Krieg belastet Westeuropas Automarkt zusätzlich
sck München
Der Rückgang des Neugeschäfts im westeuropäischen Automarkt hat im Juni an Tempo gewonnen. Wie der europäische Herstellerverband (Acea) zum Wochenschluss mitteilte, schrumpften im zurückliegenden Monat die Pkw-Neuzulassungen in der EU um exakt 15,4 % auf 0,89 Millionen Einheiten. Zusammen mit Großbritannien und der Efta-Zone (Schweiz, Norwegen und Island) brach der Markt im Juni um 17,3 % auf 0,96 Millionen Stück ein. Der in Brüssel sitzenden Interessenvertretung zufolge war das für die Gemeinschaft der 27 Staaten der niedrigste Wert seit 1996, also seit 26 Jahren.
Als Gründe für den Einbruch bei den Neuzulassungen gab Acea abermals die Engpässe in der Versorgung der Autobauer mit Vorprodukten, darunter Halbleitern, an. Angespannte Lieferketten sind für die Autoindustrie und andere Wirtschaftszweige ein Problem,welches bereits seit rund zwei Jahren andauert. Der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine hat die Lage verschärft. Die Preise für Rohstoffe und fossile Brennstoffe gehen durch die Decke. Das heizt die Inflation an. Das sorgt wiederum für einen Preisschub bei den Neu- und Gebrauchtwagen. Darauf wies erneut der deutsche Branchenverband VDA hin. „Die hohe Preisdynamik in den USA und in Europa belastet die Märkte zusätzlich“, teilten die Berliner mit.
In der EU verbuchten insbesondere die vier größten Volkswirtschaften deutliche Rückgänge bei den Pkw-Neuzulassungen. Den Dämpfer im Juni inkludiert, verzeichnete unter diesen Italien laut Acea nach sechs Monaten mit −22,7 % den stärksten Einbruch, gefolgt von Frankreich (−16,3 %), Deutschland (−11 %) und Spanien (−10,7 %).
Dämpfer für Volkswagen
Von Januar bis einschließlich Juni gingen die Neuzulassungen in der gesamten EU um 14 % auf 4,6 Millionen Stück zurück. Im Juni hielt Deutschland mit einem Minus von 18,1 % die rote Laterne unter den großen vier in der Gemeinschaft. Zusammen mit Großbritannien und der Efta-Zone brachen die Neuzulassungen im ersten Halbjahr um 14,3 % auf 5 Millionen Fahrzeuge ein.
Unter den deutschen Automarken schnitt Mercedes mit einem Minus von 10,1 % auf 0,31 Millionen Stück im gleichen Zeitraum noch am besten ab, gefolgt von BMW, die einen Rückgang von 14,3 % auf 0,32 Millionen Einheiten verzeichnete.
Besonders hart traf es aber die Marke Volkswagen. Im ersten Halbjahr schrumpften die Pkw-Kernbaureihen des Wolfsburger Mehrmarkenkonzerns um 23,8 % auf 0,56 Millionen Fahrzeuge. Die Konzerntochter Audi verbuchte immerhin „nur“ einen Rückgang von 13,5 % auf 0,3 Millionen Stück (vgl. Tabelle).
Einer am selben Tag veröffentlichten Zusammenfassung des VDA zufolge schnitt der US-Markt noch schlechter ab als der westeuropäische. Demnach gingen die Pkw-Neuzulassungen in der größten Volkswirtschaft der Welt im ersten Halbjahr um 18,3 % auf 6,8 Millionen Fahrzeuge zurück. Währenddessen konnte der chinesische Markt sich gerade noch im Plus halten. Den Angaben zufolge verzeichnete die zweitgrößte Wirtschaftsmacht der Welt noch einen Mini-Zuwachs von 3,7 % auf 10,2 Millionen Stück. Der Wirtschaft des Landes macht vor allem der strikte Kurs Pekings bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie zu schaffen. Ein Lockdown legte u.a. die Metropole Schanghai lahm.
Pkw-Neuzulassungenin Westeuropa* | ||
1. Halbjahr 2022 | ||
Marke | Anzahl | Veränd. (%) |
Volkswagen | 562 161 | −23,8 |
Toyota | 380 400 | −1,8 |
Peugeot | 333 271 | −21,2 |
BMW | 322 223 | −14,3 |
Mercedes | 314 570 | −10,1 |
Audi | 298 220 | −13,5 |
Renault | 293 953 | −20,3 |
Kia | 293 364 | +16,8 |
Hyundai | 263 005 | +8,2 |
Škoda | 259 692 | −24,9 |
Ford | 258 384 | −15,4 |
Opel/Vauxhall | 228 388 | −16,9 |
Dacia | 226 160 | +18,2 |
Gesamtmarkt | 5 027 547 | −14,3 |
*) EU + Efta + UK Quelle: AceaBörsen-Zeitung |