Kretinsky stockt bei Sainsbury’s auf
hip London
Der tschechische Milliardär Daniel Kretinsky hat seine Beteiligung am britischen Einzelhändler J Sainsbury durch sein Vehikel Vesa Equity Investment auf 9,99% aufgestockt. In Großbritannien ist die „tschechische Sphinx“ als Großaktionär der Royal Mail bekannt, in Deutschland als Metro-Anteilseigner. Die Pflichtveröffentlichung führte prompt zu Spekulationen, der Supermarktbetreiber könnte von der Börse genommen werden. Seitdem die Issa-Brüder Walmart die britische Tochter Asda abgenommen haben, werden solche Szenarien nicht mehr für unwahrscheinlich gehalten. Wie der Eigentümer der Marke Sainsbury’s mitteilt, reduzierte der Staatsfonds Qatar Investment Authority am gleichen Tag seine Beteiligung auf 15,02%. Katar ist seit 2007 Aktionär des Unternehmens.
Die Nachkommen von Gründer John James Sainsbury haben ihre Interessen zwar nicht gebündelt und tauchen deshalb nicht in den Listen der größten Anteilseigner auf. Die Familie dürfte aber immer noch der größte Aktionär sein, wenn man sie als Einheit betrachtet. Gemeinsam könnten die drei größten Aktionäre – die Familie, Katar und Kretinsky – den Minderheitsaktionären ein Angebot machen, wird in der City überlegt.
Unterstützung für Roberts
Allerdings stieg Vesa bereits im September vergangenen Jahres mit 3% ein, ohne diesbezügliche Ambitionen erkennen zu lassen. „Uns fällt es schwer, bei einem auf den britischen Markt fokussierten, vergleichsweise einfachen und gut geführten Unternehmen wie J Sainsbury einen Ansatzpunkt für Aktivisten zu finden“, schrieben die Analysten der UBS damals. „Aus der Perspektive von Vesa könnte es sich einfach um ein attraktives Aktieninvestment handeln.“ Wie Vesa mitteilt, bekräftigt die Anteilsaufstockung das langfristige Interesse von Vesa am Erwerb „strategischer Minderheitsbeteiligungen“ im breiteren Lebensmitteleinzelhandel. Man betrachte Sainsbury’s weiterhin als attraktive Anlagegelegenheit. Zudem sprach Vesa dem Managementteam von J Sainsbury um Chief Executive Simon Roberts seine Unterstützung aus. Kretinsky hält 53% an Vesa, sein Partner Peter Thac die verbleibenden 47%. Sie haben noch ein anderes Anlagevehikel, das sie für die Beteiligung an Metro nutzten: EP Global Commerce.
Supermarktketten wie Sainsbury’s haben von den Ausgangsbeschränkungen während der Pandemie profitiert und ihr Online-Lieferangebot erheblich ausgebaut. Damit konnten sie gegen die Discounter punkten. Zuletzt machten sie den Billigheimern mit „Price Match“-Angeboten erheblich zu schaffen, bei denen die eigenen Preise denen von Aldi oder Lidl angeglichen werden.
Wie der Branchenprimus Tesco mitteilt, stieg sein Umsatz im Ende Februar abgelaufenen Geschäftsjahr ohne Kraftstoffe um 7,1%, auf dem Heimatmarkt gar um 8,8%. Allerdings belasteten Verluste der hauseigenen Bank und die Kosten der Anpassung an die neue Normalität unter Covid-19. Das Vorsteuerergebnis fiel deshalb um ein Fünftel niedriger aus. CEO Ken Murphy zufolge hat Tesco die Größe ihres Online-Geschäfts verdoppelt. „Wir haben den Verdacht, dass eine permanente Zunahme des Online-Shoppings eine langfristige Auswirkung der Pandemie sein wird“, schrieb der Analyst Nicholas Hyett von Hargreaves Lansdown in einer ersten Einschätzung. „Tesco hat das vergangene Jahr dazu genutzt, ihre Lieferkapazitäten dramatisch zu erhöhen.“ Der britische Lebensmitteleinzelhandel präsentiert sich damit in so guter Form wie lange nicht.