London macht Druck auf Immobilienentwickler
hip London
Die britische Regierung hat den Druck auf Immobilienentwickler im Streit darum, wer für den Austausch brandgefährlicher Verkleidungsmaterialien aufkommen muss, spürbar erhöht. Seit der Brandkatastrophe im Grenfell Tower im Jahr 2017, die ohne den Pfusch bei der Wärmedämmung des Sozialwohnungsblocks wohl wesentlich weniger Opfer gekostet hätte, müssen im ganzen Land verbaute Materialien dieser Art ausgetauscht werden. Viele Besitzer von Eigentumswohnungen stehen vor dem finanziellen Ruin, weil wegen der Brandgefahr ständig Wachleute patrouillieren müssen. Verkaufen können sie nicht, denn Banken wollen auf solche Immobilien keine Hypotheken an mögliche Interessenten vergeben.
Michael Gove, der im Kabinett für gleichwertige Lebensverhältnisse im ganzen Land verantwortlich zeichnet, drohte damit, Immobilienentwicklern keine Baugenehmigungen mehr zu erteilen, wenn sie sich nicht an einem milliardenschweren Entschädigungsfonds beteiligen. Möglich wären auch steuerliche Sanktionen oder ein Ausschluss von „Help to Buy“, einem Programm zur Förderung von Wohneigentum, das sich an Erstkäufer richtet. Das Geschäft brummt: Die sieben größten Unternehmen der Branche erwirtschafteten dem „Telegraph“ zufolge in den vergangenen vier Jahren 16 Mrd. Pfund Gewinn. Ein 2020 eingerichteter 5 Mrd. Pfund schwerer Fonds ermöglicht bereits den Austausch von gefährlichen Verkleidungsmaterialien an Gebäuden, die höher als 18 Meter sind. Er wird zum Teil durch eine Abgabe finanziert, die von der Branche erhoben wird. Für alle, die in Gebäuden mit einer Höhe von 11 bis 18 Metern leben, gibt es noch kein Modell dieser Art. Natürlich will keines der betroffenen Unternehmen für Fehler anderer aufkommen. Man würde ja auch nicht Shell dafür zur Kasse bitten, wenn bei BP Öl austritt, sagte einer der Manager, die an einer Telefonkonferenz mit Gove teilgenommen hatten, dem „Telegraph“. „Er hat zwar nicht gedroht, meine Kinder umzubringen, aber alles andere war auf dem Tisch.“ Rydon Homes wurde wegen Verbindungen der Schwesterfirma Rydon Maintenance zur Grenfell-Katastrophe bereits im vergangenen Monat von „Help to Buy“ ausgeschlossen.