Aktienmarkt

Lichtblick für Chinas Bauträger

Die Aktien einer Reihe hoch verschuldeter chinesischer Immobilienentwickler, darunter die notorische Evergrande Group, dürfen derzeit nicht gehandelt werden. Solidere Adressen allerdings werden von einer kräftigen Rallybewegung erfasst, die auf Hoffnungen zur Belebung des Wohnimmobilienmarkts beruht.

Lichtblick für Chinas Bauträger

nh Schanghai

Für die gravierende Liquiditätsklemme und Verschuldungsproblematik bei großen privaten chinesischen Immobilienentwicklern zeichnen sich noch lange keine überzeugenden Lösungen ab. Dennoch keimen aber bei den Aktieninvestoren Hoffnungen auf, dass für solider aufgestellte Bauträger das Gröbste überstanden sein könnte, wenn sich der Wohnimmobilienmarkt über das Frühjahr hinweg wieder belebt.

Anlass für Optimismus gibt ein neuer Bericht der Immobilienresearchfirma China Index Holdings, der zufolge mehr als 60 Lokalregierungen und Gebietskörperschaften im Reich der Mitte in den vergangenen drei Monaten Vorschriften zur Beschränkung von spekulativen Immobilienkäufen und Kreditzugangsrestriktionen gelockert haben, um den stark abflauenden Wohnimmobilienmarkt zu beleben. Damit verbindet sich die Hoffnung auf eine breitere Stimmungsaufhellung und die Ankurbelung von auf Vorkasse geleisteten Apartmentkäufen als wesentliche Finanzierungsquelle für neue Wohnungsprojekte der Immobilienentwickler.

Am Mittwoch zogen chinesische Immobilienaktien an den Börsen in Hongkong und Schanghai an breiter Front an. Ein von Bloomberg verantworteter Index für den chinesischen Immobiliensektor kletterte um gut 4% und liegt nun auf dem höchsten Stand seit Ende Februar. Besonders kräftig reagierte die Aktie des Immobilienentwicklers China Fortune Land, deren Kurs am Mittwoch in Schanghai um 10% hochschnellte, was den höchstmöglichen Tagesgewinn für an chinesischen Festlandbörsen notierte Aktien bedeutet. Seit ihrem Allzeittief zur Märzmitte hat die Fortune-Land-Aktie in Schanghai binnen nur drei Wochen wieder um mehr als 80% zugelegt.

Chinesische Immobilienwerte hatten im März unter dem Eindruck einer Reihe von neuen Hiobsbotschaften eine neuerliche Talfahrt angetreten und den Bloomberg-Index zur Monatsmitte auf ein Allzeittief geschickt. Neben den starken Rückgängen beim Neuwohnungsumschlag in den vergangenen Monaten hatten vor allem Nachrichten, dass eine Reihe von prominenten chinesischen Bauträgern darauf verzichtet habe, ihre Bilanzen für das Geschäftsjahr 2021 pünktlich vorzulegen, für neue Unruhe gesorgt.

Rund ein Dutzend größerer Immobilienfirmen sah sich zuletzt nicht in der Lage, die Jahresergebnisse von ihren Wirtschaftsprüfern abgesegnet zu bekommen, was nicht gerade als Vertrauensbeweis für solide Bilanzen gilt und insbesondere auch Ratingagenturen in Alarmstimmung versetzt und zu weiteren Bonitätsabstufungen animiert. Gemäß den Regeln an der Hongkonger Börse werden Gesellschaften, die ihre testierten Geschäftsabschlüsse nicht spätestens bis zum 31. März des Folgejahres vorgelegt haben, mit einer sofortigen Aussetzung ihrer Aktien vom Hongkonger Handel bestraft. Für den Handel an den chinesischen Festlandbörsen in Schanghai und Shenzhen gelten allerdings mildere Vorschriften.

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