L’Oréal muss sich an neue Vorzeichen gewöhnen
L’Oréal muss sich an neue Vorzeichen gewöhnen
Kosmetikmarkt normalisiert sich – China und Nordamerika enttäuschen – Firmenerbin gibt Verwaltungsratssitz auf
wü Paris
von Gesche Wüpper, Paris
Epochenwechsel bei L’Oréal: Nach Jahren mit zweistelligen Wachstumsraten muss sich die weltweite Nummer 1 der Kosmetikbranche wieder mit einem einstelligen Anstieg zufriedengeben. Vor allem das schwache Geschäft in China hat L’Oréal Ende 2024 ausgebremst. Doch auch Nordamerika sorgte im Schlussquartal für Enttäuschung. Für den französischen Kosmetikriesen wird im Frühjahr zudem ein langjähriges Kapitel enden, denn Firmenerbin Françoise Bettencourt Meyers will ihr Mandat im Verwaltungsrat auf der Hauptversammlung am 29. April nicht erneuern lassen.
Die Enkelin von Konzerngründer Eugène Schueller gehört dem Gremium, in dem inzwischen auch ihre beiden Söhne Jean-Victor und Nicolas Meyers sitzen, seit 1997 an. Sie schlägt vor, an ihrer Stelle die Holding ihrer Familie, Téthys, aufzunehmen, vertreten durch den stellvertretenden Generaldirektor Alexandre Benais. Den stellvertretenden Vorsitz des von Ex-Konzernchef Jean-Paul Agon geleiteten Verwaltungsrates, den sie innehat, solle ihr Sohn Jean-Victor übernehmen, empfiehlt sie. Françoise Bettencourt Meyers, die mit einem von Bloomberg auf mehr als 72 Mrd. Euro geschätzten Vermögen als reichste Frau der Welt gilt, hält zusammen mit ihrer Familie 34,7% des L’Oréal-Kapitals. Nestlé hält 20,1%.
L’Oréal steigt bei Jacquemus ein
Anlässlich der Präsentation der Bilanz verkündete der Kosmetikriese aus dem Pariser Vorort Clichy jetzt auch, eine Minderheitsbeteiligung an dem Modehaus des französischen Designers Jacquemus in Höhe von 10% zu übernehmen. Beide wollen gemeinsam ein Parfum und andere Kosmetikprodukte unter seinem Namen entwickeln. Finanzielle Details nannte L’Oréal nicht.
Freie Mittel für Investitionen hat das Unternehmen: Der Kosmetikkonzern hat gerade einen 2,3-prozentigen Teil seiner Beteiligung an Sanofi an den Pharmakonzern zurückverkauft. Das spült 3 Mrd. Euro in die Kassen. Der Verkauf gebe L’Oréal die nötigen Mittel für weitere Akquisitionen, erklärte Finanzchef Christophe Babule. L’Oréal hält nach dem Anteilsverkauf noch immer 7,2% an Sanofi.
Neue Aktivitäten im Visier
In einem Bereich setzt L’Oréal auf Kooperationen anstatt auf Übernahmen: Nach Angaben von Konzernchef Nicolas Hieronimus interessiert sich der Kosmetikkonzern jetzt für neue Aktivitäten wie Nahrungsergänzungsmittel speziell für die Schönheit. Doch arbeitet er dabei mit externen Herstellern zusammen und plant keine Akquisitionen. Im vergangenen Jahr hatte L’Oréal wieder eine Beteiligung an dem Schweizer Dermatologie-Spezialisten Galderma übernommen. Zudem habe L’Oréal Beteiligungen an Schönheitskliniken in den USA und China gekauft, um den Markt zu verstehen, erklärte Hieronimus.
Keine Stabilisierung in China
Beide Länder haben den Kosmetikriesen zuletzt ausgebremst. So legte der Umsatz L’Oréals in Nordamerika im Schlussquartal gerade mal 2,3% auf 2,9 Mrd. Euro zu. In Nordasien verringerte er sich sogar um 3,1% auf 2,87 Mrd. Euro. Der Gesamtumsatz des Konzerns stieg im vierten Quartal um 4,5% auf 11,08 Mrd. Euro, im Gesamtjahr betrug das Plus 5,6% auf 43,49 Mrd. Euro. Unter dem Strich verdiente L’Oréal mit 6,41 Mrd. Euro rund 3,6% mehr als im Vorjahr.
Der Schönheitsmarkt normalisiere sich, erklärte der Kosmetikspezialist. Trotz der Abschwächung des nordamerikanischen Marktes im Schlussquartal ist Hieronimus optimistisch, dass L’Oréal die Präsenz dort ausbauen kann. Der Markt habe Potenzial, vor allem hochpreisige Produkte dürften sich gut entwickeln. Dagegen hat sich der Markt in China laut Finanzchef Babule Ende 2024 noch nicht stabilisiert.