Kapitalmarkttag

Knorr-Bremse verzichtet auf drittes Geschäftsfeld

Nach dem Fehlschlag mit Hella konzentriert sich das Münchner Unternehmen auf ein Wachstum aus eigener Kraft. Die mittelfristigen Ziele bewegen den Aktienkurs nur wenig.

Knorr-Bremse verzichtet auf drittes Geschäftsfeld

jh München

– Knorr-Bremse will in den nächsten Jahren überwiegend aus eigener Kraft wachsen. Vom Plan für ein drittes Standbein, wie es der Autozulieferer Hella gewesen wäre, haben sich Vorstand und Aufsichtsrat offenbar verabschiedet. Das Unternehmen schaue sich zwar nach Gelegenheiten für Akquisitionen um, sagte Finanzvorstand Frank Weber auf einem virtuellen Kapitalmarkttag. Man sei aber weder verzweifelt noch aggressiv auf dem M&A-Markt tätig.

Allenfalls werde es kleinere ergänzende Zukäufe geben, ergänzte der Vorstandsvorsitzende Jan Mrosik. Einen Fokus auf ein drittes Standbein gebe es nicht. Priorität habe organisches Wachstum. Mrosik wies in diesem Zusammenhang auf die neuen Geschäftsfelder Digitalisierung, Automatisierung und Nachhaltigkeit hin. Hier seien auch Partnerschaften, etwa mit Continental, wichtig, um komplette Systeme anbieten zu können. Für die nächsten Jahre rechnet der Vorstand mit einem Umsatzwachstum von jeweils 5,5 bis 6,5% (siehe Grafik). „Auch in den nächsten fünf Jahren und darüber hinaus werden wir die Marktentwicklung übertreffen“, sagte Mrosik.

Das vorübergehende Interesse am Autozulieferer Hella, der auf Lichttechnik und Elektronik spezialisiert ist, hatte im Sommer den Aktienkurs des Münchner Weltmarktführers für Schienen- und Nutzfahrzeuge um ein Fünftel abstürzen lassen. Zwischenzeitlich hatte sich der Kurs etwas erholt, doch seit einigen Tagen ist er wieder auf dem Niveau nach dem Absturz im Juli. Am Montag reagierte der Kurs nur wenig auf den Kapitalmarkttag und die dort vorgestellten mittelfristigen Ziele bis 2025. Zum Xetra-Handelsschluss fiel er um 0,4% auf 90,44 Euro. Nach Ansicht der Analysten von J.P. Morgan entsprechen die Ziele weitgehend den Erwartungen.

Mit dem angestrebten Wachstum, auch dank zusätzlicher Marktanteile, soll der Erlös des Konzerns bis 2025 auf 8,1 Mrd. bis 8,6 Mrd. Euro steigen. Die Umsatzrendite vor Zinsen und Steuern soll in vier Jahren 14 bis 16% betragen.

Für dieses Jahr wird eine Ebit-Marge von 13,0 bis 13,5% nach 13,2% im vergangenen Jahr erwartet. Der Umsatz steigt laut der Prognose auf 6,6 Mrd. bis 6,8 Mrd. Euro. Verglichen mit dem Vorjahr wäre das eine Zunahme um 7,2 bis 10,4%. 2019 war der Erlös um gut 11% auf 6,9 Mrd. Euro gesunken. Die Ebit-Marge hatte 15,3% erreicht, lag damals also schon in der für 2025 angestrebten Spanne.

Corona bremst Bahnsparte

Knorr-Bremse nannte auch Ziele für die zwei Divisionen Schienen- und Nutzfahrzeuge. Im Lkw-Segment wird ein relativ stärkeres Wachstum erwartet, das von Projektgeschäften dominierte Bahnsegment, das geringeren Konjunkturschwankungen unterliegt, soll eine höhere Marge erzielen.

In diesem Jahr allerdings leidet die Schienenfahrzeug-Division an den Folgen von Corona, während sich das Lkw-Segment stark erholt und nur vom Halbleitermangel gebremst wird. Die Ebit-Marge im Lkw-Segment nahm von Januar bis September dieses Jahres auf 11,7 (i.V. 7,8)% zu. Sie erreichte damit exakt das Niveau der ersten neun Monate 2019. In der Sparte Schienenfahrzeuge sank die Marge auf 17,9 (18,4)%. Die Zielspannen für 2025 sind 18 bis 19,5% für die Schiene und 12 bis 13,5% für Nutzfahrzeuge.

Wertberichtigt Seite 6