag ausgegeben, so dass der Gesamterlös niedriger ausfallen dürfte. Beraten wird Boeing von den Lead Bookrunning Managern Goldman Sachs, BofA Securities, Citigroup und J.P. Morgan sowie von Wells Fargo Securities, BNP Paribas, Deutsche Bank Securities, Mizuho, Morgan Stanley, RBC Capital Markets und SMBC Nikko.
Bargeldmittelabfluss dürfte 2025 weitergehen
Analysten hatten zuvor erwartet, dass Boeing eine Kapitalerhöhung über 10 bis 15 Mrd. Dollar durchführen müsse, um einer Abstufung durch Ratingagenturen auf Ramschniveau entgehen zu können. Wegen dem am 13. September begonnenen Streik der Mitglieder der größten im Konzern aktiven Gewerkschaft IAM (International Association of Machinists and Aerospace Workers) verbrennt der Flugzeugbauer laut Schätzungen von S&P Global pro Monat rund 1 Mrd. Dollar Bargeld. Allein im dritten Quartal fiel ein Nettoverlust von 6,17 Mrd. Dollar und ein negativer operativer Cashflow von 1,3 Mrd. Dollar an. Laut Berechnungen von AFP hat Boeing seit Anfang 2020 bereits Verluste von mehr als 31 Mrd. Dollar angehäuft.
Dank einer neuen Kreditlinie über 10 Mrd. Dollar, die sich Boeing Mitte des Monats gesichert hat, hat der Konzern jetzt eigenen Angaben zufolge Zugriff auf 20 Mrd. Dollar von Banken. Nach den jüngsten Ergebnissen geht Jefferies-Analystin Sheila Kahyaoglu inzwischen davon aus, dass das vierte Quartal vom Free Cashflow her dem zweiten Quartal ähneln dürfte und dass Boeing auch im kommenden Jahr weiter Geld verbrennen wird. Kahyaoglu rechnet nun mit einem negativen freien Cashflow von 4,2 Mrd. Dollar im Schlussquartal und mit weiteren Abflüssen in Höhe von 6,5 Mrd. Dollar im nächsten Jahr. Inzwischen spekulieren Beobachter, dass sich Boeing von seinen Raumfahrtaktivitäten trennen könnte.
Weiterer Stellenabbau möglich
Der neue Konzernchef Kelly Ortberg hat bereits angedeutet, dass der Konzern sein Portfolio reduzieren könnte, um sich vor allem auf seine kriselnde Flugzeugbausparte und die Verteidigungsaktivitäten zu konzentrieren. Er hatte zuvor bereits den Abbau von rund 10% der zuletzt 171.000 Mitarbeiter umfassenden Belegschaft angekündigt. Jefferies-Analystin Kahyaoglu glaubt, dass es nicht dabei bleiben könnte, sondern dass Ortberg zusätzliche Stellen abbauen und Unternehmensteile verkaufen könnte. Einige Beobachter in den USA finden inzwischen auch, dass es ein Fehler war, dass Boeing seinen Firmensitz nicht mehr in Seattle hat, einem der wichtigsten Produktionsstandorte der Flugzeugbausparte, die neben dem Streik zuletzt auch mit Qualitätsproblemen zu kämpfen hatte.
Wegen dem anhaltenden Streik gerät Spirit Aerosystems, der wichtigste Zulieferer Boeings, immer mehr unter Druck. Der Flugzeugbauer will ihn wieder übernehmen, doch nach Angaben von Spirit hat Boeing nicht die in der Übernahmeabsichtserklärung vereinbarten 425 Mill. Dollar Vorauszahlungen geleistet.