Urheberrecht

Klagen gegen KI-Bild­generatoren

Die Debatte um die Nutzungsrechte von menschlich gefertigten Kunstwerken zu KI-Trainingszwecken nimmt langsam aber sicher Fahrt auf. In den USA sind nun drei Gesellschaften in dem Zusammenhang verklagt worden.

Klagen gegen KI-Bild­generatoren

kro Frankfurt

Dem britischen Start-up Stability AI, dem US-Forschungslabor Midjourney und den Betreibern der US-Kunstplattform Deviant Art flattern wegen der Nutzung der populären KI-Technologie Stable Diffusion zur Erzeugung von gänzlich neuen Bildern auf einen Textbefehl hin Klagen wegen Urheberrechtsverletzung ins Haus. Nachdem vor kurzem bereits eine Sammelklage der Künstlerinnen Sarah Andersen, Kelly McKernan und Karla Ortiz gegen die drei Gesellschaften bekannt geworden war, hat nun auch die US-Fotoagentur Getty Images nachgelegt und rechtliche Schritte gegen Stability AI eingeleitet.

Das 2019 gegründete Unternehmen habe die Rechte an geistigem Eigentum verletzt, inklusive des Urheberrechts an Inhalten, deren Eigentümer Getty Images ist, teilte die Agentur am Dienstag mit. Dabei seien aus Sicht von Getty Images Millionen von urheberrechtsgeschützten Bildern und die dazugehörigen Metadaten unrechtmäßig und ohne Lizenz von Stability AI kopiert und verarbeitet worden. Dies habe letztlich den kommerziellen Interessen von Stability AI gedient, während den Urhebern an den Werken ein Nachteil entstanden sei.

Damit der KI-Algorithmus von Stable Diffusion möglichst passende Ergebnisse abliefert, ist er mit einem riesigen Datenschatz aus Milliarden von menschlich erzeugten Werken trainiert worden. Weil Getty Images an das Potenzial künstlicher Intelligenz glaube, habe die Agentur dafür auch entsprechende Lizenzen für führende Innovatoren zur Verfügung gestellt, hieß es. Diese Lizenzen hätten die geistigen Eigentumsrechte denn auch respektiert. Stability AI habe sich jedoch nicht um diese Rechte bemüht und sich stattdessen nach dem Glauben von Getty Images entschieden, tragfähige Lizenzoptionen und langjährige Schutzrechte zu ignorieren, um ihre alleinstehenden kommerziellen Interessen zu verfolgen.

Abschaffung der Kunst?

Die Sammelklage, die der Anwalt und Entwickler Matthew Butterick im Auftrag der drei genannten Künstlerinnen eingereicht hatte, zielt ebenfalls auf die Nutzung der im Datensatz „Laion-5B“ zusammengetragenen Bilder zum Training von Stable Diffusion ab. Der gemeinnützige Forschungsverein Laion mit Sitz in Hamburg hatte den Datensatz mit fast 6 Milliarden Text-Bild-Paaren im März 2022 vorgestellt. Dieser sei 14-mal größer als der bis dato weltgrößte öffentlich zugängliche Bild-Text-Datensatz, wie es hieß. Allerdings seien die urheberrechtsgeschützten Bilder ohne Entschädigung und ohne Zustimmung der Künstler heruntergeladen worden, hieß in der Mitteilung der Kanzlei Joseph Saveri, die die Klage zusammen mit Butterick eingereicht hat. Die Kläger werfen Stability AI, Midjourney und Deviant Art daher unter anderem direkte Urheberrechtsverletzung, Verstöße gegen den Digital Millennium Copyright Act (DMCA) und Verstöße gegen das Wettbewerbsrecht vor.

„Wenn Stable Diffusion und ähnliche Produkte so weitermachen dürfen wie bisher, ist das vorhersehbare Ergebnis, dass sie genau jene Künstler ersetzen werden, deren gestohlene Werke ihre KI-Produkte antreiben“, so die Kanzlei. „KI-Produkte sind nicht nur eine Verletzung der Rechte von Künstlern, sondern werden, ob sie es beabsichtigen oder nicht, den ‚Künstler‘ als Karriereweg abschaffen.“ Mit der Klage wolle man nicht nur eine Entschädigung erwirken, sondern dies auch verhindern.

Bislang haben Entwickler von KI-Generatoren in den USA meist auf die sogenannte Fair-Use-Klausel verwiesen. Diese besagt, dass geschützte Werke auch ohne Erlaubnis des Rechteinhabers etwa zu Forschungszwecken genutzt werden dürfen. Im Dezember hatte Stable Diffusion angekündigt, dass Künstler der Nutzung ihrer Bilder zu KI-Trainingszwecken mit einer sogenannten Opt-out-Funktion widersprechen können.