Kartellprobleme setzen Delivery Hero zu
Kartellprobleme setzen
Delivery Hero zu
Strafe von mehr als 400 Mill. Euro droht – Rückstellung erhöht
hek Frankfurt
Mit zunächst prozentual zweistelligen Kursverlusten hat die Aktie von Delivery Hero am Montag auf verschärfte Kartellprobleme reagiert. Der Essenslieferdienst könnte nach eigenen Angaben mit einer Geldbuße von mehr als 400 Mill. Euro belegt werden. Daher werde die Rückstellung von bisher 186 Mill. Euro deutlich erhöht, teilt das in Berlin ansässige Unternehmen mit. Im Handelsverlauf baute die im MDax vertretene Aktie die Kursverluste deutlich ab.
Hintergrund der erwarteten Geldbuße ist ein Kartellverfahren der EU-Kommission. Die Behörde wirft Delivery Hero wettbewerbswidrige Absprachen zur Aufteilung nationaler Märkte, den Austausch wirtschaftlich sensibler Informationen und die Vereinbarung von Abwerbeverboten vor. Die Absicht, die Rückstellung zu erhöhen, basiert laut Delivery Hero auf dem jüngsten informellen Austausch mit der Kommission. Im Juli 2022 und im November 2023 hatten die Brüsseler Wettbewerbshüter unangekündigte Durchsuchungen vorgenommen. Das Unternehmen versichert, weiter „in vollem Umfang“ mit der Kommission zu kooperieren.
Ausreichend Liquidität für Geldbuße
Etliche Analysten reagierten gelassen auf die Mitteilung. Nach Ansicht von Giles Thorne von der Investmentbank Jefferies hat Delivery Hero ausreichend Barmittel, die Strafe zu bezahlen. Es sei positiv, dass das Management die mögliche Geldbuße direkt offengelegt habe. Das größte Problem sei, dass das Verfahren ein Muster sein könne für andere Fälle. Auch die Schweizer Großbank UBS hält fest, dass die Kasse ausreichend gefüllt sei, wenngleich die höhere Rückstellung nicht gerade hilfreich für die Bilanz sei. Für das Investmenthaus Bryan Garnier trüben die deutlich höheren Rückstellungen die ohnehin schlechte Nachrichtenlage weiter ein.
Der Essenslieferbranche machen ein starker Wettbewerb, schwache Margen und nachlassendes Wachstum zu schaffen. Delivery Hero gelang es 2023, wenigstens auf operativer Ebene, also vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Sonderfaktoren, in schwarze Zahlen vorzustoßen. Unter dem Strich türmten sich aber immer noch 2,5 Mrd. Euro Jahresfehlbetrag auf. Bezogen auf den Konzernumsatz von 9,9 Mrd. Euro entspricht das einem Verlust von 24,8%.
Kommentar zum Thema: https://www.boersen-zeitung.de/meinung-analyse/essenslieferdienste-ein-kartellrechtlich-sensibler-markt