Lanxess-CEO: CSRD ersatzlos streichen
„CSRD ersatzlos streichen“
Lanxess-CEO hält aber an Nachhaltigkeitszielen fest – Keine Sorge vor US-Zollpolitik
ab Köln
Bürokratiemonster wie das Lieferkettengesetz oder die neue Nachhaltigkeitsberichterstattung sind Lanxess-Chef Matthias Zachert ein Graus. Die wichtigsten Themen für die künftige Bundesregierung sind aus seiner Warte die Entbürokratisierung und eine pragmatische Energiepolitik, wie er im Interview sagt. An der Corporate Sustainability Reporting Directive lässt der Manager kein gutes Haar: „Wenn Brüssel es ernst meint mit der Entbürokratisierung, dann sollte man die CSRD ersatzlos streichen“, fordert der Manager.
Dabei hat Lanxess die CSRD im vorauseilenden Gehorsam in diesem Jahr in den Geschäftsbericht aufgenommen. Sein Resümee: Das ist völlig überzogen und schafft keinen Mehrwert. Denn die Kapitalmarktteilnehmer, zu deren Information die Nachhaltigkeitsvorschriften ursprünglich gedacht waren, interessierten sich dafür nicht. „Analysten und Investoren gehen nicht nach CSRD oder Taxonomie vor. Die schauen sich detailliert das Nachhaltigkeitsrating der einschlägigen Ratingagenturen an“, weiß Zachert aus Erfahrung.
Dessen ungeachtet werde Lanxess an den Nachhaltigkeitszielen, die der Chemiekonzern schon 2019 eingeführt hat, ohne Abstriche festhalten. „Nachhaltigkeit ist für uns ein Business Case, den wir weiterverfolgen werden“, begründet Zachert. Daran soll auch der Strategieschwenk, den die US-Regierung bei diesem Thema gerade vollzieht, nichts ändern. Mit Blick auf die angedrohten US-Zölle gibt sich der Lanxess-Chef entspannt: „Ich gehe davon aus, dass die Chemie auch in der zweiten Trump-Administration nicht im Fokus steht.“ Zumal die chemische Industrie in den USA mehr nach Europa exportiert als umgekehrt.
Von der neuen Bundesregierung erwartet der Chemie-Manager schnelles Handeln. Dabei unterstützt er den geplanten Infrastrukturfonds ausdrücklich: „Ich habe die Hoffnung, dass die Politik sich nun endlich um die Standortfaktoren und die Wettbewerbsfähigkeit kümmert“, sagt Zachert. Bevor politische Entscheidungen zu verbesserten Rahmenbedingungen führen, dürften nach seiner Einschätzung jedoch ein bis zwei Jahre vergehen.
Interview Seite 7