Immobilien

LEG-Chef spricht von Zeitenwende

Nach Einschätzung des CEOs hat die Zeitenwende auch die Immobilienbranche erreicht. Denn der rapide Zinsanstieg verteuert nicht nur neue Finanzierungen um ein Vielfaches, sondern setzt auch die Immobilienbewertungen unter Druck.

LEG-Chef spricht von Zeitenwende

hek Frankfurt – Mit einem Kurssturz hat die Aktie von LEG Immobilien auf den angekündigten Dividendenausfall reagiert. Das im MDax vertretene Wertpapier stürzte am Donnerstag im Handelsverlauf um 12 % ab, obwohl der Wohnungskonzern die Ergebnisprognose für das laufende Geschäftsjahr anhebt und 2022 nach eigenen Angaben ein Rekordergebnis eingefahren hat.

Analysten hatten sich zwar auf eine Kürzung der Ausschüttung eingestellt, nicht aber auf einen Ausfall. Im November hatten die Düsseldorfer lediglich die bisherige Ausschüttungsquote von 70 % des operativen Gewinns aus der Vermietung, den Funds from Operations (FFO), unter den Vorbehalt der weiteren Marktentwicklung gestellt.

Infolge der Dividendenstreichung verblieben rund 300 Mill. Euro im Unternehmen, sagt Vorstandschef Lars von Lackum. Dieser Betrag entspricht der Ausschüttung für 2021. Ohnehin liegt der Verschuldungsgrad, gemessen am Immobilienvermögen, schon jetzt mit 43,9 % etwas über dem mittelfristigen Maximalwert von 43 %. Die Ratingagentur Moody’s begrüßt den Dividendenausfall: „Vor dem Hintergrund steigender Zinsen und sinkender Immobilienwerte bei europäischen Immobiliengesellschaften ist eine disziplinierte Kapitalallokation wie die Aussetzung der Dividende 2022 durch die LEG ein positiver Faktor, der dem Unternehmen helfen wird, seine Bilanz zu schützen“, meint Analystin Ana Luz Silva.

Nach Einschätzung des CEOs hat die Zeitenwende auch die Immobilienbranche erreicht. Denn der rapide Zinsanstieg verteuert nicht nur neue Finanzierungen um ein Vielfaches, sondern setzt auch die Immobilienbewertungen unter Druck. Daher wolle LEG auf Nummer sicher gehen.

Die scheidende Finanzchefin Susanne Schröter-Crossan spricht vom Ende des zwölfjährigen Aufwertungszyklus. Im zweiten Halbjahr hat LEG den Bestand nämlich um 4 % abgewertet. Auf Jahressicht verbleibt noch ein Anstieg von 1,9 %, da in der ersten Jahreshälfte 6,1 % Wertzuwachs verbucht wurden.

In der Ertragsrechnung schlägt sich die Zinswende bisher kaum nieder. Die durchschnittlichen Finanzierungskosten lagen nämlich zum Jahresende bei lediglich 1,26 %. Die Bruttomietrendite bewegte sich bei 4,2 %. Der FFO kletterte im abgelaufenen Jahr um 13,9 % auf 482 Mill. Euro und erreichte die Zielspanne von zuletzt 475 Mill. bis 485 Mill. Euro. Der neue Leitindikator AFFO, der den um aktivierte Investitionsausgaben bereinigten FFO darstellt, legte um 18 % auf 108,8 Mill. Euro zu, was die Zurückhaltung bei den Investitionsausgaben widerspiegelt.

Für das laufende Jahr peilt LEG nun zwischen 125 Mill. und 140 Mill. Euro AFFO an statt bisher 110 Mill. bis 125 Mill. Euro. Das vergleichbare Mietwachstum soll mit 3,3 bis 3,7 % deutlich höher ausfallen als 2022 (3,1 %). Die Investitionen will LEG 2023 auf 35 Euro je Quadratmeter drücken. 2022 waren es knapp 41 Euro statt der ursprünglich geplanten 46 bis 48 Euro.

In der energetischen Modernisierung von Wohnungen mit Gasetagenheizung setzt LEG auf die Luft-Luft-Wärmepumpe, also eine Art Klimaanlage. So ließen sich die erforderlichen Investitionen bis 2030 um 500 Mill. Euro verringern. Mit dem Hersteller Mitsubishi Electric haben sich die Düsseldorfer über eine strategische Partnerschaft verbündet.

Personen Seite 12

LEG Immobilien
Konzernzahlen nach IFRS
in Mill. Euro20222021
Nettokaltmieten799684
Ebitda9422273
Funds from Operations482423
Adjustierter FFO10992
Periodenergebnis2371725
Dividende (Euro)0,004,07
Immobilienwert20 20419 178
Verschuldungsgrad (%)43,941,9
NTA * je Aktie (Euro)153,52147,58
Ist-Miete (Euro je qm)6,336,13
*) Net Tangible AssetsBörsen-Zeitung